Angriffe gegen Karl Pfeifer:
Die dünne und durchsichtige Maske des Mag. Michael Pröbsting
Von Karl Pfeifer
Mag Michael Pröbsting glaubt seine Ignoranz einerseits
durch wüste ad personam Angriffe aus der untersten Schublade und
andererseits durch wehleidiges Klagen kompensieren zu müssen.[1] Er macht
mich verantwortlich für das was andere schrieben oder sagten und versucht
mich untergriffig zu diffamieren als "das bekannteste Sprachrohr der
Antinationalen in Österreich".
Sein "Beweis", der einer paranoiden Geisteshaltung
entsprungen zu sein scheint, ist eine Rezension, die ich schrieb: "Natürlich
sind diese Leute untereinander engstens verbunden und unterstützen sich
gegenseitig, wo sie nur können. Sie schreiben zumeist in den gleichen
Publikationen. Pfeifer z.B. verfasste eine lobende Rezension für das von
Mary Kreutzer und Thomas Schmidinger herausgegebene Buch "Irak, von der
Republik der Angst zur bürgerlichen Demokratie?".[2]
Naiv tuend fragt er: "Woher rührt das plötzliche Interesse
des Herrn Pfeifer? Zeigt er unerwarteterweise doch Interesse an einer
politischen Auseinandersetzung mit uns, nachdem er vor mehr als zwei Jahren
unsere Einladung zu einer öffentlichen Debatte über die strittigen Fragen in
einem Brief brüsk zurückwies?"
Tatsächlich beschimpfte mich Mag. Pröbsting am 22. August
2003, um mich fünf Tage später "zu einem öffentlichen Streitgespräch"
einzuladen.
Am 29. August antwortete ich u.a. so:
"Sie bzw. Ihre Gruppe hat am 22.8.03 festgestellt: "Karl Pfeifer ist also
nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der (blutigen) Taten". Sie
qualifizieren mich u.a. als "Mörder" und "Reaktionär". Ein paar Tage später
laden Sie mich aber zu einem Streitgespräch ein. Es ist ihnen und Ihren
Sympathisanten nicht zumutbar mit einem "unverbesserlichen, uneinsichtigen
Mörder", "der keine Reue zeigt", zu diskutieren.
Im übrigen diskutiere ich weder mit Nazi noch mit "Linken", die mich
beschimpfen und über mich freche Lügen verbreiten."
Daran halte ich noch heute fest. Wie auch am Vorwurf, dass
nicht nur Rechtsextremisten, sondern auch Linksradikale wie Mag. Michael
Pröbsting die gleichen Mittel der aggressiven Verleumdung benützen und mit
ihnen eine persönliche Diskussion sinnlos ist. Was mich nicht hindert, meine
Meinung zu bestimmten Themen zu äußern. Ich werde mit einem separaten
Artikel auf linken Antizionismus detailliert eingehen.
Herr Mag. Pröbsting (MP) beklagt, dass ich seinen
Magistertitel erwähne, obwohl bei politischen Diskussionen akademische Titel
keine Rolle spielen sollten. Im Gegensatz zu MP achte ich aber auf gewisse
Umgangsformen. Wenn mich MP einfach als "Pfeifer" hinstellt, dann erwähne
ich seinen akademischen Titel. Offenbar ist MP nicht fähig Ironie zu
verstehen, das ist aber nicht gravierend. Hingegen erwartet man in der Regel
von einem Magister der Politikwissenschaften, dass er einen einfachen
deutschsprachigen Text lesen und verstehen kann.
Doch dazu ist Mag. Michael Pröbsting offensichtlich nicht in
der Lage:
Er schreibt: "Herr Pfeifer ist einer dieser Ex-Kommunisten" und beruft sich
auf einen Artikel von Heribert Schiedel, der folgendes schrieb: "In Wien
suchte er zunächst die Nähe von KommunistInnen, denen er wie so viele Juden
und Jüdinnen ihren Beitrag zur Befreiung hoch anrechnete. Aber ein Beitritt
zur KPÖ scheiterte an Karls Atheismus, der ihn auch nicht an die
Unfehlbarkeit Stalins glauben ließ."[3] Auch wer nur die Nähe gesucht hat,
selbst aber niemals Kommunist war, wird von MP zu einem solchen stilisiert,
denn Fakten spielen bei ihm keine Rolle, wichtig ist die Beschimpfung und
Verleumdung.
Ein Lieblingsthema von MP ist die Elitetruppe Palmach, die er
als Mördertruppe implizit mit der Waffen SS gleichstellt. Als Quelle für
seine Behauptung gibt er eine zionistische an, die aber seine Behauptungen
Lügen straft. [4]
Doch MP lässt nichts aus, wenn es darum geht, Palmach anzuschwärzen:
"Unter anderem war Palmach mitverantwortlich für das berüchtigte Massaker in
Deir Yassin im April 1948".
Die sicher nicht zionismusverdächtige Organisation "Deir Yassin remembered"
hat eine website, auf der sie die häufig gestellten Fragen beantwortet:
Die zweite Frage lautet, "Wer beging das Massaker?
Mitglieder der zwei revisionistischen ("rechtgerichteten") zionistischen
paramilitärischen [Organisationen], Der Irgun Zvai Leumi (Irgun) und
Lochamei Herut Yisrael (Lehi oder Sternbande)." [5]
Die Geschichtskenntnisse des Herrn Mag. Pröbsting sind
äußerst mangelhaft: "In dieser Situation fürchteten die Nazis jede Form des
Massenwiderstandes. Sie sahen beim heroischen Aufstand des Warschauer
Ghettos im April 1943, zu welch übermenschlichen Widerstandsanstrengungen
die Juden in der Lage waren (und das in einer militärisch viel
aussichtloseren Situation als in Ungarn Mitte 1944). Daher lag ihnen einiges
an der Zusammenarbeit mit führenden Zionisten, die ihnen helfen würden, die
ungarischen Juden unter Kontrolle zu halten. Der Nazi-Schlächter Adolf
Eichmann – Organisator der Deportationen der ungarischen Juden – selbst
bestätigte später in einem Interview auf zynische Weise diese Überlegungen."
Inwiefern war die Lage der Juden in Ungarn nach der deutschen
Besetzung weniger militärisch aussichtslos als in Warschau? Im Gegensatz zu
Polen, waren in Ungarn 1944 fast alle Juden im Alter von 16 bis 65 Jahren
beim waffenlosen Arbeitsdienst eingesetzt. In den Ghettos blieben zumeist
Frauen, Kinder und Alte.
Gab es in Polen bewaffnete Widerstandsgruppen, von denen die
Juden im Warschauer Ghetto ihre wenigen Waffen erhielten, so war der
ungarische Widerstand gegen die Besatzer äußerst gering. Mussten in Polen
Wehrmacht und Waffen SS selbst Hand bei der Deportation anlegen, war in
Ungarn lediglich eine hauptsächlich aus Österreichern bestehende Gruppe von
ungefähr 150 Fachleuten unter der Führung von Adolf Eichmann anwesend, die
sich bei der administrativen Erfassung der Juden, ihrer Konzentrierung in
Ghettos und beim Verladen in die Viehwaggons zur Deportation voll auf die
ungarischen Behörden verlassen konnten.
Auch wenn es nicht in das Weltbild von Mag. Pröbsting passt,
im Warschauer Ghetto formierte sich die "Jüdische Kampforganisation" unter
dem Zionisten Mordechai Anieliewicz, deren Mitglieder mehrheitlich Zionisten
waren und die erstmals im Januar 1943 zum bewaffneten Widerstand überging
und den Boden bereitete für den Warschauer Ghettoaufstand anlässlich der am
19.4.1943 beginnenden Deportation der verbliebenen knapp 60.000 Juden.
Obwohl nur im Besitz weniger Waffen leisteten die Ghettokämpfer bis Mitte
Mai erbitterten Widerstand. [6]
In Ungarn versuchten Zionisten, insbesondere der linke Haschomer Hazair,
unter anderem mit der Herstellung von falschen Dokumenten Menschen zu
retten. In dieser verzweifelten Lage arbeiteten Zionisten und Kommunisten
zusammen. [7]
Das alles passt natürlich nicht in das Konzept von MP, daher
beruft er sich auf Lenni Brenner, einen antizionistischen Agitator. Kein
seriöser Kenner der ungarischen Geschichte wird bestätigen, dass sich die
Nazi vor einem Aufstand von Juden in Ungarn fürchteten. Doch die
antizionistischen Geschichtsfälscher haben wie die Rechtsextremisten eine
Agenda und sie lassen sich von seriösen Geschichtswissenschaftlern nicht
stören. Die Rechtsextremisten beschuldigen diese eine verordnete Wahrheit zu
verkünden, Mag. Pröbsting hingegen qualifiziert seriöse Historiker einfach
als "bürgerlich" ab.
MP versucht die Opfer der deutsch-österreichischen
Volksgemeinschaft als Täter darzustellen und glauben zu machen, in Ungarn
hätte Rezsö Kasztner die Möglichkeit gehabt, einen Aufstand wie im
Warschauer Ghetto auszulösen. Er phantasiert ihn als gleichwertigen
Verhandlungspartner von Adolf Eichmann. Was jeder Realität Hohn spricht.
Wer wirklich erfahren will, was geschehen ist, sollte das
Buch von Randolph L. Braham über den Holocaust in Ungarn lesen. [siehe
Fußnote 7] Tatsache ist, der israelische Oberste Gerichtshof diskutierte
noch über Kasztners Berufung, nachdem dieser von nationalistischen
Extremisten ermordet wurde. In einem abschließenden Urteil entlastete das
Gericht Kasztner von allen Anschuldigungen, ausgenommen den Vorwurf, dass er
Nationalsozialisten wie Becher geholfen habe, sich der juristischen
Verfolgung zu entziehen.
Bei den 1944 in Ungarn herrschenden Bedingungen waren
Verhandlungen mit den Deutschen der einzige Weg, Juden zu retten. Der Zug
mit ca. 1700 Juden hätte ebenso nach Auschwitz-Birkenau gehen können, und
vielleicht brachte Kasztner dadurch, dass er seine eigenen Verwandten in den
Zug setzte, viele der anderen überhaupt erst dazu, ebenfalls einzusteigen.
Jedenfalls betrachtete er diesen Zug als Beginn weiterer
Rettungsunternehmungen. Im Winter 1944/45m als er selbst bereits sicher in
der Schweiz war, kehrte Kasztner freiwillig nach Deutschland zurück und fuhr
mit Becher nach Berlin, um zu versuchen, die noch lebenden Juden in den
Konzentrationslagern zu retten. Möglicherweise trug seine Intervention
entscheidend dazu bei, dass die Verwaltung des KZ Bergen-Belsen sich den
Briten ergab, ohne ein Blutbad anzurichten.
Und wie soll man den Vorwurf bewerten, Kasztner hätte die
ungarischen Juden nicht gewarnt? Er – der aus Cluj gekommene – war in Ungarn
völlig unbekannt, hatte keinen Einfluss auf den "ungarischen Judenrat" und
war nicht in der Lage, irgendjemand zu warnen. Selbst in Cluj, wo er bekannt
war, konnte ein Rettungskomitee aus angesehenen einheimischen Bürgern nur
einige wenige Juden davon überzeugen, dass sie sich in das 20 Kilometer
entfernte Rumänien retten müssten.
Was MP mit Rechtsextremisten verbindet, ist sein mangelndes
Interesse an den realen historischen Verhältnissen. Genau wie David Irving,
der bei der rechtsextremistischen Burschenschaft Olympia einen Vortrag über
Kasztners Verhandlungen mit Eichmann halten wollte, geht es MP in erster
Linie darum, die Zionisten mit den Nazi in eine Reihe zu stellen. Dazu
schreibt Margit Reiter:
"Unter völliger Missachtung der historischen Zwangssituation und mithilfe
weiterer, zwar teilweise richtiger, aber aus dem historischen Zusammenhang
gerissener Fakten vermeinten viele Linke AntizionistInnen aus dieser als
"Kollaboration" diffamierten Zusammenarbeit eine "erwiesene
Wesensgleichheit" zwischen Faschismus und Zionismus ableiten zu können". [8]
MP unterstellt mir auch – wie das die Naziapologeten gerne
tun – ich würde an einer Kollektivschuldthese festhalten, und ich würde
behaupten, "Es waren nicht die Nazis, die SS und die herrschende Klasse
Deutschlands, die für den Holocaust verantwortlich zeichneten,..." Nirgendwo
habe ich die Nazis, die SS oder die herrschende Klasse entlastet. Doch diese
waren ja nicht allein. Da gab es doch gerade in Wien viele, die keine Nazi
waren und von der "Arisierung" profitierten, da gab es in diesem Land
einfache Volkssturmmänner, die noch in den letzten Tagen des Krieges
ungarische Juden, die zu Fußmärschen gezwungen waren, ermordeten.
MP und seinesgleichen wollen an der österreichischen
Lebenslüge festhalten, dass man ja nur armes Opfer war und keine
Verantwortung für die Verbrechen trage, das an allem Hitler die Nazis (und
die Kapitalisten) schuld wären. Sie klammern aus, dass die überwiegende
Mehrheit keinen Widerstand entgegensetzte, auch nicht in den letzten Tagen
des Krieges. Das Jammern über die Kollektivschuldbeschuldigung gehört zum
Arsenal rechtsradikaler Propaganda, die behauptet, die Alliierten hätten die
These von der Kollektivschuld aller Deutschen an den Verbrechen des
Hitlerregimes propagiert.
Als moralisches Postulat (auch in der Version als "kollektive
Scham") ist das Problem der Mitverantwortlichkeit für das was im Namen der
deutsch-österreichischen Volksgemeinschaft geschah, auch über den Kreis
derer hinaus aktuell, die damals Hitlers Politik billigten und seine Erfolge
bejubelten. Als politisches und juristisches Problem hat die
Kollektivschuldthese dagegen nie real existiert.
In Wirklichkeit geht es darum, diejenigen zu rechtfertigen,
die nach dem Krieg darauf beharrt haben, nichts gewusst zu haben. Es kam zu
keinem antinazistischen Umschwung der Massen, die starke Identifikation mit
der Vergangenheit wurde nicht überwunden, psychische Selbstverleugnung und
Verdrängung waren das Resultat. Die linke Analyse des Nationalsozialismus
blieb bei den Phänomenen stecken, die diesen 1933 bis 1939 charakterisierte.
Daher die Reduzierung auf die Unterstützung des Großkapitals für die
NS-Herrschaft. Wer die Besonderheit des Nazismus und die Vernichtung des
europäischen Judentums erwähnt, wird auch von vielen Linken als Ankläger
wahrgenommen. Diese nennen ja auch den Nationalsozialismus euphemistisch
Faschismus und behandeln ihn als leere Abstraktion.
Für Mag. Pröbsting ist der Holocaust einer von vielen und der
Antisemitismus wird als bloßes Beispiel für Vorurteil, Fremdenhass und
Rassismus allgemein verharmlost.
Bestimmte Aspekte der Vernichtung des europäischen Judentums
bleiben so lange unerklärlich, wie der Antisemitismus als Beispiel für
Sündenbockstrategien, deren Opfer auch sehr gut Mitglieder irgendeiner
anderen Gruppe hätten gewesen sein können, behandelt wird.
Dazu stellt Moishe Postone fest: "Charakteristisch für den
Holocaust war der verhältnismäßig geringe Anteil an Emotion und
unmittelbaren Hass (im Gegensatz zu Pogromen zum Beispiel). Dafür zeichnete
ihn das Selbstverständnis einer ideologischen Mission aus, und was das
wichtigste ist: Der Holocaust hatte keine funktionelle Bedeutung. Die
Vernichtung der Juden war kein Mittel zu einem anderen Zweck. Sie wurden
nicht aus militärischen Gründen ausgerottet oder um gewaltsam Land zu
nehmen.... Es gab auch kein ‚äußeres’ Ziel. Die Vernichtung der Juden musste
nicht nur total sein, sondern war sich selbst Zweck – Vernichtung um der
Vernichtung willen –, ein Zweck, der absolute Priorität beanspruchte...
Ist die qualitative Besonderheit der Vernichtung des europäischen Judentums
einmal erkannt, wird klar, dass Erklärungsversuche, die sich auf
Kapitalismus, Rassismus, Bürokratie, sexuelle Unterdrückung oder die
autoritäre Persönlichkeit stützen, viel zu allgemein bleiben." [9]
Ich beabsichtige nicht mit MP die von ihm zitierten
Erklärungen bereits vor dem Holocaust oder während des Holocausts
gestorbener Antizionisten zu diskutieren. MP weist darauf hin, dass die
Trotzkisten allein die richtigen Protestresolutionen gegen Hitler
verfassten. Das Problem dabei war, dass die deutsch-österreichische
Volksgemeinschaft von diesen Resolutionen nicht beeindruckt war und bis zu
letzt – Ehre den wenigen Ausnahmen – zu Hitler hielt. Diese Resolutionen
konnten keinen einzigen Juden das Leben retten, während viele tausende Juden
Zionisten ihr Leben verdanken.
Mag. Pröbstings Behauptungen über die Schaffung eines
einheitlichen sozialistischen Staates in Palästina, haben soviel
Realitätsbezug, wie es trotzkistische Resolutionen vor dem Holocaust hatten,
nämlich keinen. Wer gegen einen palästinensisch-arabischen Staat eintritt,
der möchte die israelische Besatzung dicht mit Arabern besiedelter Gebiete
und damit den Konflikt perpetuieren. Seit dem Holocaust bejaht die
überwiegende Mehrzahl der Juden die Existenz des Staates Israel. Auch dann,
wenn dies einer von MP angeführten kleinen Gruppe von Wiener Linksradikalen
missfällt.
Herr Mag. Michael Pröbsting mag meine politische Einstellung
nicht, deswegen mir immer wieder ohne jeden Beweis zu unterstellen, ich sei
"nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der (blutigen) Taten" ist die
Zuweisung einer Kollektivschuld, gegen die er doch die
deutschösterreichische Volksgemeinschaft und ihren linksradikalen
Wurmfortsatz so heftig verteidigt. Würde ich mich zu seinen abstrusen
Theorien und Thesen bekehren, dann würde mich MP so wie er das mit Uri
Avnery tut, der – als ich in der bekannt linken Palmach diente – in einer
rechten Terrororganisation war, zu einem "zionistischen Elitesoldaten"
machen.
Was dabei auffällt ist die immer wiederkehrende
Unterscheidung der jüdischen Überlebenden in "gute", weil ideologisch
nahestehende und "schlechte", weil politisch missliebige Opfer. Was dabei
nicht zufällig vergessen wird, für die deutsch-österreichische
Volksgemeinschaft waren alle Juden gleich. Heute muss man die "richtige
politische Einstellung" haben, um von einigen Linken wenigstens mit Anstand
behandelt zu werden. Empathie ist eher nicht zu erwarten. [10]
Wenn mich MP beschuldigt ein "Mann der (blutigen) Taten" zu
sein, dann haut er in die gleiche Kerbe, wie vor ihm bereits die
rechtsextremistische Wochenzeitung "Zur Zeit" und deren Herausgeber und
Chefredakteur Andreas Mölzer nach 2000. Im Februar 1995 rezensierte ich das
Freiheitliche Jahrbuch 1995 und wurde wegen dieser Rezension vom
österreichischen Politikwissenschaftler Dr. Werner Pfeifenberger geklagt,
der in seiner Klage Juden unterstellte, sie hätte 1933 Deutschland den Krieg
erklärt. Er verlor diese Prozesse.
Im Februar 2000 hatte die Wiener Staatsanwaltschaft gegen Dr.
Pfeifenberger Anklage wegen Verstoß gegen das NS-Verbotsgesetz erhoben. Er
beging im Mai 2000 Selbstmord. Drei Wochen später griff die
rechtsextremistische "Zur Zeit" den "jüdische[n] Journalist[en] Karl
Pfeifer" an, weil ich im freiheitlichen Jahrbuch "Neo-Nazi-Töne" fand. Sie
schrieb: "Damit hatte Karl Pfeifer eine Menschenhatz eröffnet, die in der
Folge bis zum Tod des Gehetzten gehen sollte." Ich klagte daraufhin "Zur
Zeit" und Andreas Mölzer – der in einem Brief an seine Abonnenten den
Vorwurf verschärfte – und verlor beide Prozesse im Wiener Oberlandesgericht.
Dr. Doris Trieb schrieb in ihrem Urteil zum Prozess gegen
"Zur Zeit": "Die Aussage hingegen, die im Artikel geschilderten Vorgänge
hätten den Tod zur Folge gehabt, lassen den Leser, wie vom Erstgericht
insoweit richtig aufgezeigt, im gegebenen Zusammenhang bloß auf die
Zuweisung einer moralischen Verantwortlichkeit schließen, was aber wiederum
klar als Schlussfolgerung und Wertung des im Artikel geschilderten
Sachverhaltes und nicht als Tatsachenbehauptung zu verstehen ist."
Im Prozess gegen Andreas Mölzer schrieb OLG-Richter Dr.
Werner Röggla: "Im gegenständlichen Fall hat der Privatankläger und.
Antragsteller [Karl Pfeifer] Prof.Pfeifenberger zunächst vorgeworfen, sein
Artikel im «Freiheitlichen Jahrbuch' würde "Nazitöne" enthalten und er
betreibe "die Verherrlichung der Volksgemeinschaft", was der Vorwurf nach §
3. VG ist. Dementsprechend scharf darf auch die Kritik an diesem Vorwurf
(und deren. Folgen) sein." So wird das NS-Verbotsgesetz gegen einen
jüdischen Journalisten in Österreich benützt, der gerichtlich bestätigte
Nazitöne aufgezeigt hatte.
Rechtsextremisten dürfen mich als moralischen Mörder
hinstellen und Linksradikale mich als Mörder denunzieren und sie tun das
auch, ohne befürchten zu müssen, dass die öffentliche Meinung sich darüber
empört.
MP schreibt über mich: "Bald nach seiner militärischen
Laufbahn wechselte er seinen Wohnsitz und kam nach Österreich" ohne zu
erwähnen, dass ich in Baden bei Wien geboren und als zehnjähriger von der
deutsch-österreichischen Volksgemeinschaft vertrieben wurde. Wäre ich nach
meinem Militärdienst in Israel geblieben, wäre es MP auch nicht recht, weil
ich aber in mein Geburtsland zurückkehrte, wird mir schleißig
Wohnsitzwechsel vorgeworfen.
Was Mag. Michael Pröbsting überhaupt nicht interessiert, ist
die Frage, wie es mir und anderen jüdischen Jugendlichen und Kindern gelang,
den Fängen der Nazi zu entkommen. Zu einer Zeit als der bis heute von den
meisten Palästinensern geschätzte Hadj Amin el Husseini, der die
Palästinenser noch 1948 führte, Briefe an die Regierungen von Ungarn,
Rumänien und Bulgarien schickte ja keine jüdischen Kinder und Jugendliche
die Ausreise bzw. Durchreise in das britische Mandatsgebiet zu genehmigen,
haben Zionisten Kindertransporte organisiert und damit Menschenleben
gerettet. Da waren Kinder dabei, die aus dem kroatischen KZ und
Vernichtungslager Jasenovac oder polnischen Ghettos geflüchtet waren und die
nur dank der zionistischen Organisationen überleben konnten. Die meisten
hatten damals schon ihre ganze Familie verloren.
60 Jahre danach implizit den Vorwurf gegen mich und andere zu
erheben, dass wir uns von den politisch unliebsamen Zionisten haben retten
lassen und nach Palästina eingewandert zu sein ist schäbig. Ich wurde in
einem sozialistischen Kibbuz erzogen und war noch nicht 18 Jahre alt, als
ich mich freiwillig zur Palmach meldete. Unter anderem auch aus Dankbarkeit
gegenüber der Gemeinschaft, deren Existenz damals bedroht war und die mein
Leben rettete, denn so wie alle europäischen Juden, war auch ich von der
deutsch-österreichischen Volksgemeinschaft zum Tod verurteilt.
Die Sympathien der linken Parteien der Welt, der
Volksdemokratien und der Sowjetunion waren 1946-1949 auf unserer Seite. Ohne
die Waffenlieferung aus der Tschechoslowakei im Frühjahr 1948 hätte Israel
nicht bestehen können. Israel hat hunderttausenden Holocaustüberlebenden
eine Heimat gegeben und Millionen Juden integriert. Wer das liquidieren will
ist Antisemit, hinter welcher Maske er sich immer versteckt. Wer allein den
Juden einen eigenen Staat missgönnt ist Antisemit.
Es gibt keinen ehrbaren Antisemitismus. Die antizionistische
Maske, hinter der sich Mag. Michael Pröbsting verstecken will, ist dünn und
durchsichtig. Jean Paul Sartre kam in seinen "Überlegungen zur Judenfrage"
zum Schluss: "Was der Antisemit wünscht und verbreitet ist der Tod des
Juden". Das bleibt bis heute aktuell.
Gerade der Erfolg des jüdischen Staates spornt kleine
linksradikale Sekten und Grüppchen an – die bei sich zuhause überhaupt
nichts bewegen können – davon zu träumen, diesen zu liquidieren. Der
Antisemitismus der sich als Antizionismus gibt ist auch eine Plattform auf
der sich Rechtsextremisten und viele Linksradikale einigen können. Im Namen
eines manichäischen Kampfes gegen die USA und Israel glauben diese damit
Massen mobilisieren zu können.
Anmerkungen:
1.
www.labournetaustria.at/lili12.htm
www.arbeiterinnenstandpunkt.net/antwort_pfeifer.html
www.kommunisten.at
2.
http://www.juedische.at/TCgi/TCgi.cgi?target=home&
Param_Kat=3&Param_RB=4&Param_Red=2032).
3. "Karl Pfeifer wird 75: Laut ‚Nein!’ sagen.
http://www.hagalil.com/archiv/2003/08/pfeifer.htm
4. Ami Isseroff: Haganah - A History of the Jewish Underground Defense force
in Palestine;
http://www.zionism-israel.com/Haganah.htm
5. "Who perpetrated the massacre?
Members of the two Revisionist ("right-wing") Zionist paramilitaries, the
Irgun Zvai Leumi (Irgun) and Lochamei
Herut Yisrael (Lehi or Stern Gang)."
http://www.deiryassin.org/faq.html
6. Scheffler, Grabitz: Der Ghettoaufstand Warschau 1943, München 1993
7. Randolph L. Braham: "The Politics of Genocide, The Holocaust in Hungary,
New York 1994
Ávihu Ronén: Harc az életért, Cionista ellenállás Budapesten –1944, Budapest
1998
8. Margit Reiter: Unter Antisemitismus-Verdacht / Die österreichische Linke
und Israel nach der Shoah,
Innsbruck 2001, Seite 232f
9. "Antisemitismus und Nationalsozialismus" in Moishe Postone: Deutschland
die Linke und der Holocaust,
Freiburg 2005
10. siehe dazu auch Margit Reiter S. 231 und 401ff |