Im Alter nicht ins Abseits stellen:
"Zahlt den Überlebenden der Schoah jetzt!"
Letzte Woche hat der "Fonds zur Unterstützung der
Holocaustopfer" bekannt gegeben, dass er wegen Budgetmangels seine
elementare Hilfstätigkeit zugunsten der bedürftigen Überlebenden einstellt.
Um diese Mitteilung zu veröffentlichen haben die Leiter des Fonds, ein
privater Freiwilligen-Verband, eine große Pressekonferenz einberufen. Unter
anderem griffen die Redner die "Claims Conference" an, da diese ihre
jährlichen Budgetforderungen nicht decke. "Wir brauchen weitere 10 Mio.
Dollar, um denen zu helfen, die sich an uns wenden", so die Sprecher des
Fonds.
Eine nicht allzu tiefschürfende Nachforschung zeigt aber, dass beim "Fonds"
die Nerven einfach blank liegen und man vielleicht vom vielen Betteln und
Bitten schon verbitterter ist als unbedingt sinnvoll wäre. Immerhin hat die
"Claims Conference" nach eigenen Angaben im Jahr 2005 36.Mio $ überwiesen,
das sind 80% des Budgets. Vom Finanzministerium kamen weitere 7 Mio.$. Eine
Sprecherin der "Claims Conference" meinte, für das Jahr 2006 habe man
sowieso vorgesehen, dem Fonds 40 Mio. Dollar zu überweisen. Demnach würden
nur 6 und nicht 10 Millionen fehlen.
Wie dem auch sei, Noah Klieger (Jedioth achronoth) hat diese vielleicht
unnötige und teuere Pressekonferenz einen Denkanstoß gegeben, der das wahre
Problem betrifft: Der Mangel einer wirklichen Unterstützung für kranke und
bedürftige Holocaust-Überlebende vonseiten der staatlichen Institutionen.
Warum müssen einige gewissenhafte Holocaust-Überlebende, die von Besorgnis
um ihre Kameraden erfüllt sind, privat die Initiative ergreifen, einen
Unterstützungs-Fonds gründen, und von Pontius zu Pilatus laufen, um die
minimalen Gelder zu erringen, die dafür nötig sind? Gepriesen seien die
Menschen, die seit 1994 dieses heilige Werk verrichten, doch es ist klar,
dass es nicht ihre Aufgabe ist. Es ist einzig und allein Aufgabe des
Staates. Die offiziellen Institutionen müssen dafür sorgen, dass dies
weitsichtigen und engagierten Menschen ihre wichtige Arbeit endlich in Würde
und Anstand leisten können.
Wo bleibt der Respekt für jene die gesellschaftliche Aufgaben erkennen und
sich ihrer annehmen, lange bevor die schlimmsten Missstände eingetreten
sind? Jene die tun, was Aufgabe der Gesamtgesellschaft wäre, dürfen nicht
auch noch in eine Lage gebracht werden, in der sie sich nicht auch noch
dafür rechtfertigen müssen, dass sie von Staat und Gesellschaft
Unterstützung fordern.
Die Holocaust-Überlebenden, die in ihrer Jugend so sehr gelitten haben,
müssen nicht auch noch im Alter leiden. Sicher nicht im jüdischen Staat, für
dessen Verteidigung sie gekämpft haben, und zu dessen Aufbau und Blüte sie
beigetragen haben. Warum haben die "hohen Tiere" nicht verstanden, wie es
die Gründer des Fonds verstanden haben, dass im Laufe der Jahre
natürlicherweise die Anzahl der Überlebenden zwar abnehmen wird, dass aber,
genau so natürlicherweise, die Anzahl der Bedürftigen und der Kranken unter
ihnen zunehmen wird?
Warum wurde dieser Fonds nicht im Rahmen des Finantministeriums oder des
Sozialamtes gegründet? Was wäre passiert, wenn so ein Fonds nicht mit 42
Mio. Dollar, sondern mit 100 Mio. Dollar gegründet worden wäre, um all den
Bedürftigen bei der Heimpflege beizustehen, mit Hörgeräten, Zahnprothesen,
Brillen und Medikamenten zu helfen, die nicht im "Gesundheitskorb" sind? 100
Mio. Dollar, das heißt 450 Mio. Sheqel, aus einem Staatshaushalt von 240
Milliarden Sheqel, sind keine Summe, die sich der Staat nicht leisten kann.
Glauben Sie mir, keiner hätte gegen diese bescheidene Ausgabe zugunsten
derjenigen, die so sehr gelitten haben, etwas gesagt.
In haArez fordert Uri Ya'akov, ehem. Medienberater des Zentrums der
Organisationen der Holocaust-Überlebenden in Israel, von der Claims
Conference: "Die Unterstützungsgelder für die Holocaust-Überlebenden müssen
erhöht werden, denn der auf private Initiative hin entstandene "Fonds zur
Unterstützung der Holocaust-Überlebenden" ist zum Sozialamt der Überlebenden
geworden, besonders in den letzten Jahren, während der Sozialstaat in Israel
allmählich auseinander fällt.
40 Jahre lang hat es im Vorstand der grossen Empfänger und
Verwaltungsorganisation für die Entschädigungs- und Schadensersatzgelder,
die sogenannte "Claims Conference", nicht einmal einen einzigen Vertreter
der Holocaust-Überlebenden gegeben. Erst vor einem Jahrzehnt erklärten sich
die Leiter der "Claims Conference" bereit, eine Vertretung der
Holocaust-Überlebenden in Israel, den USA und Europa zu ermöglichen. Dennoch
sind die Vertreter der Organisationen der Überlebenden in den Organen der
"Claims Conference" immer noch in der Minderheit, und vor allem in jenem
Ausschuss, der für die Verteilung der Gelder zuständig ist.
Die "Claims Conference" ist laut deutschem Gesetz als die Organisation
anerkannt, die den gesamten jüdischen Besitz in Deutschland erbt, der nicht
von seinen rechtmäßigen Inhabern oder dessen Erben zurückgefordert wurde.
Vor der Vereinigung Deutschlands, und nachdem sich die israelische Regierung
und die "Claims Conference" in den 70er Jahren Westdeutschland gegenüber
verpflichtet hatten, dass sie keine Forderungen mehr für Wiedergutmachung
und Entschädigung stellen würden, befand sich die "Claims Conference" vor
dem Ende ihres Weges, und ihre Kasse leerte sich allmählich.
Mit der Wiedervereinigung Deutschlands, und unter dem Druck der
Überlebenden, war die "Claims Conference" bereit, sich an Deutschland zu
wenden, mit der Forderung, auch den gesamten jüdischen Besitz aus
Ostdeutschland zurückzugeben. Der Besitz wurde auf einen Wert von einer
Milliarde Dollar geschätzt. Deutschland kam der Forderung nach, und bis
heute ist ein Großteil des Besitzes schon aufgelöst worden, und ein kleiner
Teil befindet sich noch in deutschen Gerichtshöfen, um die Eigentümerschaft
nachzuweisen.
Laut den Statuten der "Claims Conference" sind 80% der Gelder für die
Unterstützung der kranken und bedürftigen Holocaust-Überlebenden gedacht,
und 20% sind für die Verewigung des Gedenkens an den Holocaust vorgesehen.
Doch trotz der Zunahme in den Bedürfnissen der Holocaust-Überlebenden, wegen
ihres hohen Alters und ihrem Gesundheitszustand, hat die "Claims Conference"
die zugeteilten Gelder für den Fonds für 2006 gekürzt. Mehr noch, die
"Claims Conference" setzt den Beschluss, 60% der Gelder für die Überlebenden
in Israel zu verwenden, nicht um.
Dies und mehr: Die "Claims Conference" hat Gelder und Besitz im Wert von
einer Milliarde Dollar zu ihrer Verfügung, von denen ein Teil für die
Bedürfnisse der Überlebenden in kommenden Jahren "aufgehoben" wird. Es
handelt sich um eine Absurdum. Es wäre angemessen, dass die Leiter der
"Claims Conference" die Unterstützungsgelder jetzt erhöhen, und nicht Gelder
für die Zukunft aufbewahren, wenn die Überlebenden der mörderischen NS-Zeit
schon gestorben sind.
Österreich:
Verzögern hilft
sparen
Österreich war jahrelang darauf bedacht, Reparationszahlungen zu umgehen.
Nun wird mit den ersten Vorauszahlungen aus dem Entschädigungsfonds für
NS-Opfer begonnen...
Zum Beispiel: Wussten Sie
eigentlich, dass die allermeisten, d.h. fast 90%
der Ueberlebenden der NS-Konzentrationslager, welche nach dem II. Weltkrieg
in ihre tschechische Heimat zurueckkehrten, von der Bundesrepublik
Deutschland weder fuer ihre Leiden, noch fuer die erzwungenermassen fuer das
Deutsche Reich geleistete Arbeit irgendeinen Ausgleich oder Schadensersatz
erhalten haben... |