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Dietrich-Daniel Gaede, Leiter der pädagogischen Abteilung in der Gedenkstätte Buchenwald:
Schließt einen Kreis

Ein Artikel von Noach Klieger, erschienen in Jedioth achronoth, Quelle: Medienspiegel der Deutschen Botschaft Tel Aviv, 11.01.2006

Im ersten Moment erkannte ich Dietrich-Daniel Gaede, den Leiter der pädagogischen Abteilung in der Gedenkstätte Buchenwald, nicht wieder. Aus dem Jungen mit dem langen Haar und dem wilden Bart, den ich vor 27 Jahren kennen gelernt hatte, ist ein seriöser Mann geworden, in Anzug und Krawatte. Man kann sich kaum vorstellen, wie wir uns freuten, als wir uns letzten Monat wieder sahen - ausgerechnet in Buchenwald.

Am 5. Mai 1978 schritt ich im hessischen Wetzlar gemeinsam mit Hunderten Menschen dem Sarg von Christoph Gaede hinterher, der bei einem Anschlag in Nablus getötet worden war. Christoph war nach Israel gekommen, um seinen großen Bruder Dietrich zu besuchen, der damals 22 Jahre alt war und schon seit einigen Monaten als Volontär bei "Aktion Sühnezeichen" gearbeitet hatte. Als sie in den Bus stiegen, in dem sie nach Nablus fahren wollten, warfen arabische Terroristen eine Granate in den Bus. Bei der Explosion wurden Christoph und ein weiterer junger Mann getötet, und zahlreiche Personen, darunter auch Dietrich, wurden verletzt.

Die Verletzungen Dietrichs waren gravierend. Splitter, die in seine Augen eingedrungen waren, nahmen ihm sein Sehvermögen. Seine Familie beschloss, ihn nicht nach Deutschland zurückzubringen, sondern im Tel Hashomer Krankenhaus behandeln zu lassen. Dieser Beschluss und das Vertrauen, das die Familie den israelischen Ärzten entgegenbrachte, lösten in Israel große Sympathien aus. Hunderte Besucher kamen ins Krankenhaus, um Dietrich aufzumuntern, und er erhielt Tausende Briefe und Päckchen mit Süßigkeiten und anderen Geschenken aus ganz Israel. Ich habe mich ein paar mal mit Dietrich im Krankenhaus getroffen. Einige Monate zuvor hatte mich die Familie um meine Meinung darüber gebeten, dass die beiden Brüder nach Israel kommen, und ich hatte einen Besuch wärmstens empfohlen. Ich fühlte mich gewissermaßen verantwortlich. Alle Familienmitglieder, vor allem der verletzte Dietrich, demonstrierten während der Behandlungen großen Optimismus. Nach langen Monaten intensiver Behandlungen gelang es den Ärzten, dem jungen Deutschen sein Augenlicht wiederzugeben. Nach zwei Jahren kehrte Dietrich nach Deutschland zurück. Seither, also seit 25 Jahren, hatte ich keinen Kontakt zur Familie Gaede.

Im Jahre 1980, nach seiner Rückkehr nach Deutschland, beschloss Dietrich, Geschichte zu studieren, und er wurde ein Experte für die Nazizeit. "Es ist klar, dass mein Aufenthalt in Israel, der Anschlag und meine Treffen mit Holocaustüberlebenden meine Entscheidung, diese Richtung einzuschlagen, beeinflusst haben", sagt Dietrich, der seit ca. zehn Jahren tausende Jugendliche durch die Gedächtnisstätte Buchenwald führt. Seine Beziehung zu Israel und dem jüdischen Volk sei noch vor seinem Besuch entstanden, sagt Gaede. Dann kam er als Volontär der deutschen Organisation "Sühnezeichen" ins Land, um bedürftigen Juden und Arabern zu helfen. Ziel der Organisation ist es, in gewissem Maße für die Verbrechen der Generation der Eltern während des Holocaust zu sühnen.

"Mein Aufenthalt in Israel und die Nähe zum jüdischen Staat und seinen Bürgern wiesen mir meinen künftigen Lebensweg", erklärt er. "Ich wusste, dass ich wieder und verstärkt zu der Verewigung der Naziopfer in Deutschland beitragen muss, und damit etwas für das Volk leiste, das so viel gelitten hat. Deshalb habe ich beschlossen, die Geschichte dieser schrecklichen Zeit zu lernen". Nach kurzem Nachdenken fährt er mit seiner ruhigen Stimme fort: "Ich mache das auch für das Andenken an meinen kleinen Bruder. Ich habe das Gefühl, dass ich ihm etwas schuldig bin."

Nach Abschluss seiner Studien befasste er sich intensiv mit der Forschung des Zweiten Weltkriegs und des Naziregimes in Deutschland und hielt Vorlesungen zu dem Thema, bis er dann das Angebot erhielt, sich dem Team anzuschließen, das die Gedenkstätte und das Museum in Buchenwald leitet. "Es gab keinen glücklicheren Menschen als mich. Das ist genau der Platz, an dem ich die Ziele, die ich mir gesetzt habe, verfolgen kann", sagt Dietrich.

Selbstverständlich erzählt er israelischen Besuchern von seiner Zeit in Israel: "Es macht mir Spaß, mit ihnen in meinem gebrochenen Hebräisch zu plaudern, und ich erzähle ihnen immer, wie viel Liebe und Wärme ich von den Israelis erhalten habe, als ich im Krankenhaus war.
Er erzählt lächelnd: "Einmal, als israelische Besucher meine Erklärungen missverstanden und dachten, ich hätte das Andenken der Opfer verletzt, erzählte ich ihnen sofort von meinen stürmischen Zeiten in Israel. Das hat sie beruhigt. Jedes Treffen mit Israelis, die die Gedenkstätte besuchen, ist ein Festtag für mich. Ich werde die Menschen, die mir mein Augenlicht zurückgegeben und mich so herzlich behandelt haben, niemals vergessen."

hagalil.com 12-01-2006

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