Elefantenhaut:
Gedanken zu Arik Sharon
Von Noa Livne, Tel Aviv
Viel wurde in den letzten Tagen gesagt und geschrieben
seit bekannt wurde, dass Arik Sharon am Mittwoch Abend plötzlich ins
Krankenhaus eingeliefert wurde. Mein erster Gedanke nach Bekannt werden der
Neuigkeit war schlicht, dass ihm das letzte Jahr zu sehr zugesetzt hat.
Man muss schon eine extrem dicke Elefantenhaut haben, um zu
vertragen, was Arik Sharon, auch nachdem die Räumung des Gazastreifens ein
fait accompli war, einstecken musste. Nach der Ermordung von Itzhak Rabin
wurde nach den Wurzeln der Tat geforscht: die Zerrissenheit des Volkes, die
Verblendung und Hasstiraden der Rechten, die Unfähigkeit der Linken, die
Warnzeichen zu erkennen, wurden genannt. Es wurde immer wieder ganz deutlich
zum Ausdruck gebracht, dass so etwas nie wieder passieren darf.
Arik Sharon ist nicht mehr der Jüngste und hat sicherlich in
Anbetracht dieser Tatsache und anderen Faktoren mit verschiedenen
gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Ich bin darüber hinaus
selbstverständlich keine Expertin in medizinischer Hinsicht. Trotzdem: im
letzten Jahr war Arik Sharon eine konstante Zielscheibe für wüste
Hasstiraden, Morddrohungen etc. Schlimmer noch, allein schon der Gedanke,
dass im Juli 2005 Gegner der Räumung des Gazastreifens verkündeten, eine
Pulsa D'Nura gegen Arik Sharon ausgesprochen zu haben, hätte mir persönlich
den Rest gegeben. Auch innerhalb seiner Partei wurde er massiv angegriffen.
Oft habe ich mich gefragt, wie er – vielleicht auch nur zum Schein - immer
seine Ruhe bewahrt hat.
Ich fürchte, dass wir auch diesmal versagt haben: die
Entgleisungen der Extremisten wurde zwar wahrgenommen, aber, und dies muss
an dieser Stelle deutlich gesagt werden, auch diesmal ist niemand wirklich
dagegen vorgegangen.
Arik Sharon wurde nicht von einer Kugel getötet, aber ich
wage zu spekulieren, dass sein gesundheitlicher Zustand nicht von ungefähr
kam, dass die ungeheure Hetze gesundheitlich so schwer an ihm gezehrt hat,
bis er unlängst den ersten und dann am Mittwoch Abend den zweiten schweren
Schlaganfall erlitt.
Deshalb möchte ich mich nachträglich bei Arik Sharon
bedanken. Als Regierungschef hat er den Schritt gewagt, vor dem sich seine
Vorgänger gefürchtet hatten: er hat damit begonnen, die Grenzen des Staates
Israel zu ziehen. Genau dafür hatte er ein Mandat. Voraussetzung für so eine
zukunftsträchtigen Schritt ist eine große Portion politischer
Weitsichtigkeit und Mut. Dafür verdient Arik Sharon den größten Respekt. |