antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

  

Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 

 

Scharon:
Ein großer General und ein loyaler Freund

Prominente Israelis trauern bereits um den todkranken Ministerpräsidenten Scharon. Schriftsteller Kaniuk glaubt nicht mehr an ein Wunder und schaut, wie andere Kommentatoren auch, ratlos in die Zukunft. Deutlich wird der große Respekt, den Scharon auch bei seinen Gegnern genießt.

Von Igal Avidan, Israel

«Etwas Schreckliches ist heute geschehen,» klagt der renommierte israelische Schriftsteller Yoram Kaniuk. «Es ist eine Katastrophe! Wohin gehen wir jetzt? Ariel Scharon hat einen Plan zur Räumung vieler Siedlungen eingeleitet und war die einzige Person, die das auch realisieren konnte. Was wird jetzt werden? Wer kann ihn ersetzen? Ich selbst habe mit dem Tod gerungen. Vielleicht erlebt auch Scharon ein Wunder, aber ich glaube kaum daran.»

Kaniuk teilte Scharons politische Absichten in den letzten Jahren oft nicht, zählt sich aber zu Scharons Bekannten. «Vor zwei Wochen rief er mich an, um sich für einen Kommentar zu bedanken. Ich hatte darin erklärt, warum ich Scharon wählen würde.» Für Kaniuk war Scharon «ein sehr angenehmer Mensch, lustig, aber eher einsam. Seine fantastische Frau Lili hat ihm geholfen, glücklich zu leben. Er war sehr sinnlich und sehr aktiv.»

Der Schmerz von 1967

Scharons ursprüngliche Vision war laut Kaniuk, dass die Palästinenser einen Staat in Jordanien gründen sollten. «Mit Hilfe der libanesischen Christen wollte er die Palästinenser nach Jordanien vertreiben. Daran aber war der brutale General kläglich gescheitert.


Yoram Kaniuk, Foto: privat

Vor zwei Jahren jedoch wurde er ein anderer Mensch. Er wollte als derjenige in die Geschichte eingehen, der Israels östliche Grenze bestimmt. Die Grüne Linie war schließlich nur eine Waffenstillstandslinie und keine internationale Grenze. Scharon glaubte nicht an einen Frieden mit den Palästinensern.»

Als Scharons Sohn Gur mit zehn Jahren 1967 starb (ein Nachbarskind erschoss ihn beim Spielen), tröstete ihn Kaniuk und erlebte dabei, wie schrecklich Scharon litt: «Scharon war sehr loyal gegenüber seiner Familie und seinen Freunden,» sagt Kaniuk. Scharons Vaterfigur sei Ben Gurion gewesen. Dieser «hatte vier Ziehsöhne: Mosche Dayan, Igal Alon, Itzhak Rabin und Ariel Scharon.»

Freundschaft über politische Grenzen hinaus

Die renommierte Schauspielerin Gila Almagor, die Grande Dame der israelischen Bühne, erlebte Scharon wie «einen Helden der griechischen Tragödie. Aus meinem ganzen Herzen bete ich darum, dass er den Kampf um sein Leben gewinnt.»

Almagor kennt Scharon seit Ende der sechziger Jahre. «Damals spielte ich in einem Theater in Tel Aviv, das Scharon und seine Frau Lili oft besuchten,» sagt Almagor. Im Laufe der Zeit wurde aus dieser Bekanntschaft eine enge Freundschaft, die wegen des Libanon-Krieges aber für Jahre unterbrochen wurde.

«Ich moderierte die Demonstration der 400.000 Israelis im Jahr 1983 (nach dem Massaker in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila). Am nächsten Tag habe ich Scharon geschrieben, dass für mich eine Freundschaft über allem steht, aber nicht über dem Tod vieler Menschen in diesem verfluchten Krieg, den er zu verantworten hatte. Trotz des politischen Risses waren Arik und Lili die ersten, die mich nach dem Tod meiner Mutter besuchten.

Er war ein Freund, wie es nur wenige Menschen sein können. Als Lili 1999 erkrankte, wurden wir wieder Freunde. Gerade vor einer Stunde erhielt ich einen Brief, von ihm eigenhändig geschrieben, in dem er mir für das Interesse an seiner Gesundheit nach dem ersten Herzinfarkt dankt. Vor zwei Tagen haben wir telefoniert. Er war in guter Laune, voller Humor und Wärme sprach er während einer Autofahrt. Wegen der enormen Sicherheitsvorkehrungen konnte er als Premier nicht mehr ins Theater kommen.»

Oft war Almagor in Scharons Farmhaus zu Gast, «das wie in einem Western wirkte, von Lili schön geschmückt. Er war ein großer, komplizierter General, der emotional zum Kind wurde, sobald er die Erde oder eine Blume berührte.»

Freund und Feind

Ein tragischer Held sei Scharon, so Almagor, weil der siegreiche General des Sechs-Tage-Krieges im Oktober 1967 seinen Sohn begraben musste. «Gur starb in seinen Händen, erschossen in einem tragischen Unfall durch den Nachbarssohn. Und jetzt passiert ihm so etwas wieder gerade in dem Moment, in dem er an der Spitze seiner Popularität steht und so viele Israelis an ihn glauben und ihm folgen.» Scharon bleibt für sie «ein großer, empfindlicher, warmer, lustiger Mensch, der zuhören und Aufmerksamkeit schenken kann, eine Führungsperson, ein Mensch, ein echter Israeli.»


Uri Milstein, Foto: privat

Der Militärhistoriker Uri Milstein kennt Scharon seit 1960. «Damals schrieb ich die Geschichte der Armee und interviewte auch Scharon. Ich war 20 und er mit 32 bereits ein charismatischer Mensch, der mit jedem sprechen konnte, als wäre er sein bester Freund. Zugleich machte er aber immer klar, wer oben und wer unten ist.»

Nach dem Massaker in Beirut verklagte Scharon das Time-Magazin, das ihn beschuldigt hatte, das Massaker der Palästinenser initiiert zu haben. Scharon bat Milstein, als Experte aufzutreten, und dieser sagte unter der Bedingung zu, dass er kein Honorar erhalte.

«Bei einem Treffen damals machte Scharon einen Witz über mich und bat mich sofort um Verzeihung, falls er mich beleidigt haben sollte. Er brauchte mich schließlich. 'Ich bin zwar sensibel, aber werde nicht leicht von Gefühlen überwältigt,' sagte ich ihm. Da hellten sich seine Augen auf und er antwortete: 'Uri, jetzt verstehe ich mich selbst, denn auch ich bin so einer.'»

Ein General wie Patton

Scharons Tugenden waren laut Milstein: Er konnte führen und war ein Bulldozer, der Tatsachen schaffte. Seine Nachteile: Er war kein Intellektueller oder Stratege und verstand nur das Jetzt und Hier. «David Ben Gurion sagte mir einmal, dass Scharon der beste Feldkommandant Israels gewesen ist, was er in den zwei Kriegen von 1967 und 1973 auch beweisen konnte. Er ähnelte Generälen wie Patton oder Napoleon.

Aber als Stratege scheiterte Scharon kläglich, sowohl im Libanon als auch mit der zweiten Intifada und mit der Errichtung des Trennungszauns. Er beschloss, Siedlungen zu räumen und den Zaun zu errichten, weil er begriffen zu haben glaubte, dass Israel die Kassam-Raketen der Palästinenser nicht verhindern konnte.»

Israeli Caesar

«Haaretz»-Redakteur Uzi Ben-Ziman schrieb 1985 eine Scharon-Biographie mit dem Titel «Hält nicht bei rot» (Auf Englisch hieß es «Israeli Caesar»). Darin beschreibt er Scharon als einen hemmungslosen Menschen, einen Opportunisten, der nur an die Macht glaubt. Dazu steht der Autor auch heute noch.

«Aber nur so einer konnte Gaza räumen und sein eigenes Lebenswerk begraben», meint Ben-Ziman heute. Und er hat auch Positives über Scharon zu sagen: «Er ist sehr begabt und ambitioniert, ein ausgezeichneter Politiker, ein charismatischer Führer. Wegen der Gaza-Räumung verzeihe ich ihm alles, denn er hat die Trennung Israels von den besetzten Gebieten eingeleitet.»

Wer kann nun regieren?

Scharon verklagte Ben-Ziman 1992, weil er behauptet hatte, Scharon hätte im Libanon-Krieg den damaligen Premier Menachem Begin betrogen. Scharon verlor in zwei Instanzen und hat Ben-Ziman niemals verziehen. Der Journalist unterstützte dennoch Scharons Gaza-Plan und blickt ebenfalls etwas ratlos in die Zukunft.

Wer wird Israel nun regieren? «Das Problem ist, dass wir eine virtuelle Führungspartei haben,» sagt Ben-Ziman. «Ehud Olmert könnte sie zwar führen, aber er wird sicherlich keine 40 Mandate zusammenbringen können (von insgesamt 120). Persönlich wünsche ich Scharon gute Besserung. Es tut mir Leid für seine beiden Söhne Omri und Gilad, die ihn so sehr lieben.»

Dieser Artikel erschien bereits unter: http://netzeitung.de/voiceofgermany

hagalil.com 08-01-2006

Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved