Selbstmordanschlag in Tel Aviv:
Mofaz beschuldigt den Iran
Auszüge aus einem Nachrichtenartikel von Amos
Harel, Assaf Carmel und Ran Reznick, Ha'aretz, 20.01.2006
Übersetzung Daniela Marcus
31 Menschen wurden gestern bei einem
Selbstmordanschlag am alten Busbahnhof in Tel Aviv verletzt. Eine
Zelle des Islamischen Dschihad in Nablus erklärte sich dafür
verantwortlich. Doch Verteidigungsminister Shaul Mofaz beschuldigte
den Iran, den Anschlag finanziert zu haben, und das Hauptquartier
des Islamischen Dschihad in Damaskus, den Befehl dafür gegeben zu
haben. (…)
Der Zustand eines der Verwundeten ist ernst, sein Leben ist jedoch
nicht in Gefahr. Fünf weitere Personen haben mittlere Verletzungen
erlitten. Der Rest ist entweder leicht verwundet oder leidet unter
Schock. (…)
Mofaz sagte, Einrichtungen der israelischen Verteidigung hätten
entscheidende Beweise dafür, dass der Anschlag in Tel Aviv ein
direktes Resultat der Achse des Terrors sei, die zwischen dem Iran
und Syrien bestehe. Der Iran lieferte das Geld und das Hauptquartier
des Islamischen Dschihad in Damaskus dirigierte die Mitglieder der
Organisation in Nablus, gab ihnen Einsatzbefehle und Anweisungen.
Israel hat den Vereinigten Staaten, der Europäischen Union und
Ägypten bereits Details der Geheimdienstinformationen, auf die sich
Mofaz' Aussagen stützen, übergeben. (..)
Mofaz stellte fest, dass der Anschlag geschah, während sich der
iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad in Damaskus mit dem
syrischen Präsidenten Bashar Assad traf. Mofaz bezeichnete dieses
Treffen als "Terrorgipfel". Nach der Zusammenkunft gaben die beiden
eine Pressekonferenz, in deren Verlauf sie eine gemeinsame Erklärung
abgaben. Darin wiederholten sie ihre Unterstützung für den
palästinensischen Terror. (…)
"Damaskus ist der einzige Ort, an dem der iranische Präsident noch
willkommen ist", kommentierte Mofaz. "Die iranisch-syrische
Terrorachse ist nicht Israels Privatproblem."
Nach einer Besprechung mit Sicherheitsoffiziellen am gestrigen
Abend, entschied der amtierende Premierminister Ehud Olmert, dass
Israels Reaktion auf den Anschlag begrenzt ausfallen werde. Es werde
vermehrte Verhaftungsoperationen in der Westbank geben und die
Sperren um Nablus würden verstärkt werden.
Der Selbstmordattentäter –der 22jährige Sami Antar aus Nablus- war
der einzige Tote infolge des Anschlags. Er sprengte sich in einem
Restaurant in die Luft. (…) Dabei wurden fünf Menschen innerhalb des
Restaurants und 26 Menschen außerhalb verletzt. Das innere des
Lokals wurde laut Aussagen des Sanitäters Moshe Danenberg "total
zerstört".
Generalmajor David Tzur, Kommandeur der Tel Aviver Distriktpolizei,
sagte, die Tatsache, dass sich der Attentäter innerhalb des
Restaurants in die Luft sprengte, rettete wahrscheinlich
Menschenleben, da vor dem Restaurant viel mehr Menschen gewesen
seien als im Restaurant. Die Menschen vor dem Restaurant seien durch
die Mauern des Hauses geschützt gewesen. (…)
Die Polizei untersucht auch die Möglichkeit, dass einige von Antars
Sprengladungen nicht explodiert sind, da die Verletzungen angesichts
der Größe der Bombe, die Antar trug, relativ glimpflich ausgefallen
sind.
Es ist nicht bekannt wie Antar nach Israel gekommen ist. Doch es
wird angenommen, dass er –wie andere Selbstmordattentäter in der
Vergangenheit- durch Lücken im Sicherheitszaun bei Jerusalem
schlüpfen konnte. (…)
hagalil.com 20-01-2006 |