Zur Erinnerung:
Sharons Sicherheitszaun und der Kampf gegen den
Terror
Von Magdi Allam
Übersetzt, gekürzt und redigiert von Karl Pfeifer
An alle die eine kurze Erinnerung haben: Sie sollten sich
erinnern, dass Sharon in die Geschichte als großer politischer Steuermann
eingehen wird, was im wesentlichen der Tatsache zuzuschreiben ist, dass es
ihm gelang, den palästinensischen Terrorismus, der Massaker in Israel
begangen hat, bedeutend einzudämmen.
Alle diejenigen, die Fakten dekontextualisieren bzw.
ignorieren, sollten sich vor Augen führen, dass heute nicht nur Israel,
sondern der gesamte Nahe Osten, und selbst Europa direkt von einer neuen
Internationale des Terrors, die Bin Ladens El Kaida, Ahmadinejads Iran, das
syrische Regime von Assad, die libanesische Hezbollah, Hamas, den
Islamischen Jihad und die Al Aksa Brigaden vereint, bedroht sind.
An alle die behaupten, sie streben einen Frieden zwischen
Israel und einen zukünftigen palästinensischen Staat an: Sie sollten sich
bewusst sein, dass die Priorität welche die internationale Gemeinschaft sich
nach Sharon setzen sollte, der unmissverständliche Kampf gegen den
palästinensischen Terror sein muss und zwar mit der gleichen Entschlusskraft
mit der man den Terror im Irak und Afghanistan bekämpft, wo nur in zwei
Tagen mehr Hundert Menschen starben, sowie im Libanon, Saudi Arabien,
Jordanien und Ägypten, aber auch in den USA und Großbritannien.
Das habe ich mir überlegt während ich Giulio Andreotti
[ehemaliger Ministerpräsident, dem man enge Kontakte zur Mafia nachsagt] im
Radio hörte. Der Senator auf Lebenszeit erinnerte sich an die achtziger
Jahre, als bei Arafat der Entschluss reifte, auf den Terrorismus zu
verzichten und sich als politischer Führer vorzuschlagen, er [Andreotti] von
Israel konkrete Gesten erwünschte, wie den Rückzug vom Golan, außerdem eine
endgültige Integration der palästinensischen Flüchtlinge im Libanon und sich
für das internationale Recht auf einen unabhängigen palästinensischen Staat
einsetzte.
Schade, dass Andreotti unterlassen hat sich daran zu
erinnern, dass es der selbe Arafat war, der im Sommer 2000 in Camp David
einen Friedensvertrag begraben hat, der endlich die Träume der Palästinenser
für einen unabhängigen Staat realisiert hätte. Dass er nicht den riesigen
Unterschied sieht zwischen dem laizistisch-nationalistischen Terror der
siebziger und achtziger Jahre, der mit verurteilungswürdigen Methoden die
palästinensische Frage in das Zentrum der internationalen Politik stellen
wollte und dem aktuellen Terrorismus islamistischer Prägung, der explizit
die Vernichtung des jüdischen Staates anstrebt.
Es ist doch wahr, dass die Selbstmordattentate gegen
Autobusse in Jerusalem und Tel Aviv nach der Unterzeichnung des
Friedensabkommens zwischen Rabin und Arafat im Weißen Haus am 13.September
1993 begannen, weil dieser palästinensische Terror das Existenzrecht Israels
nicht anerkennt.
Schade, dass Andreotti nicht die Tatsache erwähnte, dass
Sharon den Palästinenser nicht nur mehr gegeben hat als alle vorhergehende
israelische Führer, aber auch mehr als die jordanische und ägyptische
Regierung von 1948 bis 1967, die damals Gaza und das Westjordanland besetzt
hielten.
Sharons Entscheidung die jüdischen Siedlungen und die
militärischen Einrichtungen im Gazastreifen räumen zu lassen, um zum ersten
Mal in der Geschichte diese einer exklusiv palästinensischen Regierung zu
übergeben, ist eine außerordentliche Tatsache, die seinen authentischen
Wunsch nach Frieden demonstrieren. Auch dass diese historische Geste als ein
Zeichen der Schwäche von den Terroristen interpretiert wurde, die ihre
fanatische und blutige Macht nützen, um in Gaza Chaos und Gewalt zu säen.
Sie tun dies bis zum Punkt an dem sie die Beobachter der Europäischen Union
einschüchtern und ägyptische Soldaten töten, denen Israel die Kontrolle des
internationalen Grenzüberganges Rafah anvertraut hat.
In diesen schweren Stunden, in denen wir uns vom Politiker
Sharon verabschieden, ist es gut, wenn alle Gutmenschen, die einseitigen
Pazifisten, die professionellen Palästinenserfreunde wissen, was die
Palästinenser bekommen haben, die Errichtung eines Sicherheitszauns zum
Schutze Israels und die gezielte Hinrichtung von gewalttätigen Hasspredigern
ist nur dank des stahlharten Kampfes von Sharon gegen den Terrorismus
erreicht worden. Sie sollten wissen, dass ein palästinensischer Staat nur
dann möglich sein wird, wenn wir alle gemeinsam gegen diejenigen kämpfen,
die Israel vernichten wollen. Das ist das politische Testament von Sharon:
Israels Kampf gegen den Terrorismus betrifft uns alle, nur in dem wir
Israels Existenzrecht bestärken, können wir das Existenzrecht aller
bewahren.
Quelle: Corriere
della Sera |