Eu-mitfinanziert:
Finanzielle Unterstützung für Märtyrer
Von Ulrich Sahm, Jerusalem
Ein Schahid (Märtyrer) zu werden, für Allah zu sterben,
ist die höchste Ehre, die einem Moslem zuteil komme. Die palästinensische
Zeitung "Al Hayat el Jedida" veröffentlichte ein neues Gesetz der
palästinensischen Autonomiebehörde, das Hinterbliebenen im Rahmen der Ehrung
dieser Märtyrer eine monatliche Unterstützung verspricht.
Gemäß dem Gesetz sollen aus dem Haushalt der Autonomiebehörde, das zu
einem erheblichen Anteil von der EU mitfinanziert wird, jeder Familie eines
Märtyrers umgerechnet etwa 200 Euro gestiftet werden. War er verheirat,
bekommt seine Familie zusätzliche 40 Euro. Jedem Kind eines Märtyrers
gebühren 10 Euro und jedes lebende Elternteil erhält etwa 20 Euro pro Monat.
Brüder und Schwestern erhalten eine monatliche Rente von etwa 12 Euro.
Bis März 2003 erhielt jede Familie von Märtyrern einen 25.000 Dollar Scheck
von Iraks Herrscher Saddam Hussein überreicht. Vor allem im Gazastreifen
bedeutet diese Summe ein erhebliches Vermögen. Nachdem der Irak ausgefallen
ist, sah sich die Autonomiebehörde unter Mahmoud Abbas gezwungen, den
finanziellen Verlust auszugleichen. In der Autonomiebehörde herrscht zur
Zeit Wahlkampf. Die Wahlen sollen am 25. Januar stattfinden.
Die Selbstmordanschläge werden traditionell von führenden palästinensischen
Politikern verurteilt, weil sie gegen "palästinensische Interessen"
verstoßen. Das hindert sie aber nicht daran, die Märtyrer wie Helden zu
behandeln und ihre Familien finanziell zu entschädigen.
Die palästinensische Autonomiebehörde hat nach Angaben der israelischen
Zeitung Jedijot Achronot westlichen Diplomaten mitgeteilt, dass nur
Palästinenser, die von Israelis erschossen worden seien, die Rente erhalten
würden, nicht Selbstmordattentäter. Doch das von Präsident Abbas
unterzeichnete Gesetz macht da keine Unterscheidung. Angeblich habe Abbas im
vergangenen Monat einer Veranstaltung die Schirmherrschaft verliehen, bei
der Familienangehörigen von Selbstmordattentätern Finanzhilfe aus Iran
überreicht worden sei.
Solche für Allah gestorbene Märtyrer sind Selbstmordattentäter, die sich in
Israel in Bussen, Restaurants oder wie am Montag sich am Eingang eines
Einkaufszentrums in Natanja gesprengt haben, um möglichst viele "Zionisten"
zu töten. Wie eine israelische Medienbeobachtungsgruppe meldet, habe die
Autonomiebehörde Schulen nach solchen "Märtyrern" benannt oder zu ihrem
Gedenken Fußballspiele veranstaltet, so auch für Abed Al Basset Odeh, der am
Passah-Abend 2002 im Parkhotel von Natanja 32 Menschen ermordete,
überwiegend Holocaust-Überlebende. ©
Ulrich W. Sahm / haGalil.com
hagalil.com 09-12-2005 |