Traum und Trauma:
Moving Images and the Promised Lands
Das Filmfestival "TRAUM UND TRAUMA - Moving Images and the
Promised Lands" stellt an 15 Themenabenden 45 aktuelle Dokumentationen,
Spielfilme und Kurzfilme vor, von denen viele in diesem Jahr auf den
Festivals von Tel Aviv und Jerusalem Premiere hatten. Die Filme werden
ergänzt durch eine Ausstellung von Videos, "bewegten Bildern" und
Installationen.
Gespräche mit Regisseuren, Künstlern, Journalisten und
Festivalmachern aus der Region vermitteln ein umfassendes Bild der
künstlerischen Auseinandersetzung mit den sozialen und politischen
Realitäten in Israel und den besetzten Gebieten. An drei "Curators'
Choice"-Abenden geben Kenner aus Holon, Ramallah/ Jericho und Tel Aviv
außerdem Einblicke in ihre ganz persönliche Sichtweise auf die Gegenwart
ihres Landes.
Kuratiert von Shaheen Merali
Mit Filmen von u.a.:
Hany Abu-Assad, Tawfik Abu Wael, Ilil Alexander, Ra’anan
Alexandrowicz, Raed Andoni, Oreet Ashery, Yael Bartana, Haïm Bouzaglo,
Destau Damto, Duki Dror, Elle Flanders, Alona Friedberg & Limor Orenstein,
Amos Gitai*, Anat Halachmi, Eyal Halfon, Dover Koshashvili, Nadav Lapid,
Avishag Leibovitch, Ebtisam Marana, Rashid Masharawi, Peter Mostovoy, Liz
Nord, David Ofek, Teresa de Pelegri* & Dominic Harari*, Nira Pereg, Menachem
Roth, Roee Rosen, Deborah Schamoni, Ruti Sela & Maayan Amir, Shiri Shahar,
Yoav Shamir*, Ruthie Shatz & Adi Barash, Paul Smaczny, Doron Solomons, Ziv
Even Tsur, Anan Tzukerman, Aytan Tzur, Ada Ushpiz, Ruth Walk, Karen Yedaya
Mit Videoarbeiten von:
Aldo Anselmino, Suha Araj, Yael Bartana, Guy Ben-Ner*, Ayelet Dekel, Ori
Gersht, Dan Geva, Dana Goldberg, Johan Grimonprez (tbc), Tomer Heymann,
Jennifer Jajeh, Talia Keinan, Thomas Kilpper, Sigalit Landau, Sharone
Lifschitz, Rashid Masharawi (tbc), Rosalind Nashashibi, Hadas Ophrat, Nira
Pereg, Karen Russo, Ruti Sela & Maayan Amir, Doron Solomons, Tanya Ury,
Chaim Yavin
* wird im Rahmen von TRAUM UND TRAUMA in Berlin
anwesend sein.
Weitere Informationen und Programm:
http://www.hkw.de/
Kuratorische Notiz von Shaheen Merali:
Namen von Ländern, Landstrichen oder Territorien sehen wir
oft als gegeben an. Wenn wir aber die unterschiedlichen Schichten der
Vergangenheit betrachten, können wir Hinweise auf die Hintergründe dieser
Bezeichnungen finden. Israel ist einerseits der Name einer Nation –
abgeleitet von den 12 Stämmen Israels im Alten Testament –, andererseits
steht Israel für eine Idee, eine bestimmte Vorstellung: Das "Gelobte Land"
der Bibel wurde zum Traum für die einen, zum Trauma für die anderen.
Unser Versuch der Annäherung blickt mit einer Filmreihe und
einer Ausstellung 'bewegter Bilder' hinter das Bekannte auf die komplexen
Realitäten des heutigen Israel und der besetzten Gebiete. So werden
Palästinenser nicht als Steinewerfer gezeigt, sondern als Touristen. Sie
reisen mit dem Bus durch Israel, wie es seit der Zäsur von 1948 besteht, und
denken über das Land nach, das sie nur in dieser Rolle besuchen können.
Oder: Israelis treten nicht als Soldaten auf, sondern als Punks, die sich am
Rande der Musikwelt und in den unteren Schichten der Gesellschaft in den
urbanen Zentren bewegen.
Ein wichtiger Teil des Programms zielt darauf ab, die
Vielschichtigkeit dieses Landes zu erforschen – mit seinen Subgesellschaften
und Subkulturen, oder mit den Menschen, die wegen ihrer ethnischen oder
sexuellen "Andersartigkeit" als Außenseiter wahrgenommen werden. Diese
Perspektiven gewähren Einblicke in das Gebilde wechselseitiger
Abhängigkeiten, das wir Israel nennen. Das Programm wurde im Hinblick darauf
konzipiert, den verschiedenen Szenen durch Dokumentationen ihrer
Lebenswelten eine Stimme zu verleihen. Wenn auf der anderen Seite 'Terror'
oder 'Checkpoints' thematisiert werden, sind auch hier neue Sichtweisen
nicht zu übersehen. Potenzielle Terroristen werden in ihrer emotionalen und
mentalen Konfliktsituation gezeigt. Israelische Kontrollpunkte dienen der
Kamera nicht in erster Linie als Schauplätze der Brutalität. Sie erscheinen
als Orte eines sinnlosen Verrauschens von Lebenszeit. Der moralische
Zeigefinger muss hier nie gehoben werden.
Das Filmprogramm spannt sich über 15 Abende, deren
Brennpunkte von der Wechselbeziehung "Israel – Europa – Israel" über
"Tradition und Fruchtbarkeit" bis hin zu "Musikbesessenheit" reichen, um die
Komplexität der Region zu einem weiten Panorama zusammenzufügen. Dieser
Ansatz stellt aber nicht den Versuch dar, die "große Erzählung" Israels zu
schreiben. Vielmehr zeigen wir kleine Schnappschüsse aus einem großen Album
– Spielfilme ebenso wie Dokumentationen und Künstlervideos –, die es
erlauben, diese Vielschichtigkeit in Form und Inhalt widerzuspiegeln. Drei
Abende werden von Kennern aus der Region kuratiert, die ihren je eigenen
Blick auf die Szenen werfen.
Die Moving Image-Installationen der Ausstellung verstehen
sich als Angebot, um sich tiefer mit diesen Themen auseinanderzusetzen und
als Ergänzung der Filmnächte: Sie sind weniger kontextbezogen als
kontemplativ, bedienen sich einer hochindividuellen künstlerischen Sprache
und einer besonderen Ästhetik, um Themen wie 'Territorium', 'das Selbst'
oder 'Identität' zu bearbeiten. Das visuelle Archiv ist wie kein anderes
Medium geeignet, feinere Nuancen von Israel zu denken – von Bürgerrecht,
Siedlung und utopischen Idealen. Versprechungen, die das Land einzulösen
versucht, aber zu einem Preis, der unfassbar erscheint.
http://www.hkw.de |