Umfrage:
Wie erinnern sich Jugendliche an den Nationalsozialismus?
Die Forschungsgruppe Jugend und Europa am Centrum für
angewandte Politikforschung führt derzeit eine aktuelle Umfrage zum Thema
"Das Jahr der Erinnerung – Wie erinnern sich Jugendliche an den
Nationalsozialismus?" durch. Die Umfrage ist im Anschluss an die Evaluation
des Förderprogramms "Begegnungen mit Zeitzeugen – Lebenswege ehemaliger
Zwangsarbeiter" der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft"
entstanden und soll in erster Linie darüber Aufschluss geben, über welche
Medien Jugendliche in Kontakt mit dem Thema "Holocaust" treten.
Anlässlich des 60. Jahrestages des Kriegsendes "boomt" die
Erinnerungskultur: Allerorts finden Gedenkveranstaltungen statt, die Medien
überschlagen sich förmlich mit Reportagen zu den unterschiedlichsten
Aspekten des Unrechts und des grausamen Leids, welches die
nationalsozialistische Herrschaft über Europa gebracht hat. Mit der
Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus verbinden wir für
gewöhnlich Gefühle des Schreckens, der Unmenschlichkeit, des Entsetzens oder
der Schuld. Erzählungen und Berichte über diese Zeit übersteigen besonders
die Vorstellungskraft von Jugendlichen.
Gerade viele junge Menschen empfinden die Vergangenheit
oftmals als surreal und betrachten die grausamen historischen Ereignisse mit
Skepsis oder mit Gleichgültigkeit oder Ablehnung. Zu Beginn des 21.
Jahrhunderts werden die Stimmen immer lauter, die Vergangenheit
Vergangenheit sein zu lassen. Der ansteigende Zulauf junger Menschen bei
Gruppierungen und Parteien, die der nationalsozialistischen Ideologie nahe
stehen, ist in diesem Zusammenhang ein alarmierendes Zeichen.
Umso wichtiger sind die Bemühungen, die Erinnerung an den
Holocaust bei Jugendlichen aufrecht zu halten und Methoden zu entwickeln,
wie die Erinnerung jugendgerecht vermittelt werden kann. Jugendlichen ist
heute kaum bewusst, dass die Zwangsarbeit ausländischer Männer und Frauen im
nationalsozialistischen Deutschland ein Massenphänomen war. Zwar decken
geschichtswissenschaftliche Untersuchungen der letzten Jahrzehnte in
Deutschland und auch international die meisten Themen des
Nationalsozialismus und des Holocausts umfangreich ab und beschäftigen sich
auch eingehend mit der Zwangsarbeit im NS-Staat, jedoch hat diese
wissenschaftliche, historische Auseinandersetzung noch lange nicht das
allgemeine gesellschaftliche Bewusstsein oder gar den Geschichtsunterricht
an den Schulen erreicht. Geeignete Methoden zur lebendigen und dynamischen
Geschichtsvermittlung sind hier gefragt. Jedoch stellt sich zunächst
prinzipiell die Frage, über welche Medien sich Jugendliche über den
Holocaust informieren.
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