Die Juden ins Meer treiben:
Israel von der Landkarte tilgen
von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 27. Oktober 2005
"Ach, wenn ich nur ein Fischlein wär", dichtete einst Schalom Ben Chorin.
"Ich schwämm vergnügt im blauen Meer...- doch leider bin ich's nicht!"
Vor vielen Jahren reagierte so der deutsch-jüdische Denker auf die rundum
propagierte Absicht der Araber, "die Juden ins Meer zu werfen". In der Welt
wurden die israelischen Ängste als übertrieben und die arabischen Sprüche
als leere Rhetorik abgetan. Dabei registriert man sie in Israel fast täglich
in der unmittelbaren Nachbarschaft. Dr. Mahmoud A-Sahar, Hamasführer im
Gazastreifen, erzählte der israelischen Zeitung Haaretz ganz unbefangen von
beabsichtigten Entführungen israelischer Bürger und der Zerstörung Israels,
weil Palästina "islamisches Heiligtum" sei und deshalb ein jüdischer Staat
nicht geduldet werden könne. Die Zeitung veröffentlichte das Interview
flächendeckend auf ihrer Frontseite am Mittwoch, wenige Stunden vor dem
mörderischen Anschlag in Hadera mit fünf getöteten Israelis und vor der Rede
des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad bei einem Kongress unter dem Motto
"Die Welt ohne Zionismus". Aus Bekennerbriefen von Hamas, Islamischer
Dschihad und den El Aksa Brigaden geht immer wieder klar hervor, dass die
Massenmorde an willkürlich zu Opfern erkorene Zivilisten auf einem
Marktplatz oder im Bus im Kernland Israels nichts mit Besatzung zu tun
haben, sondern möglichst viele Juden treffen sollen. Die Rache für die
Tötung eines Dschihad Kämpfers, wie im Falle von Hadera ist meistens nur
Vorwand. Den Anschlag in Hadera hat angeblich der am Montag von Soldaten
getötete Lua A-Saidi selber geplant.
"Israel muss von der Landkarte getilgt werden", rief Ahmadinedschad auf
Persisch und erhielt Applaus von rund 4000 Studenten. Aus dem an die Presse
verteilten englischen Redetext wurde dieser Satz getilgt. Auch andere
Sprecher, etwa der Hamasvertreter in Teheran, schlugen in die gleiche Kerbe.
Die Welt reagierte unterschiedlich bestürzt auf diese Äußerung des frisch
gewählten Staatsoberhaupts des Iran. Paris rief seinen Botschafter "zu
Konsultationen" in die Heimat. In Berlin und London wurde der iranische
Botschafter in die Außenministerien zitiert.
Der russische Außenminister Sergei Lavrov, gerade zu Besuch in Israel,
verurteilte den Spruch des iranischen Präsidenten, sperrte sich aber gegen
israelische Forderungen, die enge Kooperation mit Iran im Atombereich
einzustellen. Israel erwartet eine scharfe Reaktion vor Allem der UNO.
Vizepremier Schimon Peres verlangte sogar einen Ausschluß Irans aus der UNO.
Es gehe nicht an, dass ein UNO-Mitglied zur physischen Zerstörung eines
anderen UNO-Mitglieds und zu Massenmord aufrufe. Doch Peres begibt sich da
auf Glatteis, denn seit Jahrzehnten versuchen arabische Staaten, mit der
PLO-Vertretung als Speerspitze, dem jüdischen Staat die Akkreditierung bei
den Vereinten Nationen zu entziehen.
Die Aufrufe zur Zerstörung Israels gehen bis in die Zeit vor der
Staatsgründung 1948 zurück. Die arabischen Staaten verweigerten sich dem
Teilungsplan Palästinas von 1947, der die Errichtung eines jüdischen und
arabischen Staates im damaligen britischen Mandatsgebiet vorsah. Der Krieg
mit Beteiligung aller arabischen Länder gegen den eben erst verkündeten
jüdischen Staat 1948 war die erste konzertierte Aktion der Araber, ihre
Drohung umzusetzen. Dem Sechstagekrieg von 1967 gingen Massendemonstrationen
in Ägypten und
Drohungen des Präsidenten Gamal Abdel Nasser voraus, die Juden ins
Meer zu treiben.
Arabische
Drohungen 1967 (RA)
Wav-File Gamal Abdel Nasr
Die bis heute nicht geänderte Charta der PLO und der
Hamasorganisation ohnehin streben ein Verschwinden aller Zionisten aus
Palästina an. Vor dem ersten Irak-Krieg 1991 drohte Saddam Hussein, den
Staat Israel zu "verbrennen". Zum Schutz gegen befürchtete Raketenangriffe
mit biologischen oder chemischen Gefechtsköpfen wurde die gesamte
israelische Bevölkerung mit Gasmasken ausgestattet. Doch die 32 irakischen
Scudraketen auf Israel enthielten nur konventionellen Sprengstoff. Im Iran
wurde seit Khomeini der sogenannte "Jerusalem-Tag" zur Tradition. Millionen
Menschen demonstrierten in Teheran und riefen zur Zerstörung des "kleinen
Satans" (Israel) auf. Die USA sind der große Satan. Die Welt reagierte nur
lasch auf weitere Ankündigungen Teherans, Israel buchstäblich aus der Welt
zu schaffen. Allein der französische Militärattaché verließ vor einigen
Jahren die Ehrentribüne in Teheran während einer Militärparade, als
Schihab-Raketen mit der Aufschrift "Tel Aviv" vorgeführt wurden, die eines
Tages eine Atombombe nach Israel tragen sollten. Israelische Proteste fielen
damals in Europa auf taube Ohren, während die Amerikaner allergischer
reagierten. Erst als den Europäern klar wurde, dass Iran schon in absehbarer
Zeit im Besitz einer Atombombe sein könnte und gleichzeitig Trägerraketen
entwickelt, die bis Berlin, London und Paris fliegen könnten, wachten auch
die Europäer auf, möglicherweise aber zu spät.
© Ulrich W. Sahm / haGalil.com
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27-10-2005 |