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Als haGalil im Oktober 2004 im Zusammenhang mit dem Berliner Denkmal von einer "neuen Attraktion in Berlin" sprach und verkündete der "Holocaustpark" sei bald fertig, war die Empörung über soviel Undank groß.


© Franziska Werners

Inzwischen ist er fertig, der kleine Erlebnispark, der dem Gedenken an den größten und best organisierten Raubmord in der Geschichte der Menschheit eine klar definierte und respektable Adresse geben sollte. Während viele der Überlebenden noch immer nicht wissen, womit sie im kommenden Winter heizen oder eine Rheumadecke kaufen sollen, gingen die Bauarbeiten zügig voran. Und heute?

Das Magazin Kontraste besuchte die Säulen Berlins...

Rundfunk Berlin Brandenburg
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Holocaust-Mahnmal:
Denkmal für gedankenloses Gedenken

Stelenspringen, Eisessen, Gassi gehen und Knutschen – das Stelenfeld bietet Raum für alle. Das "Denkmal für die ermordeten Juden Europas", der neue Abenteuerspielplatz für Touristen in Berlins Mitte. Irgendwas geht da wohl schief an diesem Ort der Besinnung und Mahnung. Katrin Aue und Markus Weller fanden, es gibt kaum stilles Gedenken - und das hat einen Grund.

Vor gut zwei Wochen gedachten wir des Kriegsendes und wurde es feierlich eröffnet: das Denkmal für der ermordeten Juden Europas. Mitten in der Hauptstadt, nie mehr zu übersehen. Das war die Absicht. Zwei Wochen nach der Feier, nach den Reden, nach dem Gedenken, haben Kathrin Aue und Marcus Weller das Mahnmal besucht. Und sie haben einen Rummelplatz gefunden.

Tausende haben es schon besucht: das Holocaustmahnmal in Berlin. Der Ort ist so angenehm, so einladend, dass kaum jemand daran denkt worum es hier eigentlich geht:

Besucher
"Wenn man nicht weiß, was das hier bedeuten soll, dann sieht man halt nur ein paar Steine. Also da kommt der Sinn nicht so rüber so richtig."
Besucherin
"Es erinnert mich jetzt nicht an irgendwas und es ermahnt mich zu nichts und es gibt mir jetzt nicht so ein Gefühlt, dass das eine bedeutende Stelle in Berlin wäre."
Besucherin
"Ich weiß sehr wenig nur darüber."
Besucher
"Ja, für die Leute, die hier gestorben worden sind, für die Juden."

Das Mahnmal soll die zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer des Holocaust sein: zur Eröffnung vor zwei Wochen erscheint die gesamte Spitze das Staates und gibt nach 17 Jahren unwürdigen Streits und Gezerre dem Denkmal endlich seine Bedeutung:

Wolfgang Thierse, Vorsitzender des Kuratoriums
"Dieses Denkmal ist den ermordeten Juden Europas gewidmet."

Zur Erinnerung an das unglaubliche Verbrechen, das die Deutschen den Menschen jüdischen Glaubens angetan haben, zur Erinnerung an Deportation und Massenmord, spricht vor den Mächtigen der Republik eine Überlebende:

Sabina Van der Linden
"Ich bin die Stimme von sechs Millionen ermordeter Juden. Von denen eineinhalb Millionen Kinder waren…Und ich bin auch die Stimme der wenigen Überlebenden. Ich, ein elfjähriges Mädchen, war Zeugin von Mord, Vergewaltigung und Folter. Warum, warum ist das geschehen? Wie können Menschen, ganz normale Menschen so herzlos und grausam sein?"

An das Grauen, an das hier erinnert werden soll, denken nur die Wenigsten. Für viele ist das Mahnmal nur ein großer Abenteuerspielplatz.

KONTRASTE
"Macht das Spaß?"
Besucherin
"Ja, ist bloß ein bisschen komisch, weil da wird’s immer höher und dann traut man sich irgendwann nicht mehr rüber."
KONTRASTE
"Wie das wird dann…"
Besucherin
"Das bewegt sich dann auf einmal alles so."
KONTRASTE
"Ist ein Richtiger Abenteuerspielplatz?"
Besucherin
"Ja, genau."
Besucher
""Darf man das überhaupt?"
KONTRASTE
"Nein, man darf das nicht."
Besucher
"Wir hatten schon geguckt und hatten kein Schild gesehen und hatten gesagt, hier müsste eigentlich jemand stehen, der so was dann verbietet."
KONTRASTE
"Da muss erst mal jemand Dich drauf bringen, dass Du das nicht darfst. Du hast es eigentlich schon geahnt?"
Besucher
"Na ja, ich hab’s eigentlich schon gewusst."
KONTRASTE
"Und Du machst es trotzdem?"
Besucher
"Ja."
Besucherin
"Vielleicht bin ich zu jung dazu, dass ich da ne Beziehung zu dem ganzen Thema noch hab. Das sind meine Eltern, die die Zeit noch erlebt haben."

Zwar soll der Ort der Information die Leerstellen auffüllen, doch die Kapazität ist begrenzt und nur ein Bruchteil der Besucher stellt sich überhaupt erst an. Die Geschichte des Holocaust in vier Räumen. Hier zumindest wird das Grauen fühlbar, auch wenn Zweifel am Stelenfeld bleiben.

Besucher
"Der Ort der Information war hervorragend. Ganz klasse dokumentiert, vor allem die Familienschicksale. Aber das hier oben sagt mir relativ wenig."
Besucher
"Die Bedeutung dieser Betonsäulen ist mir nicht klar, auch nicht nachdem ich unten war. Aber die Erschütterung ist so, dass man nicht herumhüpfen würde."

Doch Vielen geht das gar nicht so. Reichstag, Brandenburger Tor, Mahnmal. Das ist die neue Touristenroute in Berlin.

Die Wächter sind heillos überfordert. Freundlich sollen sie sein, aber bestimmt. Nicht allzu Deutsch sollen sie wirken. Auf Schäferhunde hat man hier verzichtet.

Von allein wissen viele Besucher einfach nicht, wie sie sich zu benehmen haben. Schade eigentlich und auch kein Wunder, denn selbst der Architekt gibt bei der Einweihung zu, dass er mit seiner Skulptur eigentlich gar nichts sagen wollte:

Peter Eisenman, Architekt
"Es soll den zukünftigen Generationen ermöglichen, ihre eigenen Schlüsse zu ziehen. Es ist nicht dazu da ihnen zu sagen was sie zu denken haben, es soll sie dazu bringen überhaupt zu denken."

Wie erschreckend wenig über die Kultur der Menschen nachgedacht wird - derer hier ja eigentlich gedacht werden soll - beweist ausgerechnet die Initiatorin des Mahnmals. Während der Eröffnungsrede hält sie ohne Scham einen Backenzahn ins Publikum, ein Souvenir aus einem Konzentrationslager.

Lea Rosh
"In Besecz, im Sand, neben einem der langen Gräber, fand ich das hier, diesen Backenzahn. Es ist ein Backenzahn. Es lagen noch mehr Zähne dort im Sand. Aber dienen einen habe ich mitgenommen, habe ihn fest in meiner Hand verschlossen und habe damals versprochen, mit Eberhard Jäckel zusammen, haben wir geschworen, dass wir den Ermordeten ein Denkmal errichten würden."

Es ist bezeichnend, dass Frau Rosh dabei übersah, dass sie nach jüdischem Glauben das Opfer beleidigt hat. Unsensibel ist da noch zu wenig gesagt: Grabschändung war das für Viele.

Den Zahn, den muss sie jetzt zurückbringen, an den Ort wo sein ehemaliger Besitzer starb.

Um mit dem Denkmal angemessen umgehen zu können, muss man wohl die Erinnerung an das was geschehen ist, in sich selber tragen.

Doch wer nichts weiß oder wer nichts mehr wissen will, der wird auch hier nichts erfahren.

Besucher
"Ich tu mich eh ein bisschen schwer mit dem Thema. Ich – völlig klar was passiert ist – bloß mit dem Thema ständig in Schuld zu leben dafür, tu ich mich auch ein bisschen schwer."

Das ist auch schwer. Und kein Mahnmal der Welt nimmt uns das ab.
60 Jahre waren wohl längst noch nicht lange genug. Dass wir endlich die angemessenen Gefühle und Gesten könnten.

Beitrag von Katrin Aue und Markus Weller, 26.05.2005
Video ansehen:
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Eindrücke von einem Besuch am Mahnmal:
Ein neuer Spielplatz für Berlin?
Seit zwei Wochen ist das Berliner Denkmal für die ermordeten Juden Europas für die Öffentlichkeit zugänglich...

hagalil.com 04-09-2005

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