Anschlag in drusischem Dorf:
Jüdischer Extremist und Siedler verübt Terrorakt
Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem
Eran Zuberi, 19, aus der rechtsradikalen Siedlung
Tapuach im Westjordanland hatte schon am Mittwoch den Bus nach Schfaram in
Galiläa genommen, um die Lage auszukundschaften. Am Donnerstag bestieg er
gegen 17 Uhr den gleichen Bus der Linie 165, diesmal mit seinem
Militärgewehr und in der Uniform eines Rekruten. In Schfaram begann er wie
wild um sich zu schießen, auf den Busfahrer und auf drusische Frauen im Bus.
Das alles passierte mitten in dem Dorf. Etwa 600 Männer strömten herbei und
schlugen mit Stöcken die Fenster des Busses ein. Der Schütze wurde zu Tode
gelyncht. Vier Menschen waren tot.
"Das ist ein Terroranschlag", sagte unumschwungen
Polizeiminister Gideon Esra auf dem Weg nach Schfaram. Nur wenige Polizisten
waren in der gemischten arabischen Kleinstadt zurückgeblieben, um sich
schützend vor den noch lebenden Amokschützen zu stellen. Aber es waren zu
wenige Polizisten und die Verstärkung war noch hunderte Kilometer entfernt
bei Ofakim. Am Mittwoch Abend waren 13.000 Polizisten aus dem ganzen Land
zusammengezogen worden, um etwa 5000 Rückzugsgegner in Schach zu halten und
daran zu hindern in den Siedlungsblock Gusch Etzion vorzudringen. "Die
Rückzugsgegner haben geschworen, die Polizei zu zermürben. Das ist ihnen
gelungen und jetzt haben wir das Ergebnis", schimpft der Polizeiminister.
Zuberi war von der Armee vor einiger Zeit desertiert,
hielt sich aber offen in der radikalen Siedlung Tapuach auf, wo er als
Anhänger der radikalen Kachorganisation laut verkündete, "zu Allem bereit zu
sein, um den Rückzug zu verhindern". Zuberi war angeblich dem Geheimdienst
und den Verantwortlichen in der Armee als gefährlicher Extremist bekannt.
"Es fragt sich, ob so jemand überhaupt rekrutiert und noch dazu mit einer
Waffe ausgestattet werden darf", fragte ein Militärreporter, der diese
Angaben über den Schützen zusammengetragen hat.
Während ein Polizeisprecher nur von einem "sehr ernsten
Vorfall" sprach und nicht einmal den Begriff "Terroranschlag" in den Mund
nehmen wollte, wies er Vergleiche mit ähnlichen Vorfällen in der
Vergangenheit weit von sich. Die israelischen Medien erinnern an das
Massaker in der Abrahamsmoschee in Hebron 1994, wo der Militärarzt Baruch
Goldstein mit seiner Dienstwaffe mindestens 22 Araber tötete und dutzende
verletzte, bis er schließlich mit einem Feuerlöscher überwältigt werden
konnte, als seine automatische Feuerwaffe klemmte. In einem anderen weniger
bekannten Fall hat im Mai 1990 der Israeli Ami Popper an einer
Bushaltestelle die Ausweise von palästinensischen Gastarbeitern überprüft.
Als er sicher war, dass alle Araber werden, erschoss er sieben von ihnen.
Popper sitzt mit mehrfacher lebenslänglicher Haftstrafe im Gefängnis.
© Ulrich Sahm/haGalil.com
hagalil.com 04-08-2005 |