Dr. Ulrich Sahm (87):
Enger Mitarbeiter Willy Brandts gestorben
Seit langer Zeit lesen Sie an dieser Stelle fast täglich
Berichte, Meldungen und Kommentare die uns Nahostkorrespondent Ulrich Sahm
aus Jerusalem in großzügiger Weise zur Verfügung stellt. Durch seine
Berichte für den Fernsehsender n-tv zählt Ulrich W. Sahm zu den wohl
bekanntesten deutschen Berichterstattern aus Israel.
Zu unserem Bedauern erfuhren wir gestern vom Tod seines
Vaters. Dr. Ulrich Sahm, war einer der führenden Diplomaten im Dienst der
Bundesrepublik Deutschland und prominenter Mitarbeiter Willy Brandts.
Dr. Ulrich Sahm, geboren am 13. Oktober 1917 in Bochum und
gestorben am 22. August 2005 in Bodenwerder, wuchs auf in Danzig, wo sein
Vater Heinrich Sahm Senatspräsident war. Später lebte er in Berlin, wo sein
Vater das Amt des Oberbürgermeisters bekleidete.
Während des 2. Weltkriegs ging er zur Referendarausbildung
nach Schweden. Wegen der Beteiligung seines Schwagers Ulrich-Wilhelm Graf
Schwerin von Schwanenfeld am gescheiterten Putschversuch des 20. Juli 1944
wurde er verhaftet und ins Gestapo-Gefängnis gebracht.
Die
Bundesrepublik Deutschland repräsentierte er als Diplomat an der Botschaft
in London und an der Nato-Botschaft in Paris. Er war der erste
bundesdeutsche Beamte, der jemals Gespräche mit der DDR führte, dies im
Rahmen der Vorbereitung der Bahr-Gespräche.
Als Ministerialdirektor arbeitete er unter Willy Brandt im Bereich der
Außen- Deutschland- und Verteidigungspolitik im Kanzleramt, danach als
Botschafter in Moskau.
Hier
war er der erste Botschafter unter Breschnjew im Rahmen der Brandtschen
"Ost-Politik". Nach einer Zeit als Botschafter in Ankara und Genf trat er in
den Ruhestand und ließ sich in Bodenwerder nieder.
Er war verheiratet mit Insea Hohlt (vier Kinder, darunter
Nahostkorrespondent Ulrich Sahm) und in zweiter Ehe mit Christiane von Alten
(drei Töchter).
Bücher
u.a.:
Autobiographie "Diplomaten taugen nichts"
Aus dem Leben eines Staatsdieners.
Forschungsarbeit: Rudolf von Scheliha (1897-1942)
Ein deutscher Diplomat gegen Hitler.
Scheliha wurde vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Möglicherweise war er jener unbekannte deutsche Diplomat, der erste Hinweise
auf den Holocaust in die Schweiz verriet.
hagalil.com 22-08-2005 |