Ehrung
für Ari Rath:
Er nahm das Kreuz
Foto: Tobias Barniske
Wie er leibt und lebt - so lacht er, Ari Rath (80), der fast schon legendäre
frühere Herausgeber der Jerusalem Post. Das Foto entstand in Berlin.
Er spricht nach der Entgegennahme des
Bundesverdienstkreuzes erster Klasse. Fast triumphierend, und faktisch im
»ehemaligen Zentrum der Nazimacht«.
Rudolf Dressler, Deutschlands Botschafter in
Israel, hielt eine freundschaftliche Laudatio, der Ausgezeichnete erwiderte,
dass das Kreuz von den Kreuzzügen bis zum Hakenkreuz eine schwere Belastung
für Juden ist.
Dass er sich entschloss, dieses anzunehmen, erkläre sich daraus, dass er die
hohe Auszeichnung als Sieg der jüdischen, der guten und anständigen Menschen
verstehe. Der Orden ehre jene Generation, der es verweigert wurde, Dienste
für ein deutsches Land zu leisten.
Wegen Ari Rath hatte das Moses Mendelssohn Zentrum zum Symposium über das
deutsch-israelische Verhältnis geladen. Einige Bauleute jener Beziehungen,
frühere Botschafter, auch Journalisten, sprachen über den Verlauf dieses
großen historischen Entwurfs.
Mir erscheint Ari Rath noch immer wie ein Fels in der
israelischen Brandung. Er ist Mittler wie Kritiker, ein mensh, der wegen
seines Humors, seiner Zuverlässigkeit und um seines Scharfsinns willen -
nicht zuletzt auch wegen seiner Kochkünste von solchen wie mir geliebt wird.
Geboren und verwöhnt im gutbürgerlichen Wien, floh er 1938 nach Palästina.
Er wurde Kibbutznik und heimlicher Waffeneinkäufer, ist stolz darauf, dass
er körperlich hart gearbeitet hat und neben dem Studium schreibend sein
Zubrot verdiente, bis er sich ganz dem Journalismus verschrieb.
O-Ton Ari Rath am Tage der Ehrung: Wer hätte gedacht, dass der große
Siedlungsbauer Sharon als erster Regierungschef Siedlungen auflösen würde?
Über 31 Jahre, bis zu seiner nicht freiwilligen Pensionierung, galt er als
maßgeblich kommentierende Stimme Israels. Er zog eine journalistische Elite
heran und prägte die Jerusalem Post. Er gestaltete sie freier und offener,
und auf ihre Weise hat auch sie ihn geprägt. Das und sehr viel mehr sagt er
im spannenden biographischen Dokumentarfilm aus Österreich »Wenn man lebt,
erlebt man - Ari Rath, Israeli mit Wiener Wurzeln«, der nach dem Kolloquium
gezeigt wurde. Israel und Palästina, Friede und kein Terror, dafür habe er
von Anfang an gewirkt.
Klare Sätze wie diese räumen jeden Zweifel aus, dass Ari Rath sich alsbald
aufs Altenteil zurückziehen könnte.
Irene Runge, Sonderausgabe -
Jüdische
Korrespondenz 07-2005
hagalil.com 04-07-2005 |