Maccabiade:
Jüdische Olympiade eröffnet
Von Ulrich Sahm
In dem aus Sicherheitsgründen weiträumig abgesperrten
Stadion von Ramat Gan wurde am Montag Abend die 17. jüdische Olympiade
eröffnet. "Maccabiade" nennen sich diese sportlichen Spiele, an denen in
diesem Jahr etwa 7000 Sportler aus 57 Ländern teilnehmen. Aus Japan,
Norwegen und Peru kamen jeweils nur ein einziger Sportler. China stellte mit
7 Teilnehmern mehr jüdische Sportler als klassische Länder mit großer
jüdischer Bevölkerung vor dem Holocaust wie Litauen, Tschechien, Rumänien
oder Litauen. Die größte Delegation stellte Israel mit 1903 Sportlern,
gefolgt von den Amerikanern mit 747 Teilnehmern.
Die Australier hatten die letzte Maccabiade boykottiert, weil bei der 15.
Maccabiade 1997 eine Holzbrücke über den Kischonfluss eingebrochen war, als
die australische Delegation sie passierte. Es gab vier Tote in dem
verseuchten Wasser des Kischons und zahlreiche Verletzte, vor Allem durch
Vergiftung. Trotz der Wut auf israelische Schlamperei, kamen in diesem Jahr
479 Sportler aus Australien. Deutschland stellte mit 129 Teilnehmern eine
der großen Delegationen.
Die Sportler kamen auf eigene Kosten. So mussten die 288 Teilnehmer aus
Brasilien für zwei Wochen Aufenthalt in Israel und den Flug jeweils ganze
3000 Dollar hinblättern, das doppelte durchschnittliche Monatsgehalt eines
jüdischen Gemeindemitglieds in Brasilien.
Befürchtungen, dass die Gegner des Rückzugs aus Gaza die Zufahrt zu dem
Stadion sperren würden, bestätigten sich nicht. Die Honoratioren, darunter
Staatspräsident Mosche Katzav und Ministerpräsident Ariel Scharon saßen in
einem kugelsicheren "Aquarium", wie die Presse die mit gepanzertem Glas
geschützte Ehrentribüne taufte. Um sicher zu gehen, wurden nicht nur alle
Parkplätze rund um das Stadion gesperrt. Es wurde sogar der Eisenbahnverkehr
nahe dem Stadion für mehrere Stunden eingestellt.
Die Eröffnungsfeier war zwar mit großem Aufwand mit 2000 Tänzern und Sängern
geplant, aber es herrschte eher israelischer "Balagan" (Durcheinander) und
nicht die Perfektion der Eröffnungsfeiern olympischer Spiele.
Die Maccabiade wird ganz offen als eine "nationalistische Gelegenheit"
genutzt, jüdische Jugendliche aus aller Welt nach Israel zu locken, nicht
nur ihre sportlichen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, sondern Israel
kennen zu lernen und einzuwandern. In einer ganz kurzen Rede sagte
Premierminister Scharon: "Wandert ein. Schlagt Euer Heim in Israel auf."
Die Eröffnungsfeier appellierte mit allen Mitteln an die Emotionen der
Teilnehmer. Es wurde mit Fotos und Namensnennung der Toten des Unglücks
während der 15. Maccabiade gedacht. Dann wurde der Toten der olympischen
Spiele in München 1972 gedacht, wo 11 israelische Sportler von
Palästinensern ermordet wurden.
Die Sängerinnen trugen nicht irgendwelche populären Schlager zur
Unterhaltung vor, sondern eher Gesänge mit tiefem jüdischen Gehalt wie
"Schma Israel" (Höre Israel), das "Vater Unser" der Juden.
Die Wettbewerbe begannen schon vor der offiziellen Eröffnung. Am Montag,
während am Abend die Eröffnungsfeier in allen elektronischen Medien live
übertragen wurde, machten die Zeitungen mit der ersten Goldmedaille dieser
"jüdischen Spiele" auf. Gewonnen hat sie Asalah Schehade aus dem
galiläischen Dorf Sachnin bei 200 Meter Brustschwimmen. "Die Maccabiade ist
nicht nur ein Sportfest für alle Juden, sondern auch für alle Israelis. Als
Israeli bin ich sehr stolz", sagte die junge Araberin. Ihr Heimatdorf
Sachnin ist sportlichen Ruhm freilich schon gewöhnt. Die Fußballmannschaft
von Sachnin gewann im vergangenen Jahr den Nationalpokal Israels.
© Ulrich Sahm/haGalil.com
http://www.maccabiah17.com
hagalil.com 12-07-2005 |