Wissenschaft:
Kamera statt Handgranate
Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem
Jeder kennt die Szenen aus Kriegsfilmen. Ehe Soldaten
ein Haus stürmen, werfen sie erst eine Handgranate durch die offene Tür,
weil vielleicht drinnen ein Feind darauf wartet, sie zu erschießen.
In Zukunft könnten sie anstelle einer tödlichen
Handgranate eine Tennisball große Kamera in den Raum werfen. Die Tel Aviver
Firma ODF Optronics hat eine robuste Kamera mit einem Blickwinkel von 360
Grad und einem Sendegerät entwickelt. Der so genannte "Augapfel R1" kann
"sehen", was im geschlossenen Raum passiert und sendet Filmaufnahmen mit Ton
etwa 200 Meter weit zum Kontrollgerät.
Die Kamera kann gerollt, gestoßen oder geworfen werden,
und wenn sie "auf den Kopf" fällt, hat sie die Fähigkeit, sich von alleine
aufzurichten.
Die Entwickler des Geräts für "taktische Verwendung auf
dem Schlachtfeld" sind ehemalige israelische Militärs. Die nur 1500 Dollar
teure Kamera könnte Roboter ersetzen, die das Hundertfache kosten.
Die beiden Erfinder und Firmengründer, Ehud Gal und Natan
Merom, kamen auf die Idee, weil das Periskop eines Panzers einen eingeengten
Blickwinkel von nur 270 Grad habe. Dadurch seien Panzer und die Soldaten der
Gefahr von Überraschungsangriffen ausgesetzt.
Der elektronische "Augapfel" wird jetzt schon von Militärs
und Polizeikräften in den USA und in einigen Ländern in Europa getestet. Die
Firmeninhaber prophezeien ihrer Erfindung vor allem zivile
Einsatzmöglichkeiten etwa bei der Feuerwehr oder bei Rettungsmannschaften,
die in eingestürzten Häusern nach Erdbeben Überlebende suchen müssen. Das
Gerät soll nur an Regierungsbehörden verkauft werden und nicht an
Einzelpersonen.
© Ulrich Sahm/haGalil.com
hagalil.com 24-06-2005 |