Thrombose-Experte:
Jesus starb am "Touristenklasse-Syndrom"
Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem
Jesus starb am Kreuz an den typischen Folgen des
"Touristen-Klasse-Syndroms", und nicht durch Verbluten oder Ersticken, wie
Forscher das bisher angenommen haben. Der israelische Experte für Thrombosen
am Rambam-Hospital in der nordisraelischen Hafenstadt Haifa, Professor
Benjamin Brenner sagte im Gespräch mit diesem Korrespondenten, dass man
heute sehr viel mehr über die Gefahr von Blutklumpen wisse, die zum Tod
führen könnten.
Sie könnten durch eine Vielfalt von Faktoren entstehen:
eine längere Unbeweglichkeit des Körpers wie bei Flügen in der engen
Touristenklasse, Austrocknen (Dehydrierung), orthopädische Operationen oder
zu langes Stehen. Das Annageln der Arme und Beine Jesu ans Holzkreuz
verursache im Körper ein "lebensgefährliches Trauma" und könne zu Thrombosen
führen. Passagiere in Flugzeugen seien nur einigen dieser Umstände
ausgesetzt. Im Falle von Jesus seien alle denkbaren Auslöser für die Bildung
von Thrombosen zusammengetroffen.
Die Nägel sind nicht durch die Handflächen und Fußsohlen
geschlagen worden, wie das auf fast allen Kreuzigungsszenen in der Kunst
abgebildet wird, sondern durch die Speichenknochen. Die Füße und Hände wären
"zerrissen", wenn sie das Gewicht eines Menschen tragen müssten. Ob dabei
eine Vene durchschnitten worden sei, so Brenner, sei ungewiss. Gewiss aber
sei Gewebedruck auf die Venen entstanden und habe so die Chance einer
Thrombose erhöht. Das ist bekannt, seitdem in Jerusalem in einem Ossuarium
(steinernen Knochenkasten) der Fersenknochen eines Gekreuzigten, Jochanan
Hagkol, gefunden worden ist, bei dem der Eisennagel und sogar ein Stück des
hölzernen Kreuzes erhalten geblieben sind.
Weiter sagte Brenner, dass Pontius Pilatus "erstaunt" über
den schnellen Tod Jesus gewesen sei. So blieb ihm erspart, was mit den
beiden Räubern geschah, die neben Jesus ans Kreuz geschlagen worden sind. Um
den Tod zu beschleunigen hätten die Römer die Beine der Gekreuzigten
gebrochen. "Ein Mensch kann bis zu vier Stunden lebend am Kreuz hängen. Wenn
ihm aber die Beine gebrochen worden sind, tritt der Tod innerhalb von
Minuten durch eine Thrombose ein", sagt der Experte aus Haifa. Weiter sagte
er, dass jeder vierte "Kaukasier", also Menschen der weißen Rasse, zu denen
er Europäer, Araber, und die galiläischen Juden der Zeit Jesu zählt, unter
einer "Thrombophilie" leiden, also unter erhöhter Gefahr, eine Thrombose zu
erleiden. Brenner sagte, dass Thrombophilie bei den nach Israel
eingewanderten äthiopischen Juden "nicht existent" sei.
© Ulrich Sahm/haGalil.com
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hagalil.com 09-06-2005 |