"Wenn ich mal nicht mehr da bin, müsst Ihr das machen":
Perspektiven antifaschistischer Gedenkarbeit
Von Anna Blume
Vom 17. bis 19. Juni diesen Jahres findet in der
Fachhoschule Potsdam die internationale Tagung "Perspektiven
antifaschistischer Gedenkarbeit", organisiert von der Lagergemeinschaft
Ravensbrück/Freundeskreis e.V. und den FreundInnen des
Sachsenhausenkomitees, statt.
Im Rahmen dieser Konferenz soll zusammen mit Überlebenden
der Konzentrationslager diskutiert werden, wie Erinnerungspolitik im Sinne
der ehemaligen Häftlinge aussehen kann, besonders dann, wenn sie, wie
mittlerweile 60 Jahre nach der Befreiung der Konzentrationslager, nicht mehr
in der Lage sind diese selbst zu gestalten, so Monika Pilath über die
Intention der Konferenz. Zudem wollen sie Personen und Organisationen, die
sich mit der inhaltlichen Arbeit von Gedenkstätten und deren Politik
befassen, vernetzen.
Die Konferenz wird am Freitag um 18 Uhr, unter anderem
durch den stellvertretenden Vorsitzenden der Lagergemeinschaft
Ravensbrück/Freundeskreis e.V., Fritz Schwark, eröffnet. Im Anschluss daran
findet eine Podiumsdiskussion mit dem Titel "Erinnern heute – Plädoyer gegen
die Egalisierung der Opfer" statt. Boris Buden (London, Philosoph und
Esayist) und Güther Jacob (Hamburg, Publizist) werden in dieser über die
Gleichsetzung und Parallelisierung von Nationalsozialismus und DDR sowie der
Wiederentdeckung der deutschen Opfer des II. Weltkrieges referieren.
Der Samstag steht im Zeichen der Frage wie
antifaschistsiche Gedenkarbeit aussehen kann. Dazu haben zunächst
Überlebende die Möglichkeit ihre Erfahrungen in der Nachkriegszeit, ihre
Vorstellungen von zukünftigen Gedenken und daraus ableitende ihre Wünsche
und Erwartungen an die jeweiligen Gedenkstätten und Gedenkorte darzustellen.
Anschließend soll in drei Arbeitsgemeinschaften die oben
genannte Fragestellung hinsichtlich verschiedener Schwerpunkte diskutiert
werden. In einem Dieser unter dem Titel „Motivation für Gedenkpolitische
Arbeit“ wird die Historikerin Susanne Willems zusammen mit den Teilnehmern
über Ziele, Motivation und die Rolle der Familiengeschichte bei
Erinnerungsarbeit diskutieren. Aber auch die Vorstellungen für zukünftige
gedenkpolitische Tätigkeiten sollen erörtert werden.
In der AG "Die Frage des Vermächtnis" soll unter anderem
mit Joachim Pilarski diskutiert werden, ob antifaschistische Erfahrungen
übertragen können. Die bisherige Zusammenarbeit mit den Gedenkstätten soll
im dritten Workshop kritisch reflektiert werden. Durch Teilname des
Ehrenvorsitzenden des Landesverbandes VVN-BdA Sachsen, Prof. Dr. Hans
Lauter, wird das Sächsische Gedenkstätten Gesetz und die damit verbundene
Niederlegung der Arbeit der Opferverbände in den Gremien der Stiftung
Sächsische Gedenkstätten einen Schwerpunkt bilden. Dieses Gesetz, welches
der Sächsische Landtag 2004 beschloss, setzt die DDR mit dem
Nationalsozialismus gleich, verharmlost somit den NS-Terror und verhöhnt die
Opfer. Zudem widerspricht es einem Beschluss des Europa Parlaments von 1993,
welches den Erhalt und die Pflege der Gedenkstätten in Absprache mit den
Verbänden der Opfer des Nationalsozialismus fordert.
Anknüpfend an die Thematik des letzten Workshops soll im
Anschluss daran das Konzept des "Antifaschismus im Jahrhundert der Extreme"
unter anderem mit Prof. Dr. Ludwig Elm, Mitglied der Enquete-Kommission des
Bundestages zur Geschichtsaufarbeitung. Diskutiert werden. Im Mittelpunkt
Dieser steht die Frage, ob die Gleichsetzung von Stalinismus und
Nationalsozialismus mit der EU-Osterweiterung einen neuen Auftrieb erhält
und wie man diesem entgegentreten kann.
Am Ende des Samstages wird der Film aus Dessau mit dem
Titel "Vor der Haustür – Orte des nationalsozialistischen Terrors im
heutigen Sachsen Anhalt" gezeigt und es findet eine "Swing Disko" mit
Günther Discher, Mitglied der Swing Jugend und Überlebender des
Jugendkonzentrationslagers Moringen, statt.
Die Tagung wird am Sonntag durch eine Podiumsdiskussion
über die Zukunft der Opferverbände und der Vernetzung einzelner
Organisationen beendet. An der Podiumsdiskussion "Wenn ich mal nicht mehr da
bin, müsst Ihr das machen" nehmen unter anderem ein Mitglied der Fédération
Internationale des Résistants – Association antifasciste FIR, ein Mitglied
des Vorstandes der Lagergemeinschaft Ravensbrück/Freundeskreis e.V., der
Vorsitzende des Bundesauschusses VVN/BdA sowie diverse andere Vertreter
verschiedender Opferverbände teil. Im Rahmen der Vernetzung sollen neben
einem inhaltlichem Resümee der Tagung, Vorstellungen zur dauerhaften Arbeit
für die Zukunft entwickelt werden.
Auch wenn die Tagung durch diverse Gruppen unterstützt und
gefördert wird, reicht dies leider nicht aus. Deswegen bitten die
Organisatoren um weitere Spenden. Weitere Informationen, Spendenkonto und
Programm:
http://www.ravensbrueckblaetter.de/
hagalil.com 17-06-2005 |