900. Todestages
von Rabbi Salomon ben Isaak:
Raschi-Jahr 2005 in Worms
WORMS.
Von April bis Oktober 2005 gedenken die Städte Worms und Troyes des
900. Todestages von Rabbi
Salomon ben Isaak, genannt Raschi. Oberbürgermeister
Michael Kissel stellte vor wenigen Tagen im Rahmen einer Pressekonferenz das
Wormser Programm zum Raschi-Jahr 2005 vor, für das der
Vizepräsident des
Zentralrates der Juden in Deutschland, Dr. Salomon Korn, und der
rheinland-pfälzische
Minister für
Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur, Prof. Dr. E. Jürgen
Zöllner die gemeinsame Schirmherrschaft übernommen haben.
Unterstützt und gefördert wird das Raschi-Jahr 2005 in Worms von der
Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur. In Worms, von Juden in aller Welt auch
liebevoll "Klein Jerusalem" genannt, seien die authentischen Orte der
jüdischen Kultur wie kaum in einer anderen Stadt erhalten geblieben und
heute noch erlebbar, verwies OB Michael Kissel auf die große Bedeutung
dieses Kulturschatzes. Stella Schindler-Siegreich (Jüdische Gemeinde Mainz)
skizzierte die Bedeutung Raschis für die jüdische Welt und betonte, der
große Gelehrte stehe für eine Epoche fruchtbaren kulturellen Austauschs
zwischen Juden und Christen am Rhein.
Der bis heute in aller Welt bekannte
Talmudkommentator und Gelehrte
Rabbi Salomon ben Isaak studierte um 1060 im damals in ganz
Europa berühmten Wormser Lehrhaus. Seine Lehrer waren Jakob ben Jakar aus
Mainz und der Wormser Gelehrte Isaak ben Eleasar haLevi. 1065 kehrte Raschi
nach Troyes zurück, wo er seinerseits ein Lehrhaus mit zahlreichen Schülern
gründete. Seine Kommentare zu Bibel und Talmud zeichnen sich durch Klarheit,
Verständlichkeit und Bildhaftigkeit aus. Jede Ausgabe des babylonischen
Talmud wird bis heute mit einem Kommentar Raschis gedruckt. In Worms hat die
nachhaltige Wirkung Raschis zur Legendenbildung geführt. Der Ruhm des
jüdischen Worms geht wesentlich auf ihn zurück. Am 29. Tamuz 1105
(5. August) starb Raschi in Troyes. Sein Leben und Werk stehen im
Mittelpunkt des Gedenkjahres, das sich auch mit dem jüdischen Beitrag zur
europäischen Kultur beschäftigt.
Eine Arbeitsgemeinschaft, in der das Jüdische Museum Worms und andere
städtische Institutionen, die Jüdische Gemeinde Mainz und der Verein
Warmaisa vertreten sind, hat ein vielseitiges Programm erarbeitet.
Schwerpunkte sind der Festakt
am 14. April, der gemeinsam mit dem Zentralrat der Juden in
Deutschland geplant wurde, die
Jüdischen Kulturwochen mit Musik, Kleinkunst und Vorträgen
vom 23. Juni bis 9. Juli 2005 sowie eine Fachtagung in Kooperation mit der
Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg.
Stadtführungen und
Ausstellungen
sowie Seminare (Warmaisa e.V.),
die - an die Tradition des Lehrhauses anknüpfend - jüdische Tradition und
Geschichte vermitteln, finden während des gesamten Gedenkjahres statt.
Gemeinsam mit der Stadt Troyes wird eine Publikation zu Raschi in
Französisch und Deutsch herausgegeben. Die Wormser Tourist-Information
bietet auf das Gedenkjahr zugeschnittene Angebote an, die sich sowohl an
Tagestouristen als auch an Gäste aus Europa und Übersee richten.
Warmaisa:
Worms als Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit und Kultur
Zwischen der Jahrtausendwende und der NS-Zeit hat in Worms ununterbrochen
eine bedeutsame jüdische Gemeinde bestanden, deren Angehörige stark mit der
Stadtgeschichte verwoben waren. Worms beherbergt mit dem
Heiligen Sand den
ältesten zwischen 1076/77 und dem frühen 20. Jahrhundert belegten jüdischen
Friedhof Europas, der ohne wesentliche Zerstörungen erhalten ist. Der
Friedhof nahe der ehemaligen Stadtmauer wird jährlich von vielen tausend
Menschen aus aller Welt besucht. Im nördlichen Altstadtbereich, angeschmiegt
an die vormalige Stadtmauer, befindet sich das vormalige
Judenviertel, das viel
von seiner alten Bausubstanz bewahren konnte.
Synagoge (Männer- und
Frauenbau) und Ritualbad
waren das Zentrum des lange Jahrhunderte blühenden jüdischen
Lebens.
Eine erste Synagoge bestand hier bereits 1034, wie dies eine erhaltene
Inschrift anzeigt. Zeitgleich mit dem Dom wurde 1174/75 ein neues Gotteshaus
errichtet, dem zu Beginn des 13. Jahrhunderts ein Frauenbau angefügt wurde.
Nach der Zerstörung in der NS-Zeit 1961 wiederhergestellt, dient es wieder
seiner eigentlichen Funktion, auch wenn sich seit dem Krieg keine neue
Gemeinde mehr gebildet hat. Das um 1185/86 angelegte Frauenbad (Mikwe) ist
unzerstört erhalten. Direkt benachbart davon befindet sich im Raschihaus das
1982 eingerichtete Jüdische
Museum. Es zeigt an historischer Stätte Dokumente zur
jüdischen Geschichte und Zeugnisse des religiösen Lebens der Juden in Worms.
Das Haus ist benannt nach Rabbi Salomon ben Isaak, genannt Raschi. Die
Jüdische Gemeinde Worms hat - in enger Bindung an die Nachbargemeinden in
Speyer und Mainz - durch zahlreiche angesehene Gelehrte eine starke
Ausstrahlung und großes Ansehen erlangt, was zu ihrem Ehrentitel
"Klein-Jerusalem" beigetragen hat.
Das Programm
zum Raschi-Jahr 2005 in Worms
APRIL / MAI
10. April · 17 Uhr · Frauensynagoge und andere Räume
Vernissage der Kunstausstellung "Raschi - Leben, Werk und Wirkung"
mit
Rina Böcher, Klaus Krier, Anna Adam, Sylvia Richter-Kundel, Richard
Schimanski und Walter Schembs (bis 8. Mai)
Eröffnung des
Raschi-Informationsraums ·
Raschihaus (geöffnet bis Herbst 2005)
14. April · 11 Uhr · Synagoge · Auftakt zum Raschijahr 2005
Festvortrag "Raschi und der Holocaust von 1096" mit
Prof. Dr. Daniel Krochmalnik
Musik
und Texte zu Raschi mit
Jalda Rebling
Ausschnitte aus den "18 Liturgischen Psalmen" von Louis Lewandowski
mit dem Wormser Bachchor
20 Uhr · Synagoge
Konzert
Jalda Rebling und Ensemble
Seminare von Warmaisa e. V. · immer donnerstags um 19 Uhr · Frauensynagoge
21. April: Jüdisches Lernen und
jüdisches Schulwesen in Worms
28. April: Jüdische Wohnbereiche
in Worms
12. Mai: Judenordnungen I
19. Mai: Judenordnungen II
JUNI / JULI
Jüdische Kulturwochen
vom
23. Juni bis 9. Juli
23. Juni · 20 Uhr · Städt. Spiel- und Festhaus
Konzert mit Chava Alberstein und
Ensemble (in Planung)
26. Juni · Synagoge
Fest im Synagogengarten
(mit der Jüdischen Gemeinde)
Jüdisches Worms - eine
Spurensuche per Bus (Tourist-Information)
29. Juni · 20 Uhr · Evangelisches Gemeindehaus Pfeddersheim
Mores, Zores unn Maschores -
Jiddisch-Hebräisch und rheinhessische Mundart. Eine Lesung
mit Wilfried Hilgert. (AK Kultur und Landschaftspflege)
3. Juli · 19 Uhr · Synagoge
Konzert Michèle Tauber (Paris)
und Ensemble (Festhausprogramm)
6. Juli · 20 Uhr · Frauensynagoge
"Herrschaft und Heil bei Raschi -
das Nibelungenlied, ein messianisches Königsdrama". Vortrag
mit Rudolf Kreis. (Nibelungenliedgesellschaft)
Festival "Jazz & Joy"
· 9. Juli · Andreasstift
16 Uhr: Freygish Brothers
18 Uhr: Helmut Eisel und JEM
20 Uhr: Hannelore Hoger und
Ensemble Noisten (in Planung)
Seminare von Warmaisa e. V. · immer donnerstags um 19 Uhr · Frauensynagoge
2. Juni: Lernen aus und mit dem
Talmud
9. Juni: Jüdische Frauen in
Worms vom Mittelalter bis zur Neuzeit
16. Juni: Kaschrut und
koscherer Wein
30. Juni: Tod und Bestattung
AUGUST / SEPTEMBER / OKTOBER
Europatag der jüdischen Kultur · 4. September
11 Uhr: Einweihung der
restaurierten Jüdischen Trauerhalle in Worms-Hochheim
17 Uhr: "Politische Situation der
Juden am Rhein 1105 und 2005" (Podium mit der Landeszentrale
für politische Bildung; in Planung)
16. September bis 18. September · Nibelungenhotel
Tagung "Ich und Du - Mensch und
Gott - Im Gespräch mit Martin Buber"
(Martin-Buber-Gesellschaft, Bund für freies Christentum, Evangelische
Erwachsenenbildung)
18. September ·
Synagoge
Konzert mit Chaim Storosum und
Ensemble (Festhausprogramm)
30. Oktober bis 1. November
Symposium zu Raschi
(mit der Hochschule für jüdische Studien in Heidelberg)
WEITERE
VERANSTALTUNGEN
18. März · Mozartsaal
Heute Abend: Lola Blau.
Musical von Georg Kreisler. Mit Astrid Vosberg (Festhausprogramm)
1. Oktober · Städt. Spiel- und Festhaus
Die Zaubergans
von Jakob Vinje (mit der Lucie-Kölsch-Jugendmusikschule Worms)
21. November · Dreifaltigkeitskirche
Konzert des Wormser Bachchores,
u. a. mit Arnold Schönbergs "Ein Überlebender aus Warschau" op. 46
jeden 1. Sonntag im Monat von März bis Oktober
Stadtführungen zum jüdischen
Worms
jeden 2. Sonntag im Monat von April bis Oktober
Stadtführungen "Raschi und das
jüdische Worms"
Ein ständig aktualisiertes Programm, Nachträge zu Veranstaltungsorten und
-uhrzeiten sowie weitere Informationen sind unter
www.raschijahr.de erhältlich.
Weitere Informationen erteilen
das Raschihaus ·
Hintere Judengasse 6 · Telefon (0 62 41) 8 53-47 01 · E-Mail
stadtarchiv@worms.de
und die Tourist-Information ·
Neumarkt 14 · Telefon (0 62 41) 2 50 45 · E-Mail
touristinfo@worms.de
Pressemeldung der Stadt Worms
hagalil.com 11-04-2005 |