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Mit der Zeit:
Der expandierende Markt ultraorthodoxer Juden

Von Ulrich W. Sahm

Ultraorthodoxe Juden stellen in Israel eine Minderheit von 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung. Sie leben "wie im Mittelalter", so ein gängiges Vorurteil, und kleiden sich gemäß der "letzten" Mode Polens des 19. Jahrhunderts. Die Männer fallen durch schwarze Hüte, Kaftan, Bart und Schläfenlocken auf. Verheiratete Frauen tragen altmodische Pothüte oder verhüllen ihren kahlgeschorenen Kopf mit einem Kopftuch. Die unverheirateten Mädchen tragen sogar im heißen Sommer Wollstrümpfe, karierte Kleidchen wie "Heidi auf der Alm" und lange Zöpfe.

Dieser Tage wurde bei einer Konferenz festgestellt, dass die Ultraorthodoxen zwar gemäß 3000 Jahre alten biblischen Gesetzen leben, aber durchaus "mit der Zeit schreiten". 1996 studierten nur 30 ultrafromme Männer bei dem berufsausbildenden Seminar des Rabbiners Jeheskel Fogel. Inzwischen hätten sich bis zu 3000 Ultraorthodoxe angemeldet.

Die Ultraorthodoxen stellen eine separate Wirtschaftsmacht in Israel dar. Deren Markt setzt jährlich 7 Milliarden Schekel um (1,3 Milliarden Euro). Davon wollen auch nicht-fromme Geschäftsleute profitieren. Wegen der Religionsgesetze haben die Ultraorthodoxen eine eigene "strikt-koschere" Nahrungsmittelindustrie aufgebaut. Dieser Sektor ist in wenigen Jahren von 13 Prozent des Nahrungsmittelmarktes auf 25 Prozent gewachsen.

Für die Ultraorthodoxen wird Gemüse so angebaut, dass keine Würmer zwischen die Salatblätter geraten. Der Salat wird auf sterilem Sand in hermetisch geschlossenen Gewächshäusern gezüchtet. Ebenso achten die Frommen darauf, dass Gemüse nicht von Feldern stammt, die alle sieben Jahre brach liegen müssen. Da diese Regel nur für jüdische Bauern gilt, importieren die Ultraorthodoxen Frischgemüse aus Jordanien.

Die Ausweitung des orthodoxen Nahrungsmittelmarktes auf fast 25 Prozent wird nicht nur mit der natürlichen Vermehrung der Ultraorthodoxen erklärt, die dreimal so hoch ist als bei weltlichen Juden. 12 Kinder sind pro Familie keine Seltenheit, während sich weltliche Israelis eher an den europäischen Standard halten. Dennoch kaufen immer mehr weltliche Juden in orthodoxen Supermärkten. Die Waren sind preiswerter. Da gibt es weder Reklame noch Auswahl, also nur ein namenloses Waschmittel und eine Sorte Thunfisch in der Büchse auf endlosen Regalen. Diese Supermärkte wirken lieblos. Das drückt den Preis. Ein weiterer Grund für die Beliebtheit der orthodoxen Supermärkte sei der "religiöse Lebenswandel" von etwa 45 Prozent der israelischen Bevölkerung. Hierbei handelt es sich um "Fromme", die koscher essen, ansonsten aber eher weltlich leben.

Etwa ein Viertel der Ultraorthodoxen lebt "spartanisch" und falle in der Öffentlichkeit nicht auf. Sie leben in "Gettos" und studieren in eigenen Institutionen. Die Hälfte der Orthodoxen lebe in einem "Kollektiv" und konsumiere ausschließlich orthodoxe Medien, so 40 Zeitungen, die allein für sie erscheinen. Ein Viertel der Ultraorthodoxen werden als "offen" definiert. In 55 Prozent aller ultraorthodoxen Haushalte stehe ein Computer. Während sich vor einigen Jahren noch 60 Prozent aller ultraorthodoxen Männer ausschließlich dem Talmud-Studium widmeten, seien es heute nur noch 30 Prozent.

Die Revolution werde von den Frauen vorangetrieben, vor Allem bei der Kindererziehung. Früher galt der biblische Spruch "Wer mit dem Stock spart, hasst seien Sohn" (Sprüche 13,24). Inzwischen sind "modernere" Erziehungsmethoden verbreiteter, ohne körperliche Züchtigung. Die andere "Revolution" betreffe zunehmendes Bewusstsein für Gesundheit, Diät und richtige Ernährung.

Seit zehn Jahren, so der auf Reklame unter Ultraorthodoxen spezialisierte PR-Mann Arie Frenkel, streben immer mehr Ultraorthodoxe nach einem akademischen Titel, um am allgemeinen Arbeitsmarkt teilzuhaben. Die Ultraorthodoxen seien auch markenbewusst. So verkaufe eine bekannte Windelfirma mehr Papierwindeln an Orthodoxe als an die allgemeine Bevölkerung in Israel. 36 Prozent der Ultraorthodoxen fahren in den Urlaub in Israel oder ins Ausland. 82 Prozent der Ultraorthodoxen verfügen über ein Handy. Frenkel behauptet, eine bestimmte israelische Telefonfirma zum exklusiven Lieferanten von Handys für Ultraorthodoxe machen zu können, "sowie die Firma bereit ist, diesem Publikum ein attraktives Preispaket anzubieten". Der Grund sei einfach: um die Jugend nicht zu verderben, fordern die Orthodoxen Mobiltelefone "nur zum Telefonieren", ohne verderblichen oder sündigen Schnickschnack wie Fotografieren oder Internet-Zugang.

Ein populärer orthodoxer Kinderbuchautor Chaim Welder erzählte von Traumauflagen: 100.000 Exemplare für jeden seiner Titel. Im weltlichen Israel bringen es Bestseller nur auf einige tausend Exemplare. Mehr als die Hälfte der ultraorthodoxen Kinder habe nie Fernsehen geschaut. Es gebe es keine Alternative zu seinen Büchern.

Nicht jedes Produkt habe auf diesem Markt Erfolgschancen. Es sei "sinnlos", weltweit bei der Jugend beliebte Sportschuhe anzubieten, weil die Eltern auf der klassisch altmodischen Bekleidung ihrer Kinder bestehen. Doch gebe es eine Vielzahl von Produkten, die exklusiv nur für diesen Markt hergestellt würden. Zum Beispiel ein 20 Euro teures Spezialsieb für Mehl, um sicher zu gehen, dass sich da keine "unkoschere" Maden verstecken. Ein "segnender" Becher für Kinder, der den Segen vor dem Trinken aufsagt, wenn der Becher erhoben wird. Für das Babybettchen gibt es Abziehbilder mit den Abbildungen berühmter bärtiger Rabbis. Und für die Streijmels (die berühmten schwarzen Hüte, die jeweils zwischen 1500 und 3000 Euro kosten) gibt es für knapp 10 Euro Überzüge aus Plastik, um sie vor Regen zu schützen. Manche Ultraorthodoxe stülpen allerdings nur eine einfache Plastik-Einkaufstüte über ihre Hüte, um sie vor Nässe zu schützen.

hagalil.com 11-03-2005

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