Von Max Brym
Der FC Schalke 04 ist gegenwärtig der härteste Verfolger des
FC Bayern-München im Kampf um die deutsche Fußballmeisterschaft. Der
Traditionsclub aus Gelsenkirchen hat die Sympathien der meisten Fans in
Deutschland auf seiner Seite. Die Spielweise der Gelsenkirchener ist
attraktiv und offensiv ausgerichtet. Ganz Gelsenkirchen fiebert mit Trainer
Ralf Rangnick und seinen Superstürmern Ebbe Sand, Gerald Asamoha und "Toni"
Ailton.
In der Sportpresse tobt eine verbale Schlacht zwischen Schalke
Manager Rudi Assauer und Bayern Manager Uli Hoeneß. Neben der reinen
Fußballkunst ist Schalke 04 ein Verein, der per Satzung Personen mit
rassistischen und antisemitischen Positionen im Stadion und von der
Mitgliedschaft ausschließt. Dieser Absatz in der Satzung wurde vor Jahren im
wesentlichen von der relativ antirassistischen Schalker Fangemeinschaft
durchgesetzt. Gegenwärtig ist die Satzung von Schalke 04 für viele
antifaschistische Fangruppen in anderen Städten zum Vorbild geworden. Die
Münchner Initiative "Löwen
gegen Rechts" fordert die Übernahme des antirassistischen Passus von
Schalke in die Satzung beim TSV 1860 München. Auf Schalke fand am 21.
Februar 05 eine Vereinsvorstandssitzung statt, die in dieser Angelegenheit
neue und wichtige Beschlüsse faßte.
"Kein NPD- und DVU-Mitglied kann Mitglied von Schalke 04
sein"
Unmittelbar nach der Sitzung erklärte Schalke 04
Geschäftsführer Peter Peters: "Der Verein duldet keine Mitglieder, die der
NPD, der DVU oder den Republikanern angehören". Konkret wurde ein
NPD-Mitglied ausgeschlossen. Auf die Fragen der Journalisten, "ob das auch
Konsequenzen für das Stadion hat", erläuterte Peters: "Wir dulden im Stadion
keine rassistischen Sprechchöre und keine Gruppen mit nazistischen Emblemen.
Wir werden von unserem Hausrecht Gebrauch machen". In einer Presseerklärung
des Vereins ist zu lesen, "dass verschiedene Fangruppen Hinweise an die
Vereinsführung gaben".
Das Verhalten der Vereinsführung von Schalke 04 kann nur
wärmstens begrüßt und unterstützt werden. Nicht zuletzt sind viele
Fußballstadien zu einem festen Rekrutierungsfeld für nazistische
Kameradschaften und die NPD geworden. In den Stadien tobt ein Kampf um die
"kulturelle Hegemonie". Viele Fußballfans bekämpfen die anwesenden Rassisten
und Antisemiten in den Fankurven. Der Sitzplatzbesucher hat dazu meist ein
gleichgültiges Verhältnis. Oftmals geht den Verantwortlichen der Clubs die
Sache am "A" vorbei. Das gilt es aufzubrechen, das Verhalten der
Vereinsspitze von Schalke 04 zu solchen Vorgängen muß den anderen
Vereinsbossen um die Ohren gehauen werden. Denn rassistische Gesänge und
antisemitische Parolen gehören in vielen Fußballstadien dazu wie die Butter
zum Brot. Selbstverständlich hat das bundesdeutsche nazistische Spektrum,
die Bedeutung der Entwicklung in Schalke erkannt, der braune Mob geifert und
droht.
Vogt will ins Stadion
Der NPD Vorsitzende Udo Voigt will am Sonntag den 27.2.05 ins
Stadion zum Heimspiel der Schalker gegen Hannover 96. In einer
Presseerklärung der NPD vom 24.2.05 droht Voigt mit vielen national
gesinnten Anhängern das Spiel zu besuchen. Die Presseerklärung unter dem
Titel "So nicht Herr Assauer" attackiert Schalke 04 als Verein, der dem
"multikulturellen Wahn verfallen sei" und ganz im Stile von Uli Hoeneß (Herr
Hoeneß wird hier nicht mit der NPD gleichgestellt), wird Schalke als
"Schuldenclub" denunziert.
Außerdem bedauert die NPD sehr, "dass der verstorbene Jürgen
Möllemann nicht mehr lebt". Dazu sollte man wissen, dass Möllemann
tatsächlich einige Jahre dem Beirat von Schalke 04 angehörte. Die NPD meint
sinngemäß: "Mit Möllemann hätte es so etwas nicht gegeben". Die Provokation
der NPD wird mit ziemlicher Sicherheit verhindert werden, die NPD hat in
Gelsenkirchen nicht die Kraft ihr Besuchsrecht gegen den Willen der meisten
Fans und der Vereinsführung durchzusetzen.
Schalke 04 wird allerdings im Fokus rechter Hetze und Agitation
bleiben. Das Stichwort vom "Schuldenclub" wendet die nazistische
Internetseite Störtebeker Netz in altbekannter Weise. Für die braunen
Nordlichter verbergen sich hinter den Gläubigern von Schalke 04 "bestimmte
Menschen". Angeblich ist wieder einmal "der reiche Jude Schuld", wenn
Deutsche etwas Vernünftiges tun. Der antisemitische Wahn des Störtebeker
Netzes erklärt de facto Rudi Assauer zum "jüdischen Agenten".