Von Ruth Fink
Morgen
ist Freitag, da gehe ich, sobald die Kinder im Kindergarten sind, auf den
Markt. Der Markt in Beer Sheva entspricht nicht den Postkarten aus
orientalischen Ländern.
Er findet
in ziemlich heruntergekommenen Markthallen aus Wellblech und Dachpappe
südlich der Altstadt statt und zwar jeden Tag, am besten bestückt ist er
aber am Montag, Donnerstag und natürlich Freitag morgen (da sind die Preise
dann auch etwas höher, aber immer noch viel billiger als im Supermarkt). Ich
stelle das Auto meistens auf einem bisher unbebauten (ein paar Erdarbeiten
sind sichtbar - vor einiger Zeit las ich von archäologischen Ausgrabungen,
ob das das ist?) Grundstück daneben ab. Zwischen den Autos findet schon ein
kleiner Markt statt. Beduinen haben auf großen Kartons getragene Kleidung
ausgebreitet. In die Erde sind anscheinend unverkäufliche Textilien und alte
Schuhe schon eingestampft. Jedesmal frage ich mich wieder, ob es überhaupt
Käufer dafür gibt oder ob das als Tarnung für ganz andere Geschäfte dient.
Ich
betrete den Markt von Seite der Kleiderbuden. Wenn ich komme, hängen die
Verkäufer gerade mit langen Stangen Kleider an Haken am Hallendach auf. Sie
streifen die Köpfe der Vorübergehenden. Der Stil ist gemischt, traditionelle
Beduinenkleider (industriell gefertigt) und andere langärmlige und
bodenlange Gewänder, seltener Männerhemden und Jeans, Kinderschuhe. Wer
wirklich Kleider auf dem Markt einkaufen will, geht am Donnerstag auf den
Beduinenmarkt...
Bald kommt
der erste Gemüsestand. Ich schaue mir die Erdbeeren an und gehe weiter. In
der Mitte des Gangs steht eine junge Frau und verkauft Salat und Kräuter.
Ich schau mir die Ware an. Aber erst will ich die schweren Sachen kaufen und
gehe weiter an den Fisch- und Fleischständen vorbei. Jetzt sind wir mitten
im Gemüse - Karotten, Kartoffeln, rote Paprika, Fenchel kaufe ich derzeit
jede Woche. Tomaten und Gurken auch, aber weniger. Derzeit sind sie relativ
teuer und nicht allzu schmackhaft. Dann kommen Bananen, Orangen und Äpfel,
Pomelit, Kiwi und Birnen. Gleichzeitig überlege ich, was ich kochen will und
lasse mich von den Fisch- und Fleischbuden inspirieren. Der Ossobuco sieht
gut aus - dann gibt es Chamin. Wie ist der Muscht (St. Peter Fisch)?
Manchmal gibt es gefrorenen Lachs, der vom Verkäufer in Scheiben geschnitten
wird. Mit Rosmarin vom Grill schmeckt das auch gut. Aber Shabbat fängt noch
so früh an, dass es ein Problem ist, ihn danach warm zu halten, ohne dass er
austrocknet. Merluse und Bakala haben wir auch gern. Dann kommt der Salat
und die Kräuter, dann Erdbeeren. Erdbeeren gehören derzeit zum Dessert am
Shabbatabend, aus den weniger schönen mache ich Konfitüre. Anschließend
schlage ich den Weg zu den Blumenständen ein. Unterwegs schwanke ich, ob ich
noch Pistazien kaufen soll oder nicht. Gern würde ich mal Tulpen nehmen,
aber die sind einfach zu teuer: 5 Shekel pro Blume! Dann doch lieber
Anemonen oder Rosen, wo ich drei dünne Sträuße für 10 Shekel bekomme. Ich
kann ja auch Farben oder Sorten mischen... Inzwischen schleife ich schon
ziemlich viel. Zum Glück ist es nicht weit zum Auto.
Was mag
ich eigentlich so an diesen Einkäufen? Vor allem auch die
Bevölkerungsmischung. Halb Beer Sheva ist auf dem Markt. Professoren von der
Universität, die Männer von Freundinnen, die heute einmal ausschlafen
wollen, alte russische Damen mit Lippenstift und Perlenkette neben Beduinen,
die zwar nicht selber einkaufen, aber doch einen wachsamen Blick auf ihre
Frauen haben. Die Frauen tragen für den Marktbesuch meist ihre schönsten
Kleider und weiße mit Stickerei oder Fransen verzierte Kopftücher. (Als mein
Vater mal zu Besuch war, hat er die Beduininnen ein bisschen zu auffallend
angeschaut. Ich zog ihn schnell weiter, der dazugehörende Familienvater
hatte sich schon auf uns zubewegt.) Man drückt und schiebt sich gegenseitig
und in aller Vertraulichkeit.
Die
Verkäufer rufen laut ihre Waren aus: Tapuzim, tapuzim metukim, rak shnei
shkalim, knu, knu tapuzim metukim. (Orangen, süße Orangen, nur 2 shekel,
kauft, kauft, süße Orangen.) Beim Obst und Gemüse bedient man sich selber,
indem man die Ware in Plastiktüten füllt. Dann versucht man, den Verkäufer
auf sich aufmerksam zu machen: Shkol li (wieg mir das). Es ist jedesmal
verwunderlich, wie es gelingt, über all die ausgebreitete Ware hinweg das
Geld in die Hand des Verkäufers zu legen und das Wechselgeld ebenso zu
bekommen.
Alle
grüßen sich mit "Shabbat shalom". Ein paar Stammbettler machen gute Erträge.
Vor Shabbat und mit all dem Wechselgeld sind die Leute freigiebig. Auch dem
Bettler legt man das Geld in die Hand und zwar mit einem Wunsch. "She jihie
lecha labriut" (Möge es dir zur Gesundheit gereichen) ist meine Variante,
als Dank bekomme ich einen Segen.
Eine Erfolgsgeschichte:
Die internationale Sommeruniversität
in Beer Sheva