Das Jüdische Lehrhaus Göttingen bietet auch für das erste
Halbjahr 2005 wieder ein sehr interessantes und abwechslungsreiches
Programm.
Am 20. Februar 2005 findet ein von Maja Glozober geleiteter
Lernnachmittag über Martin Buber und sein Werk "Ich und Du" statt: Etwa in
der Mitte seines Lebens beendete Martin Buber eines seiner bekanntesten
Bücher. Darin entfaltete der jüdische Religionsphilosoph das Hauptthema
seines Lebens und Denkens: "Alles wirkliche Leben ist Begegnung." Das kleine
Buch mit dem Titel "Ich und Du" (1923) soll zwar keine Lehre vermitteln –
Buber sagte selbst: "Ich habe keine Lehre, ich führe ein Gespräch" – aber es
eröffnet unerwartete Gedanken über die zwischenmenschlichen Beziehungen und
denen zwischen Menschen und Gott. Vor der Beschäftigung mit "Ich und Du"
erfahren Sie etwas über Bubers Leben und hören historische Aufnahmen von
Lesungen Bubers.
Am 20. März 2005 ist dann zum zweiten Mal ein Lernnachmittag
Franz Rosenzweig gewidmet, auf dessen mit seinem 1920 in Frankfurt
eröffneten Freien Jüdischen Lehrhaus begründete Tradition sich ja auch das
Göttinger Lehrhaus beruft. Im Juni letzten Jahres haben wir uns intensiv mit
Rosenzweigs Brief an seinen Vetter Rudolf Ehrenberg vom 31.10.1913
auseinandergesetzt, in dem er begründet, warum er nicht zum Christentum
übertreten werde: "Ich bleibe also Jude". Diesmal werden wir uns vor allem
mit Rosenzweigs Lehrhausidee und, wenn noch Zeit bleibt, mit dem Anfang
seines philosophischen Hauptwerks "Der Stern der Erlösung" beschäftigen. Das
Lehrhaus wird – wie schon im letzten Jahr – von Cordula Tollmien und
Angelika Deese gestaltet.
Am 17. April 2005 haben wir Landesrabbiner Dr. Salomon
Almekias-Siegl zu Gast, der uns mit musikalischen Beispielen in den
"Chassidismus" einführen wird.
In Göttingen gibt es sein dem Jahr 2000 ein von Eva Tichauer
Moritz zunächst unter dem Dach der Jüdischen Gemeinde, jetzt unter dem des
Lehrhauses angesiedeltes Zeitzeugenprojekt, in dem alle noch lebenden
ehemaligen Göttinger Juden, die in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts
emigrieren mussten, per Video nach ihren Lebensgeschichten befragt wurden.
Aus den Kreisen der jüdischen Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion kam
die Anregung, dass auch sie, die neuen Mitglieder der Göttinger Gemeinde,
Lebensgeschichten haben, die es Wert sind, erzählt zu werden. Uns fiel dabei
auf, dass generell nach diesen Lebensgeschichten viel zu wenig gefragt wird.
Wir machen daher einen ersten Versuch mit einem Erzählnachmittag, an dem
Mitglieder der Göttinger Gemeinde erzählen, wie ihr Leben in der Sowjetunion
verlief, wie und warum sie nach Göttingen gekommen sind und wie es ihnen
heute hier ergeht.
Für den 19. Juni 2005 – dem 3. Jahrestag des Bestehens des
Jüdischen Lehrhauses – konnten wir Ralph Giordano gewinnen. Er wird einen
ganzen Lerntag mit uns verbringen.
Die Veranstaltungen beginnen – bis auf den Workshop mit Ralph
Giordano - immer um 16 Uhr und finden bei "Arbeit & Leben", Göttingen, Lange
Geismarstraße 72, statt. Ort und Zeitpunkt für den Workshop mit Ralph
Giordano werden noch bekannt gegeben.
Lehrhaustermine sind Lerntermine. Alle Interessierten sind
herzlich willkommen.
Weiterführende Informationen finden Sie regelmäßig auf der
Homepage des Göttinger Lehrhauses:
www.juedisches-lehrhaus-goettingen.de