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NPD nimmt den Helm zum Gedenken nicht ab:
Hysterie-Spartakiade in Sachsen
Von Burkhard Schröder
Tut mir leid, liebe wohlwollenden Leserinnen und geneigte
Leser: das Getue um die NPD in Sachsen ist einfach nur lächerlich. Die
üblichen Verdächtigen werfen mit den sattsam bekannten Textbausteinen der
deutschen Leitkultur um sich und übertreffen sich gegenseitig in
hysterischer Attitude: Melde gehorsamst: die kackbraunen Kameraden weigern
sich, stillzustehen und das Gedenken ordnungsgemäß durchzuführen. Jetzt muss
man doch die NPD verbieten?!
Politik in Deutschland, wenn man überhaupt von einer solchen reden kann,
funktioniert wie eine Modelleisenbahn. Man muss nur auf die richtigen
Betroffenheitsknöpfe drücken, und schon fährt der Zug bzw. geht die Post ab.
Die Welt berichtet, die CDU und die PDS (!) hätten "eine Wiederaufnahme des
NPD-Verbotsverfahrens ins Gespräch gebracht." An dieser Stelle bringe ich
die Weitereinführung der Prügelstrafe für Idiotie bei Politikern ins
Gespräch. Weil die NPD genau das tat, was von ihr erwartet werden konnte,
soll sie jetzt wieder - und selbstverständlich wieder vergeblich verboten
werden?
Die Begründung eines Verbots müsste ja lauten: weil die kackbraunen
Kameraden die Opfer der Shoa nicht ehren wollten. Das klingt irgendwie nach
Zwangstaufe. Gibt es eine Pflicht, bestimmte Rituale zu vollziehen, die der
Mainstream der Lichterkettenträger, Gutmeinenden, protestantischer
Gedenkdominas wie Frau Ursula Renate "Lea" Rosh und selbst ernannter
Judenimitatoren vorschreiben könnte? Stillgestanden! Helm ab zum Gedenken!
Rührt euch! Rechts um!
Die NPD muss nur eine Falle austellen und alle tappen hinein wie die
Blinden. Man darf schon zuungunsten aller Beteiligten annehmen, dass die
künstliche Aufregung ein stillschweigend in Kauf genommenes, also
unausgesprochen abgekartetes Spiel ist, bei dem alle wissen, was dabei
herauskommt: garnichts. Politik hat in Deutschland keine Inhalte, sondern
besteht aus purer Spiegelfechterei. Natürlich wollten die Neonazis genau die
Hysterie-Spartakiade provozieren und damit demonstrieren, dass den
Demokraten rein gar nichts einfällt außer zu lamentieren und kubikmeterweise
heiße Luft zu verbreiten.
Spiegel online zitiert Wolfgang Bosbach, den stellvertretende Vorsitzende
der CDU-Bundestagsfraktion. Der "sagte im NDR, die NPD habe mit ihren Reden
ihr wahres Gesicht gezeigt, das 'eine Fratze ist.'"
Wer hätte das gedacht! Jetzt erst zeigt die NPD, wer sie wirklich ist.
Vorher hätte das niemand gemerkt, und schon gar nicht die CDU. Der
Unterschied zwischen den Begriffen "Tätervolk", die Juden betreffend, und
"Bombenholocaust" scheint für die Berufsheuchler offenbar himmelweit zu
sein. Die NPD muss erst an der "richtigen" Stelle den sächsischen Landtag
verlassen und ein paar antisemitische Textbausteine rauskotzen - was
niemanden überrascht. Erst dann begreifen die Deutschen plötzlich, was
Neonazis sind. Morde aus rassistischen Motiven reichen offenbar nicht aus,
um diese politische Erleuchtung zu bewirken.
Das ZDF lässt eine grüne Dame zu Wort kommen, die fordert: "alle Menschen
müssten diesen 'braunen Umtrieben' entschlossen entgegentreten" Derartige
Worthülsen hatten wir schon beim bekanntlich gescheiterten "Aufstand" der
Anständigen oft gehört. Gesicht zeigen. Zusammenstehen. Mut gegen. Wehret
den. Keinen Fußbreit den. Die richtige Gefühle haben. Nicht wegschauen. Mich
überkommt bei diesen Phrasen, verehrte Leserin und geschätzer Leser, das
große Gähnen.
Und gleichzeit bläst der Innenminister zum Halali und zur Operation Kehraus.
Man könnte auch sagen: Ausländer raus! Und das kann die NPD am besten. Aber
wo war noch mal gleich der Unterschied zwischen Udo Voigt und Otto Schily,
wenn man die Folgen ihrer politischen Meinung für Immigranten betrachtet?
Und sollte es nicht einen Aufstand der Unanständigen gegen Politiker geben,
die die bodenlose Frechheit besitzen, ein Lager für Flüchtlinge als
"Begrüßungszentrum" zu bezeichnen?
http://www.burks.de
hagalil.com
24-01-2005 |
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