Stellungnahme des Zentralrats der Juden zu den Äußerungen
des NPD-Abgeordneten Jürgen Gansel, der am 21. Januar 2005 vor dem
sächsischen Landtag folgendes gesagt hat:
"Der Bomben-Holocaust von Dresden steht ursächlich weder im
Zusammenhang mit dem 1. September 1939 noch mit dem 30. Januar 1933."
Die Leiden der Dresdner Zivilbevölkerung - und nicht nur hier -
durch den Bomben-Krieg waren furchtbar und sind wie alle unschuldigen Opfer
des Krieges nicht zu rechtfertigen. Allerdings darf man Ursache und Wirkung
im Zweiten Weltkrieg nicht außer Betracht lassen. Für die Äußerungen der
beiden NPD-Abgeordneten gibt es weder eine Rechtfertigung noch eine
Entschuldigung.
Die Bombenangriffe mit dem Holocaust in Beziehung zu setzen,
ist eine perfide Relativierung auf Kosten sämtlicher Opfer. Dieser Eklat ist
eine weitere Provokation an die Adresse der etablierten Parteien und aller
Demokraten - über Sachsen hinaus. Was müssen wir uns noch alles in diesem
Land gefallen lassen, müssen, bevor die Schmerzgrenze erreicht ist und
Abwehrreaktionen einsetzen.
Antisemitisches und fremdenfeindliches Gedankengut sind längst
wieder salonfähig geworden und haben durch den Einzug der NPD in das
Landesparlament von Sachsen und der DVU in Brandenburg eine traurige
Bestätigung gefunden.
60 Jahre nach der Befreiung des KZ Auschwitz und der Befreiung
Deutschlands von der Nazi-Diktatur ist dies eine Bankrotterklärung der
Politik. Es muss endlich eine politische Auseinandersetzung mit der Fratze
des Antisemitismus im 21. Jahrhundert stattfinden.
Verbote, Mahnmale und Symposien allein nützen wenig. Das
Problem muss von jedem Einzelnen persönlich ernst genommen werden.
Umfassende Bildungsmaßnahmen und eine aktive politische Auseinandersetzung
sind längst überfällig.
Pressemeldung des Zentralrats der Juden in Deutschland
www.zentralratdjuden.de