Völlig
unerwartet starb Abel Ehrlich am
30. Oktober 2003
im Alter von 88 Jahren in Tel Aviv – in einem Alter, in dem andere Menschen
nostalgisch auf ihr Lebenswerk zurückblicken. Nicht so Abel Ehrlich: Mit
geradezu jugendlicher Vitalität und Schaffenskraft komponierte er in den
letzten zehn, 15 Jahren intensiver und unkonventioneller als je zuvor; sein
Blick war stets in die Zukunft gerichtet, die ihm namentlich in Deutschland
– endlich – neue Perspektiven bot.
Zeitlebens befand sich Ehrlich in einem inneren Zwiespalt, denn er hatte
seine ostpreußische Heimat exilbedingt bereits 1934 verloren und war über
Zwischenstationen in Jugoslawien und Albanien 1939 nach Palästina gelangt,
wo er zwar endlich in Freiheit und Sicherheit leben konnte, aber nie ganz
heimisch wurde. Hochgeschätzt als einer der wichtigsten Kompositions- und
Musiktheorie-Lehrer Israels wurde er dort nur mit einem Bruchteil seines
riesigen Œuvres rezipiert. Gerade in den letzten Jahren richteten sich seine
Hoffnungen verstärkt auf Europa, speziell auf Deutschland, wo sein Schaffen
auch dank des zunehmenden Bewusstseins für "Musik im Exil" auf Interesse
stieß.
Der Geiger und Pianist Kolja Lessing war seit Jahren mit Ehrlich
befreundet, der für ihn mehrere Werke komponierte. Auch mit dem
Iturriaga-Quartett entstand eine fruchtbare Zusammenarbeit; Ehrlich schuf
Spannung und Flaschenpost für dieses Ensemble. Sein Portrait of Vincent van
Gogh at the Age of 27 für Solovioline und Streichquartett ist Kolja Lessing
und dem Iturriaga-Quartett gewidmet. Das Konzert wird mit Bashrav für
Solovioline eröffnet, einem der Schlüsselwerke Ehrlichs aus den 1950er
Jahren.
Samstag, 15.1. 2005, 20:00 Uhr
Konzerthaus Berlin, Kleiner Saal (Gendarmenmarkt, 10117 Berlin)
Eine gemeinsame Veranstaltung des Deutschen Kulturforums mit musica
reanimata – Förderverein zur Wiederentdeckung NS-verfolgter Komponisten und
ihrer Werke e.V., dem Konzerthaus Berlin und dem Deutschlandfunk Köln.
Kolja Lessing, Violine
Iturriaga-Quartett
Kolja Lessing im Gespräch mit Albrecht Dümling
Eintritt: 8,– Euro, ermäßigt 5,60 Euro
Von der Liebe zur Musik:
Zum Tod von Abel Ehrlich