Nazis drohen:
"Dorfen wir kommen wieder"
Von Alexandra Cohen
Wer gegenwärtig die
Internetseiten des nazistischen Mobs beobachtet, stößt immer wieder auf den
Namen der oberbayerischen Kleinstadt Dorfen. In Dorfen versuchte die
"Kameradschaft Süd" und die NPD, einmal im November und einmal Anfang
Dezember, Flugblätter und braunes Hetzmaterial loszuwerden. Das ist ihnen
nur schwer gelungen, die "braunen Kameraden" wurden in der City von Dorfen
von Jugendlichen angemacht und sie bedauerten, dass ihnen Flugblätter
abhanden kamen.
Für diese Abfuhr
machten die Faschisten das Jugendzentrum in Dorfen verantwortlich. Normen
Bordin, Nachfolger des Naziterroristen Martin Wiese, forderte daraufhin die
Schließung des Jugendzentrums. Gegen das Jugendzentrum organisierte die NPD
und die "Kameradschaft Süd" am Samstag den 11. November eine Demonstration
in Dorfen. Die Demo der Nazis war mit 60 bis 80 Teilnehmern ein Reinfall.
Gegen die Nazis demonstrierten mehr als 1000 Bürger und Bürgerinnen. Dennoch
ist die Sache in Dorfen noch nicht gegessen. Auf den Seiten des sog.
"Nationalen Widerstandes" wird lauthals verkündet: "Dorfen wir kommen
wieder", klar wird das Ziel benannt, aus Dorfen eine "national befreite
Zone" zu machen. Diese Ankündigungen sind Ernst gemeint, da die Nazibanditen
auf "Kleingeisterei" und Schützenhilfe aus der "bürgerlichen Mitte" Dorfens
rechnen. Das zeigte sich bereits während einer Kundgebung am 11. November am
Dorfener Johannisplatz.
Die Kundgebung am 11.
November
Vor etwa 800 Leuten
sprachen der Journalist Max Brym aus München, eine Vertreterin des Dorfener
Jugendzentrums und H.-J. Vogel, SPD, sowie spontan 5 weitere
Kundgebungsteilnehmer, darunter auch der Dorfener CSU-Bürgermeister Steer.
In den zueinander sehr kontroversen Beiträgen wurde der Unterschied zwischen
offiziellem und nachhaltigem Antifaschismus überdeutlich. Max Brym
attackierte nicht nur den offenen antisemitischen und rassistischen Mob,
sondern er machte die Politik der "bürgerlichen Mitte" mitverantwortlich für
"das Frecherwerden der Nazis".
Brym sagte: "Die
unsoziale Politik der Bundesregierung in Anlehnung an den Hungerkanzler
Brüning ermöglicht nazistische soziale Demagogie", zudem sei "die momentane
Ausländerdebatte, der gegebene rassistische Diskurs, eine Steilvorlage für
die Nazis". Besonders scharf attackierte Brym den CSU- Bürgermeister Steer.
Steer wandte sich in seinem Redebeitrag "gegen jeden Extremismus". Brym warf
ihm daraufhin vor, "den Widerstand der Linken gegen das Naziregime
auszublenden" und somit "die braunen Mörder zu verharmlosen". Der prominente
Sozialdemokrat Vogel kam über ein appelatives Bekenntnis zur Demokratie und
gegen deren Feinde von rechts und seiner Meinung nach natürlich auch von
links nicht hinaus.
Auf was spekulieren
die Nazis ?
Die Nazis wollen das
autonome Jugendzentrum in Dorfen beseitigen und hoffen auf die Schützenhilfe
der örtlichen CSU. In Dorfen ist zu hören: "Die sollen doch endlich das
Jugendzentrum dichtmachen, dann haben wir wieder unsere bayerische Ruhe".
Momentan kann sich dies offen auch die örtliche CSU nicht erlauben. Dennoch
wird eine Politik der Nadelstiche gegen das Jugendzentrum durch die Stadt
betrieben. Das Jugendzentrum soll seine Links zu "Indymedia" und der "Roten
Hilfe" von der Homepage nehmen, meint die Mehrheit des Stadtrates.
Dies wird nicht
geschehen, denn die Seite wird nicht von der Stadt Dorfen finanziert. Die
Nazis setzen auf die "Anständigen" aus der "bürgerlichen Mitte", um die
Sache in Dorfen als Erfolg verbuchen zu können. Nicht umsonst ist die
bayerische Kleinstadt Dorfen ein wichtiges Thema auf den Seiten der NPD, des
"Aktionsbüros Süddeutschland" auf "Altermedia" und des "Störtebeker Netzes".
Die nazistischen Banditen planen in Dorfen weitere Demonstrationen. Diesen
muß noch stärker als am 11. November begegnet werden - ohne allzugroßes
Vertrauen in das vorhandene politische Establishment.
Quellen:
Süddeutsche Zeitung v. 13.12.04
http://www.a-i-z.net
hagalil.com
20-12-2004 |