Der Krampf geht weiter. Unbeeindruckt von Kritik
tritt die deutsche Sektion der selbsternannten Avantgarde des
internationalen antiimperialistischen Kampfes von einem Fettnapf in den
nächsten.
Von Alfred Schobert
Graswurzelrevolution,
November 2004
Man weiß nichts, will auch nichts wissen oder nimmt allenfalls, wenn
es gar nicht mehr anders geht, scheibchenweise Fakten über inakzeptable
Bündnispartner zur Kenntnis, ohne selbstkritisch die Prämissen der eigenen
Politik zu befragen, die zu solchen kruden Allianzen führen.
Das Bewegungsumfeld will in weiten Teilen auch lieber nicht wissen, was
so eifrige Initiativen denn an Mist veranstalten, wittert sofort
Spaltungsgefahr oder nervenaufreibende Auseinandersetzungen, kennt
unendliche viele Tagesordnungspunkte, die bei weitem dringlicher seien, oder
schottet sich unter Verweis auf die schrille Gegenposition ab, die shock
and awe im Namen der Zivilisation und mit linksradikalen Phrasen für
prima erklärt und die Parole "Solidarität mit Israel" identitätspolitisch
gekapert hat. (1) Statt sich Information und
Reflexion als Entkrampfungsmittel zu verschreiben, hält man es trotz der
schönen Losung "Widerstand bilden" in der Praxis, ob bei
Aktionsvorbereitungen oder in der Förderpraxis von Stiftungen, zumeist auch
lieber mit: Nichts wissen und nichts wissen wollen.
"Das haben wir nicht gewusst", meinte ein Vertreter der deutschen
Zentrale der Kampagne "10 Euro für das irakische Volk im Widerstand"
kleinlaut gegenüber einer Autorin der taz Ruhr, als diese, vorab über die
Recherchen des DISS informiert, ihn darauf aufmerksam machte, dass sich
unter den Unterstützern der Kampagne auch ein Mitglied eines
NPD-Landesvorstandes tummelte. (2) Immerhin sah
man sich nach diesem Vorfall zu einer "Erklärung der AIK zur
UnterstützerInnenliste" genötigt. (3) Der
peinliche Anlass blieb unerwähnt. Stattdessen demonstrierte man
Gesinnungsstärke und Selbstgewissheit. Wie es überhaupt dazu kommen konnte,
dass man mehrere Wochen mit einem hochrangigen NPD-Kader gemeinsame Sache
gemacht hatte, blieb in den Selbstvergewisserungen ("unmissverständlich",
"kein Zweifel", "ebenso eindeutig") gänzlich unreflektiert. Immerhin
proklamierte man: "Ebenso eindeutig ist von jeher unsere Ablehnung von
Rassismus bzw. sozialem, kulturellem und nationalem Chauvinismus, nicht
zuletzt deshalb, weil diese unerlässliche Merkmale imperialistischer
Unterdrückung sind. Personen, deren politische Einstellung bzw.
Zugehörigkeit dem zuwiderläuft, [...] akzeptieren wir nicht als
UnterstützerInnen der Kampagne."
Es sei Initiativ e.V. bzw. dem Duisburger Antifa-Komitee zugestanden,
dass sie gegen Veranstaltungen, auf denen in hinreichend großer Schrift
"Nazi" drauf steht, sehr wohl mobil machen - so am 15. September anlässlich
der Nazi-Kundgebung auf dem Vorplatz des Duisburger Hauptbahnhofs, als 50
bis 60 Jungnazis gegen die Duisburger Polizei demonstrierten, da diese nach
dem am 30. August gescheiterten Versuch der Nazis, sich auf einer
Montagsdemonstration gegen Hartz IV breit zu machen, etliche Kameraden
festgenommen hatte. Wenn aber nur die Packungsbeilage klein gedruckt über
Risiken und Nebenwirkungen informiert, hapert es bei Initiativ e.V. bzw. dem
Antifa-Komitee und der Antiimperialistischen Koordination (AIK) insgesamt
mit dem Antifaschismus.
Seit Mitte Juli präsentiert die AIK auf ihrer Homepage die
"Selbstdarstellung der Organisation für Würde und Rechte des Menschen -
HDR". (4) Die 1996 in Duisburg gegründete und dort
ansässige HDR gehörte zu den UnterstützerInnen des Aufrufs "Widerstand und
Hoffnung - Aufruf für das Antiimperialistische Lager, Assisi, Italien, 1. -
6. August". (5) Ihr Vorsitzender, der Dolmetscher
und Übersetzer Murat Yilmaztürk, wurde als Teilnehmer des Forums "Kreuzzug
gegen den Islam - das französische Kopftuchverbot" angekündigt, das
Bestandteil des Tagesprogramms unter dem Titel "Deren Europa und das unsere"
war. (6) Zuvor war die HDR bei lokalen
Antikriegs-Demonstrationen von Initiativ e.V. in Duisburg als Unterstützerin
in Erscheinung getreten. Die Rede des HDR-Vorsitzenden bei den
Demonstrationen am 23. und 24. April in Duisburg und Düsseldorf "gegen die
Besatzung des Irak und Palästina durch die USA und Israel" ist auf der
Homepage der HDR nachzulesen. (7) Anlässlich des
Verbots der dubiosen Berliner Islamisch-Arabischen Konferenz und der
Abschiebung ihres Organisators, Fadi Madi, luden HDR und das Deutsche
Solidaritätskomitee Freier Irak gemeinsam zu einer Pressekonferenz am 25.
September 2004 in Köln ein. (8)
In der "Selbstdarstellung der Organisation" heißt es einleitend: "HDR ist
die, soweit uns bekannt, erste von Muslimen gegründete Organisation für
Menschenrechte. Sie wurde im November 1996 in Duisburg gegründet." Als
"Arbeitsfelder" nennt die HDR u.a. "Rassismus / Rechtsradikalismus /
ethnische Diskriminierung / offene und versteckte Angriffe in Deutschland
und Europa", "Fanatismus und Gewalt in der Gesellschaft" und sogar "Ziviler
Ungehorsam". Die HDR sei "bemüht, ohne nach Sprache, Religion, Nationalität
oder Kultur zu unterscheiden, sich für die Belange eines jeden Menschen in
den o.g. Arbeitsgebieten im Rahmen der für Muslime durch den Koran und die
als sicher vom Gesandten Mohammed überlieferten Praktiken und Aussprüche (so
gen. Sunnah) gesetzten Grenzen einzusetzen."
Schaut man sich Aktivitäten der HDR an, muss man sich allerdings fragen,
in welcher Hinsicht sie "Rechtsradikalismus" als "Arbeitsfeld" versteht.
Oder ob zu den "als sicher vom Gesandten Mohammed überlieferten Praktiken
und Aussprüche[n]" Texte gehören, die Atheisten ("Ungläubige") wie ich dem
Hause Gerhard Frey zuordnen (müssen). Allah ist groß und Gerhard Frey sein
Prophet? Im Mai 2004 verteilte die HDR ein mehrfarbig aufgemachtes Flugblatt
zum Thema Israel, das bei einigermaßen aufmerksamer Lektüre doch ein wenig
verwundern musste. "Geheim" lautete die Überschrift des Flugblattes, das
Aufklärung über die Frage "Wie Deutschland die israelische Besatzung
aufrüstet" versprach. Der Text, der von "Deutsche[n] Waffengeschenke[n] in
Milliardenhöhe" zu erzählen weiß, stützt sich ausdrücklich auf das Buch "Das
Netz. Israels Lobby in Deutschland", das am Schluss ohne Verlagsangabe
genannt wird. Dieser Buchtitel ist, da muss man nicht per Verlagsangabe mit
der Nase drauf gestoßen werden, aus dem Hause Frey bekannt. Im Hausblatt,
der National Zeitung (NaZe), waren die vermeintlichen Enthüllungen in einer
Reihe von Artikeln präsentiert worden. Folgt man dieser Spur in der NaZe,
wird die Suche allerdings weit über Erwarten belohnt: Anfang des Jahres
erschien dort eine Titelstory: "Geheim: wie wir Israel aufrüsten. Deutsche
Waffengeschenke in Milliardenhöhe" (NaZe 1-2/2004, S. 1). Der weitere
Textvergleich zeigt, dass die HDR für ihr Flugblatt den NaZe-Text
wortwörtlich übernommen hat. Gerhard Frey ist mächtig, und die HDR ist sein
Gesandter. Nur das deutsche "wir" in der Hauptüberschrift wollten und
konnten die Frey-Gänger nicht übernehmen. Der Floskel vom "blinden Hass"
(hier: blinder Hass gegen Israel) lässt sich an dieser Stelle Sinn
abgewinnen: Die blutrote Kopfzeile derselben NaZe-Nummer, aus der die HDR
ihr Flugblatt abschrieb, warnt nämlich in der gewohnten rassistischen
Stoßrichtung wieder einmal: "Millionen Türken wollen nach Deutschland - In
Slums warten sie auf den EU-Beitritt".
Der Anführer der Truppe, die in antiimperialistischer Absicht
NaZe-Propaganda unter's Volk bringt, hat auch einen Wiedergänger Hitlers
entdeckt, nämlich Ariel Sharon: "Die aus der Nazi-Zeit resultierenden
Schuldgefühle mögen dem deutschen Staat den Blick für die Realität mit
Sekundenkleber verschlossen haben, das ändert jedoch nichts an der Tatsache,
dass der größte Teil der Erdbevölkerung der Auffassung ist, dass Sharon und
seine Armee, was Barbarei, Grausamkeit und Sadismus angelangt, Hitler und
seiner Armee keineswegs nachstehen." (9)
Angesichts derart verkommener Standards historischen Bewusstseins muss wohl
ausdrücklich auf die Rolle der Wehrmacht bei der Vernichtung der
europäischen Juden und auf Konzept und Praxis des "Vernichtungskriegs"
Nazideutschlands verwiesen werden; Unterschiede zur Praxis der israelischen
Armee, die gewiss - wie jede Armee - nicht nur mit Wattebällchen wirft,
sollten dann klar sein.
Es handelt sich hier nicht um punktuelle Ausfälle einer ansonsten
honorigen Menschenrechtsorganisation. Bei der Interpretation der
Menschenrechte betätigen sich die muslimischen Frey-Gänger als Umworter
aller Worte. Die "Menschenrechte", die die HDR preist, sind nicht die
universellen Menschenrechte, deren Deklaration auf Aufklärung und
Französische Revolution zurückgeht. So wichtig Kritik an Eurozentrismus und
ein interkultureller (und auch, doch da bleiben die "Ungläubigen" immer
außen vor, ein interreligiöser) Dialog über universelle und endlich
praktisch universell geltend zu machende Menschenrechte ist, führt es doch
keinen Schritt weiter, tatsächlichem oder vermeintlichem Eurozentrismus mit
einem Islamozentrismus zu begegnen. Genau dies praktiziert aber die HDR -
man achte nur auf den Einsatz des "wir" und das Spiel von In- und Exklusion
im folgenden Zitat: "Es muß betont und daran erinnert werden", heißt es in
einem Flyer zur Selbstdarstellung der HDR, "daß die Menschenrechte keine
Errungenschaft der Aufklärung im Westen sind. Der Ursprung der
Menschenrechte findet seine unveränderbare Erklärung in unserer göttlichen
Offenbarung, die von Allah an seinen Gesandten verkündet wurde. Wir gehören
zu einer Ummah (Glaubensgemeinschaft der Muslime) eines Propheten, der mit
den Unterdrückten gegen die Tyrannen seiner Zeit einen unglaublichen
Widerstand geleistet hat. Die Menschenrechte sind in diesem Rahmen eine
Pflicht gegenüber der Menschheit auf Grund unseres gemeinsamen Schöpfers,
Allah als unser Schöpfer garantiert uns unsere Rechte, deren Änderung keinem
Menschen dieser Erde zur Disposition steht." Hier ist eine doppelte
Manipulation zu beobachten: Einen Beleg für die Existenz des Konzeptes
universeller Menschenrechte in den Gründungstexten des Islam bleibt die HDR
- wohl nicht ohne Grund - den LeserInnen schuldig, und in Windeseile werden
die universellen Menschenrechte eingeschränkt zu islamischen
Menschenrechten.
Wie die HDR dies konkret in Politik umsetzt bzw. umgesetzt sehen will,
zeigt die auf der Homepage überlieferte "Begrüßungsrede des Vorsitzenden der
HDR, Murat Yilmaztürk, anlässlich des von der Plattform der Solidarität mit
den Muslimen organisierten Tages von Quds am 30.11.02 in Essen". "Im Namen
Allahs', des Barmherzigen, Allerbarmers", drunter macht man's nicht,
ereiferte sich der große Vorsitzende pauschal gegen Repressionsmaßnahmen
gegen einige muslimische Organisationen. Er sieht darin das Werk der
"barbarischen Ingenieure der neuen Weltordnung", doch im Namen Allahs weiß
er: "Sie können jedoch tun, was sie wollen, sie werden es nicht verhindern
können, dass wir unsere muslimischen Brüder und Schwestern in ihrem Kampf
für Freiheit, Gerechtigkeit und Unabhängigkeit in Tschetschenien, Kaschmir,
Süd China, Ost Turkistan, Kurdistan, Palästina, usw. unterstützen. Sie
können noch so viele Vereine verbieten, sie werden es nicht verhindern
können, dass wir unsere Brüder und Schwestern in Palästina unterstützen
[...]. Es mögen noch so viele Moscheen mit schmutzigen Schuhen durch
Sondereinheiten respektlos bestürmt werden, keine Macht wird die Muslime
davon abhalten können, dass sie in ihren Herzen eine große Liebe und
Sehnsucht für den Schutz und die Freiheit der Al-Aqsa-Moschee in Kudus
pflegen, als für alle Moscheen in Europa und Amerika zusammen." (10)
Man wüsste nur zu gerne, welche muslimischen Brüder und Schwestern in
Tschetschenien der HDR-Anführer einen Monat wenige Tage nach dem Moskauer
Geiseldrama am 24. Oktober 2002 gegen alle Verbotsversuche zu unterstützen
verspricht.
Dass er auf die Todes- und Tötungsbereitschaft seiner muslimischen Brüder
und Schwestern setzt, geht aus einem Grundsatztext der HDR hervor, der "Die
eigentlichen Ziele der Imperialisten im Nahen und Mittleren Osten" betitelt
ist. (11) Ein Statement von Thomas Friedman,
Kolumnist der New York Times, über islamistische Gruppen
kommentierend, preist dieser Text, Friedmans Unterscheidung von Islamisten
und Muslimen gezielt einebnend, gespiegelt in vermeintlichen westlichen
imperialistischen Auffassungen über den Islam, die heroische
Opferbereitschaft "der Muslime": "Was jedoch der tatsächliche Grund für die
Erklärung des Islam und der Muslime als neues Feindbild des Westens ist,
geht erst aus den folgenden Sätzen von Friedman hervor: 'wie kann man die
Sowjetunion, die über Tausende von nuklearen Raketen verfügt, mit der
El-Qaida [Hrvh. v. A.S.] vergleichen? Die Liebe, die die Sowjetunion für
das Leben empfand, war größer als ihr Hass, den sie uns gegenüber empfand.
Trotz der zwischen uns existierenden Unterschiede stimmten die Grundsteine
unserer Zivilisation überein. Bei den islamistischen Gruppen [Hrvh.
v. A.S.] sieht es jedoch so aus, dass ihr Hass, den sie uns gegenüber
empfinden, größer ist, als ihre Liebe zum Leben.'
An dieser Stelle wird sehr deutlich, dass für die USA und für die
Verwirklichung ihrer großen Projekte im nahen und mittleren Osten nur der
Islam bzw. die Muslime [Hrvh. v. A.S.] als potenzielle Gefahr angesehen
werden, da diese die Einzigen sind, die im Kampf gegen den Imperialismus
bereit sind, sogar ihr Leben zu opfern [Hrvh. v. A.S.]. Die Tatsache,
dass der ehrenwerte Kampf aller anderen Antiimperialisten nicht als Gefahr -
zumindest nicht als erstrangige Gefahr - oder Bedrohung empfunden bzw.
erwähnt wird, könnte man dahingehend deuten, dass die Kapitalisten bzw.
Imperialisten die nicht selten zu mehreren Zehntausend oder sogar zu
Hunderttausenden stattfindenden Demonstrationen und Protestmärsche von
Globalisierungsgegnern und Antiimperialisten [...] als Alibi für das
angebliche Funktionieren einer freiheitlich demokratischen Ordnung
missbrauchen. In den unter der Herrschaft der Kapitalisten stehenden Medien
werden die Globalisierungsgegner und Antiimperialisten als eine Hand voll
linker Träumer dargestellt. Bei ihnen ist man sich sicher, dass ihr Vorgehen
gegen die Politik der Imperialisten sich auf Protestmärsche, Demonstrationen
und schriftliche Erklärungen beschränken wird und die eigentliche Gefahr
nur aus den Reihen der Muslime zu befürchten ist, da diese sogar bereit
sind, ihr Leben im Kampf gegen Imperialismus und der hieraus resultierenden
Folgen wie Ausbeutung, Ungerechtigkeit, Völkermorde und Besatzung zu opfern
[Hrvh. v. A.S.]."
In einem linken Milieu, wo der Kampf auf Leben und Tod gegen die
imperialistische Bestie wohlige Schauer über den Rücken laufen lässt, kommt
solcher religiös integristischer Heroismus nebst Verherrlichung der
Opferbereitschaft wohl bestens an. Mit Emanzipation hat das nichts zu tun.
Die schnöde Tatsache, dass die so kampfesmutigen Bündnispartner in ihrem
Hass auf Israel mit Frey und der NaZe gemeinsame Sache machen, die wird man,
um eine Prognose über die Reaktion auf diesen Artikel zu wagen, nicht
gewusst haben. Und überhaupt tue dies ja nichts zur Sache, denn es sei doch
angesichts der internationalistischen Position grundsätzlich klar, dass man
gegen Rassisten und Imperialisten sei. So erklärte es ein weiteres Mitglied
von Initiativ e.V. erst kürzlich wieder der Tageszeitung junge Welt. Diese
fungiert als Lautsprecheranlage des Antiimperialismus, die in Kumpanei mit
den einschlägigen Akteuren für die Verbreitung der Antiimp-Propaganda sorgt.
(12) Die junge Welt brachte anlässlich des
internationalen Aktionstages zum 4. Jahrestag der Intifada ein Interview mit
Thomas Zmrzly von Initiativ e.V. (13) Gemäß der
antizionistischen Blattlinie, die ihr Leitartikler Werner Pirker bestimmt,
blieb man in diesem Interview mal wieder unter sich: Der Interviewer Markus
Bernhardt, Unterzeichner des Aufrufs "Schluss mit der Besatzung in Palästina
und Irak!" (14) zur Demonstration in Köln, warf
dem Aufrufunterzeichner Zmrzly den Ball zu: "Fürchten Sie nicht die
Unterstützung extrem rechter Gruppen, die sich in der jüngsten Vergangenheit
des öfteren mit Palästina solidarisiert haben?" Bei einer so laxen Frage,
die nicht anspricht, dass Personen und Organisationen der extremen Rechten
in jüngster Zeit Aktivitäten von Initiativ e.V. und der AIK unterstützt
haben, und die nicht die Frey-Propaganda der zu dieser Demonstration
aufrufenden HDR erwähnt, hat es der Interviewte leicht: "Auf die Gefahr hin,
Eulen nach Athen zu tragen: Der 25. September ist eine internationalistische
Manifestation und damit von vornherein eine Aktion gegen Imperialisten,
Rassisten und Faschisten."
Italienische Faschisten sehen das anders, und die dortigen Genossen der
AIK haben damit, wie's scheint, keine Probleme, was an zwei Vorfällen
deutlich zu machen wäre, nämlich der zum international(istisch)en Aktionstag
erschienenen Sondernummer des Internet-Bulletins La Nazione Eurasia, das von
(neo)faschistischen Geopolitikern in der Nachfolge Jean Thiriarts
herausgegeben wird (15), und der jüngsten
Publikation des Philosophen und Aushängeschildes der AIK Constanzo Preve.
Doch das wäre Stoff für einen weiteren Artikel.
Die hier einmal mehr aufgezeigte und am genannten italienischen Material
erneut aufzuzeigende katastrophale Bündnispolitik der AIK-Truppen ist keine
unglückliche Verkettung kontingenter Ereignisse, sondern resultiert aus
einem irreparablen Fehler im Programm (antiimp.exe), auf dem AIK & Co.
laufen. Genau deshalb ist nicht zu erwarten, dass die Akteure sich
effektiv von Frey-Gängern und Geopolitikern der extremen Rechten
trennen. Da sie sich vermutlich nicht trauen werden, bei der Frage "Wollen
Sie antiimp.exe wirklich löschen?" "ja" anzuklicken, weil damit die
politische Identität bedroht ist, ist der nächste Griff ins Braune
vorprogrammiert. Bleibt die Frage, ob sich Organisationen wie beispielsweise
die deutsche Sektion der IPPNW (Gruppe Leverkusen-Bergisch Gladbach-Köln),
die gemeinsam mit den Verbreitern von NaZe-Propaganda, verqueren Stalinisten
und anderen Figuren aus dem Gruselkabinett des Antiimperialismus zur Kölner
Demonstration aufriefen, sich zur längst überfälligen Trennung von dieser
Politik aufraffen oder ihr Ansehen weiter ruinieren und damit auch teilweise
die Glaubwürdigkeit der Friedensbewegung aufs Spiel setzen - doch muss diese
sich das ja nicht passiv gefallen lassen, oder?
Der Autor ist Mitarbeiter beim
Duisburger Institut für Sprach- und
Sozialforschung (DISS).
Anmerkungen:
(1) Vgl. zur proklamierten "Solidarität mit Israel" der
Antideutschen: Moshe Zuckermann: Was heißt: Solidarität mit Israel? In:
Gerhard Hanloser (Hg.): "Sie warn die Antideutschesten der deutschen
Linken". Zu Geschichte, Kritik und Zukunft antideutscher Politik. Münster:
Unrast 2004, S. 211-220.
(2) Vgl. Alfred Schobert: Monströse "Widerstand"-Allianz.
Die Kampagne "10 Euro für das irakische Volk im Widerstand" missbraucht
Arundhati Roy und genießt die Unterstützung durch einen NPD-Funktionär. In:
GWR 289 (Mai 2004), S. 1 u. 13, und taz Ruhr, 23.4.2004, S. 4.
(3) Siehe www.antiimperialista.com/ free-iraq/ view.shtml
?category=44 &id=1067790606 &keyword=+.
(4) Siehe www.antiimperialista.com/ de/ view.shtml
?category=47 &id=1090088923 &keyword=+.
(5) Siehe www.antiimperialista.com/ de/ view.shtml
?category=47 &id=1083857799 &keyword=+.
(6) Siehe
www.antiimperialista.com/ de/ view.shtml ?category=47 &id=1083596028
&keyword=+.
(7) Siehe www.hdr-org.de/ article.php
?article_file=1082976489.txt &showtopic=Dokumente.
(8) Siehe www.antiimperialista.com/ view.shtml ?category=2
&id=1095928644 &keyword=+ und www.antiimperialista.com/ view.shtml
?category=2 &id=1096554608 &keyword=+.
(9) Begrüßungsrede des Vorsitzenden der HDR, Murat
Yilmaztürk, anlässlich des von der Plattform der Solidarität mit den
Muslimen organisierten Tages von Quds am 30.11.2002 in Essen; siehe
www.hdr-org.de/ article.php ?article_file=1039531067.txt &showtopic=Berichte
(10) Siehe www.hdr-org.de/ article.php
?article_file=1039531067.txt &showtopic=Berichte.
(11) Dieser findet sich allerdings nicht offen auf der
HDR-Homepage. In der Mailingliste des Muslim-Marktes gab es am 26. Mai 2004
einen Hinweis, man könne bei der HDR per email diesen Text als PDF-Datei
anfordern.
(12) In einem langatmigen und geschwätzigen Beitrag über
die Genese der "Antideutschen" macht es sich Bernhard Schmid viel zu leicht,
wenn er bezüglich der ebenso kruden Gegenposition meint, man könne "von
skurrilen Grüppchen wie der Antiimperialistischen Koordination (AIK) in
Wien" absehen, die "eher eine Karikatur ihrer selbst darstellen denn reale
Bedeutung aufweisen" (Bernhard Schmid: Deutschlandreise auf die "Bahamas".
Vom Produkt der Linken zur neo-autoritären Sekte. In: Hanloser [Hg.]: "Sie
warn die Antideutschesten der deutschen Linken" [Anm. 1], S. 15-64, hier S.
50f.).
(13) Vgl. junge Welt vom 25.09.2004 (siehe
www.antiimperialista.org/ view.shtml ?category=2 &id=1096192427 &keyword=+).
(14) Siehe www.antiimperialista.com/ sept25/ view.shtml
?category=51 &id=1095757293 &keyword=+.
(15) Einige spielten auch schon eine Rolle im Umfeld der
Demonstration für den irakischen Widerstand in Rom am 13. Dezember 2003;
vgl. Alfred Schobert: "Panorama" ohne Durchblick. In: GWR 285, S. 1 u. 6.