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Die Anschläge im Sinai vom 7. Oktober 2004 haben zunächst weltweite Aufmerksamkeit erregt, am Freitag wurde in allen Medien in Europa berichtet. In Israel ist das Thema noch länger im Mittelpunkt der Nachrichten geblieben, doch auch hier ist man mittlerweile zu anderem übergegangen. Das Leben geht weiter.
32 Menschen wurden bei den Anschlägen getötet, darunter 13 Israelis. Für 32 Familien geht das Leben nicht einfach weiter, wird nichts mehr sein, wie es einmal war, nicht heute, morgen oder in 10 Jahren. Rotem Moriahs Familie ist eine davon. Ihnen und allen anderen Betroffenen gilt unsere aufrichtige Anteilnahme.
Red. haGalil onLine

Rotem Moriah s"l

Von Noa Livne

7.10.2004 - - Ca. 22:15: Ich sitze mal wieder an einer Hausarbeit für die Uni. Hin und wieder schiele ich auf den Nachrichtenticker. Nachrichten immer wieder Nachrichten …. das ist Teil des israelischen Alltags. Plötzlich lese ich "Explosion im Hilton Hotel in Taba". Schon seit Wochen haben die Sicherheitskräfte vor Anschlägen im Sinai gewarnt. Die Warnungen haben sich also als wahr erwiesen.

Ich versuche umgehend meine Freunde, die trotzdem über die Sukkotfeiertage in den Sinai gefahren sind, zu erreichen. Die Chancen sind jedoch gleich Null. Der Handyempfang im Sinai funktioniert nicht. Warten ist angesagt. Eigentlich weiß ich, dass sich keiner meiner Freunde im Hilton Taba Hotel aufhielt, trotzdem ….. Richtig unruhig werde ich als von weiteren Explosionen in Ras a-Satan und Nueiba die Rede ist. Zu diesem Zeitpunkt bin ich jedoch immer noch davon überzeugt, dass alle meine Lieben gesund und wohlbehalten sind.

8.10.2004 - - Ca. 10:00 Uhr morgens, ich habe natürlich die ganze Nacht kein Auge zugetan. Neuigkeiten von meinem Freunden gibt es noch immer nicht. Bei anderen Anschlägen klärt sich die Frage zum Glück immer recht schnell.

Ich bin auf dem Weg zur Arbeit, als mich Zaki Moriah auf meinem Handy anruft. Zaki und seine Kinder sind für mich, die alleine nach Israel eingewandert ist, längst zu Familie geworden. Ich bin regelmässig zu Familienessen, Familienfeiern wie auch zu den Feiertagen eingeladen.

"Wie rührend", denke ich mir, "er möchte wohl sichergehen, dass ich nicht im Sinai bin". Meine Rührung schlägt in blankes Entsetzen um, als er mir mitteilt, dass er auf dem Weg nach Eilat ist, da sein Sohn, Rotem Moriah, zur Zeit des Anschlags im Hilton Taba Hotel war. Es gibt zu diesem Zeitpunkt keinerlei Nachrichten von Rotem. Ich habe das Gefühl, dass mir gerade jemand die Luftzufuhr abgedreht hat.

12:15: Endlich bekomme ich die erste heiß ersehnte SMS. Itai geht es gut! Eine Stunde später ruft mich Irit an, sie hat gerade die Grenze überquert. Die Dinge nehmen wieder ihren gewohnten Lauf an.

Von Zaki jedoch kommt jedoch keine beruhigende Nachricht!

14:00: Immer noch keine Nachrichten von Zaki. Ich sage mir "No news are good news", wiederhole diesen Satz immer wieder.

15:30: "No news are good news" funktioniert nicht mehr! Ich rufe Zaki an, er antwortet sofort. Seine Tonfall sagt alles, ich will es nicht glauben - hake nach, will mich vergewissern. Es ist ja schließlich nicht das erste Mal, dass eine Person sich nicht dort befindet, wo sie ursprünglich vermutet wird. Zaki bestätigt jedoch, dass sich sein Sohn zum Zeitpunkt der Explosion definitiv im Hotel aufhielt.

Rotem hatte seinen Urlaub ursprünglich an einem der Strände von Taba in einer Hütte verbracht. Er war mit zwei weiteren Freunden unterwegs. Die Hütte, alles Hab und Gut inklusive Pässe der drei Urlauber wurde jedoch durch ein Feuer zerstört. Rotem und seine Freunde entschieden daher, den Urlaub vorzeitig zu beenden. Die Rückreise gestaltete sich jedoch nicht unkompliziert, und die jungen Männer mussten stundenlang am Taba Grenzübergang warten.

Da die öffentlichen Toiletten am Grenzübergang geschlossen sind, entschließen sich Rotem und Assaf Grinwald, der zweite der drei Freunde, kurzerhand die Gästetoilette im Hilton Taba Hotel aufzusuchen!! Der dritte Freund wartet am Grenzübergang.

Minuten später, gegen 22 Uhr, erschüttert eine schwere Explosion das Hilton Taba Hotel. Seitdem gelten Rotem und Assaf als vermisst.

Nun ist also passiert, was ich nie für möglich halten wollte. Der Terror hat sich auch in mein Leben geschlichen. Anschläge sind jetzt nicht mehr die Tragödien von anderen. Ich bin fassungslos, betäubt – meine Gedanken sind bei Rotems Familie, die einen Sohn, Bruder, Onkel und Schwager verloren haben.

Der Schmerz ist unsagbar … unfassbar.

10.10.2004 - - Der Newsticker der Haaretz online Ausgabe meldet offiziell:

19:37
Israeli killed in Sinai bombing attacks identified as Rotem Moriah, 27, from Tel Aviv.

Rotem Moriah.

Rotem war hochintelligent, warmherzig und extrem witzig. Er hatte eine besondere Stimme. Die Art von Stimme, die sich einprägt. Ich finde, dass in Rotems Stimme irgendwie immer ein unterschwelliges Lachen zum Ausdruck kam, bezeichnend für seine Person.

Besonders gut kann ich mich an eine Unterhaltung im April erinnern. Wir sind nach einem gemeinsamen Mittagessen bei seinem Vater zusammen nach Hause gelaufen. Beide waren wir zu diesem Zeitpunkt extrem unzufrieden mit unserer beruflichen Situation. Unsere Jobs bereiteten uns wenig bis gar keine Freude. Eine Veränderung war für uns beide angesagt und notwendig. Rotems große Leidenschaft galt dem Film. Es war klar, dass er diese Richtung einschlagen würde und nicht erst in ferner Zukunft! Er erwähnte, dass er seine Entscheidung bezüglich seines derzeitigen Jobs eigentlich bereits gefällt hatte. Ich war in dieser Hinsicht weniger mutig.

Es gibt wenige Menschen, deren Intelligenz, Denkweise oder Schaffen auf mich einen wirklich nachhaltigen Eindruck machen; Rotem war ein Genie. Es gab kein Thema, über das er sich nicht unterhalten konnte - was für ein Wissen er doch hatte! Ich habe Rotem an diesem Tag gesagt, dass er seine Zeit bloß nicht vergeuden soll wie ich und dass ich es schade fände, wenn gewisse Talente im alltäglichen Arbeitsumpf versinken. Ich versuche nie, andere zu ermutigen, sich im im kreativen Bereich zu etablieren, wenn ich nicht wirklich davon überzeugt bin, dass eben diese Person das gewisse Etwas hat. Rotem war in meinen Augen einer dieser wenigen. Übrigens war er niemals auf meine Ermutigung angewiesen. Ich jedoch habe mich ehrlich darauf gefreut, dass er den Computern den Rücken kehren und seiner wahren Begabung nachgehen wollte.

Das ist jetzt alles vorbei. Rotem wird keine Filme machen, seine Träume und Ziele werden nie verwirklicht. Sein Lachen wird nur noch in unserer Erinnerung aufklingen. All dem wurde binnen einer Sekunde durch den brutalen Terror von Fanatikern ein bitteres Ende gesetzt.

Zeit kann diesen Schmerz nicht heilen.

Rotem wurde gestern, am 11.10.2004 um 16:30 in Kiriat Shaul beerdigt.

Sinai:
Ein einschneidender Anschlag
Die Terroranschläge, die letzten Donnerstagabend im Sinai ausgeführt und von Sicherheitsleuten bereits als "Megaterror" beschrieben wurden, zeigen Spuren eines einschneidenden Ereignisses. Sie sind diese Art von Geschehen, die unmittelbar die Betrachtungsweise der Region ändern...

Sinai-Anschläge:

Alle israelischen Leichen nach Israel überführt
Bei den Anschlägen wurden 32 Menschen getötet, zwölf Israelis, mindestens 14 Russen, sechs Ägypter und zwei Italiener: Neun Israelis starben im Hotel Taba Hilton. Drei Israelis kamen fast zeitgleich bei dem zweiten Attentat im 50 km entfernten Ferienort Ras-a-Satan ums Leben...

Ein Traum zerplatzt:
Bombenterror im Sinai
Das halb eingestürzte Hotel ist nicht nur Zeichen eines offenbar lange geplanten Terroranschlages, es steht symbolisch für den geplatzten Traum vieler Israelis, dem Traum von ein bißchen Ruhe und Frieden...

Anschlag auf 3 Touristenorte:
Terror im Sinai
Wovor Sicherheitskräfte lange Zeit gewarnt hatten, ist gestern eingetreten. Die Touristenorte auf der ägyptischen Halbinsel Sinai, die von Tausenden Israelis für einen Kurzurlaub während der Sukkoth-Feiertage überfüllt waren, wurden zum Ziel für Terror...

hagalil.com 12-10-2004

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