Drei deutsche Stundenten haben sich vor anderthalb
Monaten auf ihren Fahrrädern auf den Weg gemacht. Sie führen einen Stein aus
dem Konzentrationslager Sachsenhausen für das Museum von Yad Vashem in
Jerusalem mit sich. Ihr Weg führte über europäische Staaten, Syrien und
Jordanien. Einer von ihnen verließ die Gruppe in Istanbul und kehrte in
seine Heimat zurück. Am Ende der Reise erzählten sie die Geschichte über
physische und seelische Anstrengungen für die Verewigung der Millionen
Menschen, die nicht mehr unter uns sind.
Was
bringt drei Deutsche, Christen dazu, eine zermürbende Fahrradtour nach
Israel zu unternehmen? Die Antwort: Die Zwei von ihnen, die die Tour
überstanden haben, bringen einen Stein aus einem Konzentrationslager in das
Museum von Yad Vashem. Ihre Ankunft in Israel wurde am Sonntag, dem 3.
Oktober in Jerusalem gebührend gefeiert.
Alex Laesicke (25), Wirtschaftsstudent aus Berlin, Aaron
Blankenburg (21), Student der Lehrfächer Computerwissenschaften und
Mathematik aus Leipzig und Dennis Crosby (22), Student des Ingenieurwesens,
ebenfalls aus Berlin, haben Deutschland vor anderthalb Monaten Richtung
Israel verlassen. Sie trugen einen Stein bei sich, den sie aus dem
Konzentrationslager Sachsenhausen, nördlich von Berlin, mitgenommen haben.
Am Ende der Tour sind sie zum Museum von Yad Vashem in Jerusalem kommen.
Alex Laesicke erzählt: "Die Idee, nach Jerusalem zu fahren
und einen Stein aus dem Konzentrationslager in Yad Vashem niederzulegen,
hatte ich im vergangenen Januar, nachdem ich den Film "Schindlers Liste"
gesehen hatte. Dies ist für mich ein Zeichen für Ehre und Freundschaft. Es
ist eine Verbindung zwischen einem Ort, der mir sehr wichtig ist – meinem
Geburtsort – und Israel und Jerusalem."
"Ich wurde in Oranienburg, etwa ein Kilometer von dem
Konzentrationslager entfernt, geboren und bin dort aufgewachsen," erzählt
er. "Ich habe mit den Geschichten über den Ort, das Konzentrationslager und
das, was dort geschehen ist, gelebt. Wir haben in der Schule darüber
gelernt, auch zu Hause. Das ist eine ziemliche Angelegenheit, an so einem
Ort groß zu werden."
Nach den Worten von Alex wurde fast die Hälfte der
Bevölkerung des Ortes, Juden und Nichtjuden, in dem Konzentrationslager oder
im Krieg getötet, und heute gibt es dort nur noch einen kleine jüdische
Gemeinde. "Ich möchte sie bestärken", fügt er hinzu.
"Die Idee hat bei mir lange Zeit zum Reifen gebraucht",
erklärt Alex. "Ich habe davon geträumt, eine lange Fahrradtour zu
unternehmen, in ein Abenteuer aufzubrechen. Nachdem ich die Tour geplant
hatte, traf ich einen Israeli aus Tel Aviv. Damals suchte ich gerade einen
Mitbewohner für meine Wohngemeinschaft. Als ich hörte, dass er aus Israel
kommt, sagte ich ihm, wie gut das sei, da ich vorhatte, nach Israel zu
fahren. Er lachte. Wir begannen über Israel und meine Tour zu sprechen. Wir
beschlossen eine Wohngemeinschaft und wurden gute Freunde."
"Jede Nacht erzählte er mir von Israel. Ich wollte alles
wissen, bevor ich losfuhr. Er erzählte mir von dem Unterschied zwischen Tel
Aviv und Jerusalem und der Wüste. Über die Probleme zwischen Juden und
Arabern, zwischen Israelis und Palästinensern. Das sind Dinge, die ich nicht
wusste, die ich nicht verstanden habe. Ich habe sehr viel über Israel von
ihm gelernt. Ich hoffe, dass es mir wirklich hilfreich sein wird, wenn ich
nach Israel komme."
Aaron, der mit Alex zusammen reist, hat er über das
Internet, in einem Forum von Fahrradfahrern kennengelernt. "Ich glaubte,
dass die Tour für zwei Leute zusammen einfacher sei. Es ist unmöglich, diese
Tour alleine zu machen. Ich hätte das nicht durchgehalten."
Die drei Fahrradfahrer sind am 5. August losgefahren. Nach
mehreren europäischen Staaten haben sie die Türkei durchquert und sind von
dort nach Syrien gekommen. "Als wir in Syrien waren, haben wir den Leuten
erzählt, dass wir nach Kairo fahren. Es gab solche, denen wir gerne erzählen
wollten, dass wir in Wirklichkeit nach Israel fahren, doch wir wussten
nicht, wem man das sagen kann und wem nicht. Also haben wir niemanden etwas
gesagt. In Jordanien erzählten wir, dass wir auf dem Weg nach Israel sind
und die Menschen waren begeistert. Sie liebten die Idee."
"Die Idee, Jerusalem zu besuchen, hatte ich, bevor ich Alex
kennengelernt hatte," erzählt Aharon, der trotz seines Namens, nicht jüdisch
ist. "Ich bin ein großer Fahrradliebhaber und habe schon Fahrradtouren in
Europa gemacht. Ich bin gläubiger Christ und wollte nach Jerusalem fahren
und die heiligen christlichen Stätten besuchen."
"Als ich darüber nachgedacht habe, mit dem Fahrrad nach
Israel zu fahren, habe ich Freunde gefragt, ob sie mitkommen wollen. Doch
niemand wollte mitfahren, denn das ist wirklich eine lange Reise. Meine
Mutter schlug mir vor, im Internet zu suchen und so fand ich Alex, der mir
von seiner Idee erzählte, einen Stein aus einem Konzentrationslager nach Yad
Vashem zu bringen, und ich war begeistert. Es erschien mir äußerst wichtig,
als Symbol, damit die Menschen dies schreckliche Massaker nicht vergessen."
Den Heimweg werden die beiden nicht mehr mit dem Rad
antreten, sondern im Flugzeug. "Das wäre zuviel für uns," gibt Aharon zu und
sagt zum Abschluss; "Ich glaube auch, dass das unsere letzte Fahrradtour
ist, aber man kann nie wissen."
Weitere Informationen:
www.tojerusalem.com
Quelle ynet, © Botschaft des Staates Israel