Volltreffer:
(Nichts)
Neues von Herrn Hohmann
Von Andrea Livnat
Was macht eigentlich
Herr Hohmann? Wer sich diese Frage stellt, dem wurde in der letzten Ausgabe
der Jungen Freiheit geholfen, die ein Interview mit Martin Hohmann brachte.
Der mittlerweile aus der Partei ausgeschlossene CDU-Mann, der mit seiner
Rede zum 3. Oktober im vergangenen Herbst hohe Wellen geschlagen hat,
gibt darin Auskunft über die Stimmung in der Partei, seine Einsichten zur
Affäre und sein Interesse am Judentum.
Glaubt man Martin Hohmann, so muss man sich die Situation
der CDU auf dem Höhepunkt der Affäre geradezu tragisch vorstellen. Die
Partei habe sich in einer "Angststarre"
befunden, niemand war in der Lage Hohmann zu Hilfe zu eilen. Nicht dass der
Geschasste wütend darüber wäre, weiß er doch
"wie mächtig und furchteinflößend die
Drohung mit der Antisemitismus-Keule ist". Innerlich, so weiß
Hohmann, waren viele Abgeordneten gegen seinen Ausschluss, auch wenn sie
dafür gestimmt haben.
Ob dem tatsächlich so ist oder ob Martin Hohmann die
Realität verkennt, soll nicht an dieser Stelle diskutiert werden. Bis heute
scheint Hohmann jedoch nicht verstanden zu haben, dass der Inhalt seiner
Rede Anstoß erregen könnte. Verantwortlich für den Skandal und den daraus
folgenden Parteiausschluss sieht er das Diktat der 'Political Correctness'.
Seine Rede, so mutmaßt Hohmann, werden die meisten wohl sowieso nicht
gelesen haben, und selbst wenn, würde immer noch das historische
Hintergrundwissen fehlen, um Hohmanns Punkt zu verstehen. Der wiederum
entspreche dem Ethos der Gründergeneration der CDU, so Hohmann.
Zur Erinnerung: Unter dem Titel "Gerechtigkeit für
Deutschland" hatte Martin Hohmann in einer Rede in seiner Heimatgemeinde
Neuhof eine Gegenüberstellung von Verbrechen der Nationalsozialisten und
Verbrechen von Bolschewisten geliefert. Unter den Bolschewisten waren laut
Martin Hohmann zahlreiche Juden, so dass er zum Schluss kam, man müsse
"im Hinblick auf die Millionen Toten dieser
ersten Revolutionsphase nach der "Täterschaft" der Juden fragen. Juden waren
in großer Anzahl sowohl in der Führungsebene als auch bei den
Tscheka-Erschießungskommandos aktiv. Daher könnte man Juden mit einiger
Berechtigung als "Tätervolk" bezeichnen. Das mag erschreckend klingen. Es
würde aber der gleichen Logik folgen, mit der man Deutsche als Tätervolk
bezeichnet." Als Grundübel bezeichnete Hohmann damals, dass sich
diejenigen Juden, aber auch die Nazis, von Gott abgewandt hätten und
plädierte für "eine Rückbesinnung auf
unsere religiösen Wurzeln und Bindungen. Nur sie werden ähnliche
Katastrophen verhindern, wie sie uns Gottlose bereitet haben."
Im Interview der Jungen Freiheit hört sich das dann so an:
"Der Standpunkt, die Abwendung von der
Religion und Hinwendung zu aggressiven, menschenfeindlichen Ideologien sei
das Übel des letzten Jahrhunderts gewesen, war das Ethos der
Gründergeneration der CDU." Mit dieser These soll sich die CDU
jedoch parteiintern auseinandersetzen, vorausgesetzt, es gelingt ihr, ihre
"Angststarre" zu überwinden.
Wenden wir uns lieber der anderen Seite zu, den
"Strippenziehern der Kampagne",
einer Kampagne, die laut Hohmann gegen die ganze CDU gerichtet war und deren
Langzeitschaden noch nicht abzusehen sei. Angela Merkel habe
"Krisenmanagement" betrieben "mit
katastrophalen Folgen: Nach dem Fall Hohmann stand die Union vor den Linken
als Partei mit "Antisemiten", vor den Rechten als Zeitgeist-Partei und vor
der Mitte als Partei ohne innere Überzeugung da, weil sie auf halbem Wege
ihren Standpunkt gewechselt hatte."
Als Strippenzieher sieht Hohmann natürlich die
"linken Journalisten", die schon
seit Jahren gegen ihn fahren würden.
"Die beständige Wühlarbeit", konstatiert er,
"war schließlich von einem Erfolg gekrönt,
den sie sich vermutlich selbst nicht zu träumen gewagt hatten."
Hohmann sendet sogar sportliche Glückwünsche an seine Gegner und attestiert
ihnen, dass sie eine Steilvorlage von haGalil optimal umzusetzen in der Lage
waren. Von haGalil selbst, dem eigentlichen Auslöser der Affäre, hat Hohmann
aber ein eher vages Bild: "Alle Welt
glaubt, der Fall Hohmann habe mit einem Bericht in den ARD-Tagesthemen
begonnen. Weit gefehlt, es war die Internetseite hagalil.com, eine Art
Antifa-Seite, die meine Rede lancierte und unerwartet einen Volltreffer
landete. Erst daraufhin nahmen die Berichterstatter von ARD und ZDF den Ball
auf und berichteten vor allem in ihren Online-Ausgaben über den Fall."
Es tut uns leid, wir sind keine Antifa-Seite! Wie kommt
Martin Hohmann überhaupt darauf? Wir sind noch nicht mal eine "Art"
Antifa-Seite, sondern Europas größtes jüdisches Web-Magazin. Jüdisch. Wer
haGalil anklickt, kann das unmissverständlich erkennen. Das gibt uns zwei
Möglichkeiten vor, wie es zu diesem Missverständnis kommt. Erstens: Herr
Hohmann kennt haGalil nicht selbst, hat keine Ahnung vom Internet und
wiederholt etwas, was ihm jemand anderes gesagt hat. Wenig plausibel. Bleibt
zweitens: Herr Hohmann kennt haGalil sehr wohl, scheut sich jedoch, das Wort
"jüdisch" in diesem Zusammenhang auszusprechen, würde das ja heißen, eine
jüdische Website hat den Stein ins Rollen und damit ihn zu Fall gebracht.
Auf den ersten Blick mag dies seltsam und widersprüchlich
erscheinen, ist doch Hohmann der Überzeugung, dass eine jüdische Gruppe in
diesem Land über eine moralisch unangreifbare Autorität verfügt. Die Rede
ist natürlich vom Zentralrat der Juden in Deutschland, der laut Hohmann in
gewissen gesellschaftlichen Bereichen eine absolute Deutungshoheit
innehalte: "Der Papst in Rom hat nicht
einmal annähernd diese Macht." Auch an anderer Stelle hat er
seine Überzeugung von der jüdischen Dominanz, die die Geschicke lenkt,
vorgetragen.
Dennoch ist dies kein Widerspruch. Juden sind in Hohmanns
Weltbild diejenigen, die auf den Zug aufspringen, die sich die Früchte
anderer zunutze machen, sprich der Parasit, der auf unsaubere Weise Profit
schlägt. Nicht nur haGalil, das sich die Vorarbeit der vielen "linken"
Journalisten klaut und damit "unerwartet
einen Volltreffer landete", ist damit gemeint, auch der
Zentralrat hat intrigant seine angebliche Macht ausgenutzt, nämlich indem er
beispielsweise die gute Friede Springer vor seinen Karren gespannt habe.
Hohmann wiederholt im Anschluss seinen Vergleich von
Tätern des Nationalsozialismus und jüdischen Bolschewisten. Auf die Frage,
ob er nicht absichtlich provoziert habe, indem er den entscheidenden Satz,
dass weder Deutsche noch Juden Tätervolk seien, erst ganz zuletzt gesagt
habe, antwortet er, ein drastischer Effekt sei nötig gewesen, um den
Tätervolk-Vorwurf plastisch zu machen. Dass an dem Vergleich von vorne bis
hinten nichts stimmt, wird natürlich von der Jungen Freiheit nicht
angesprochen. Dass Juden dabei mit rassischen Merkmalen ganz im Sinne der
Nürnberger Gesetze als solche deklariert werden, dass hier antisemitische
Vorurteile der übelsten Sorte transportiert werden, die Juden als
Drahtzieher hinter dem Weltgeschehen bezichtigen, dass hier Stereotype
wiederholt werden, die in den "Protokollen der Weisen von Zion" und bei
Hitler nachzulesen sind.
Ganz im Gegenteil, Hohmann hat ja ein breit angelegtes
Interesse am Judentum. Deswegen ist er einer Einladung nach Wien gefolgt, um
dort an einer Konferenz teilzunehmen. Auf dieser sog.
"Internationale-Rabbinerkonferenz", die am 1. Juli in Wien stattfand, konnte
Hohmann den "Oberrabbiner" Friedman bei der Eröffnungsrede sagen hören:
"Wir tragen an die Bundesrepublik
Deutschland und insbesondere an die CDU-CSU-Fraktion die herzliche Bitte
heran, das ungeheure Unrecht, das gegenüber Dr. Martin Hohmann begangen
wurde, wiedergutzumachen, seinen hervorragenden Namen wiederherzustellen und
ihn als Politiker und Repräsentanten seines Heimatkreises voll zu
rehabilitieren." Welch eine Freude, die Juden schwingen Reden zu
Gunsten von Herrn Hohmann!
Nun ist es ja bei den Juden gar nicht so einfach, da gibt
es viele verschiedene Gruppen, Richtungen, Meinungen, und natürlich gibt es
auch bei den Juden Extremisten. In diesem Fall sollte man vielleicht besser
"geisteskrank" sagen. Zum Oberrabbiner hat sich Moishe Friedman nämlich
selbst ernannt, angeblich wurde er mittlerweile auch entmündigt. Seine
Mitstreiter sind Anhänger der ultra-orthodoxen Sekte "Naturei Karta", die,
kurz gesagt, den Staat Israel ablehnen. Welch eine angenehme Gesellschaft,
um sein Interesse am Judentum zu bekunden!
Aber so ist es ja gar nicht, Herr Hohmann ist ja auch
sonst offen, er spricht zum Beispiel mit liberalen Juden, Respekt! Damit ist
Michel Friedman gemeint, der sich freuen wird, dass er als liberal
bezeichnet wird. Besonders gut Bescheid weiß Martin Hohmann offenbar nicht,
vielleicht sollte er sein breit angelegtes Interesse ein wenig schmälern und
sich darauf konzentrieren, jüdisches Leben in Deutschland zu verstehen.
Übrigens hat sich Hohmann in seinem Wahlkreis ja auch für jüdische "Belange"
eingesetzt, wie im Interview erinnert wird. So hat Hohmann
"engagiert" die Restaurierung
eines jüdischen Friedhofes betrieben. Das ist auch wirklich sehr
dankenswert! Noch dankenswerter wäre es allerdings, wenn nicht nur die toten
Juden respektvoll behandelt werden würden.
Alles in allem also nichts Neues von Martin Hohmann. Seine
politische Heimat sieht er nach wie vor in der CDU. Im Übrigen wird er
weiter kämpfen und erstmal vors Bundesparteigericht ziehen. In der
Zwischenzeit hilft wohl nur der "Glaube ans Vaterland", aber davon scheint
Martin Hohmann ja genug zu haben.
hagalil.com
24-08-2004 |