Kommentar zur SZ-Karikatur
"Sharon et Chirac":
Warum von
hinten?
Die
Redaktion der
Süddeutschen Zeitung erreichten
gestern etliche Protestschreiben und -anrufe. Zu den ersten gehörte sicher
folgende Mail von Richard Chaim Schneider:
Betr.: Protestschreiben an die Süddeutsche Zeitung zur antisemitischen
Karikatur auf Seite 4 in der heutigen Ausgabe vom 21.7.2004
... In der SZ vom 21.7.2004 befindet sich auf Seite 4 eine
Karikatur, die nicht anders als zutiefst antisemitisch "gelesen" werden muß.
Der Karikaturist Horsch hat wohl einen Kommentar zu Ariel Sharons Äußerungen
über Frankreich und den Antisemitismus abgeben sollen.
Was der Leser aber zu sehen bekommt ist nicht eine Sharon-Karikatur, sondern
die Karikatur eines Juden, noch dazu eines frommen Juden mit Kippa! Sharon
ist alles andere als fromm und er trägt schon gar nicht eine Kippa. Noch
dazu wird diesem "Juden" auch noch ein Davidstern auf den Rücken geheftet -
eine Assoziation an den Gelben Stern von einst liegt nahe.
In Karikaturen zum Nahen Osten wird Israel anthropomorphisiert oft mit einem
Davidstern gezeichnet - allerdings steht dem meist ein "Palästinenser" oder
"Araber" mit entsprechender Kennzeichnung gegenüber. In diesem Fall also ein
frommer Jude mit Kopfbedeckung und Stern auf der Kleidung. Großartig,
phantastisch. Das große liberale Blatt Deutschlands leistet sich da eine
Karikatur, die ekelhafter nicht sein könnte. Schlimm genug, daß
offensichtlich der Karikaturist sein Gehirn beim Zeichnen ausgeschaltet hat,
noch schlimmer aber, dass offensichtlich der verantwortliche Redakteur (oder
sind es gar mehrere?) nicht erkennen konnte oder wollte, was diese Zeichnung
insinuiert.
Ich denke, die SZ sollte sich entschuldigen und in Zukunft Karikaturen etwas
genauer unter die Lupe nehmen, ehe sie sie veröffentlicht.
Im übrigen, um Missverständnissen vorzubeugen: Wie jeder Politiker, wie
jedes Land, darf man sich natürlich auch über Israel lustig machen (das muss
man ja in diesem Land inzwischen immer extra hinzufügen, nachdem man als
Jude dann gerne angegriffen wird, man würde "den Deutschen" Kritik an Israel
nicht erlauben....) - aber nicht mit antisemitischen, antijüdischen
Patterns!
Beste Grüße,
Ihr
Richard Chaim Schneider
hagalil.com
20-07-2004 |