Parlamentswahlen:
Die serbischen Rechtsradikalen und ihre Freunde
Von Max Brym
Am 28.
Dezember 03 fanden in Serbien Parlamentswahlen statt. Der große Sieger
dieser Wahl war die "Serbische Radikale Partei" mit fast 28% der abgegebenen
Stimmen. Der Vorsitzende der SRS, Vojislaw Seselj, ist in Den Haag wegen
schwerer Kriegsverbrechen angeklagt. Er sitzt dort in der Nähe seines
ehemaligen Regierungschefs Slobodan Milosevic ein. Die Partei von Milosevic,
die serbischen "Sozialisten", erreichten bei den Wahlen 7,7% der Stimmen.
Mit wem sind die
serbischen "Radikalen" verbunden ?
Es gibt mehrere
internationale Zusammenschlüsse extrem rechter Parteien in Europa. Seit
Anfang der neunziger Jahre gibt es enge und herzliche Beziehungen zwischen
der serbischen SRS und der russischen LDPR, der Partei des rechtsextremen
Schirinowski. Im Jahr 1997 schloß Seselj mit dem Franzosen Le Pen in Belgrad
ein brüderliches Bündnis. Gegenwärtig gehört die SRS einer Vereinigung
europäischer rechter Parteien an, der u.a. die offen antisemitische Partei
"Groß- Rumänien" angehört. Geleitet wird dieser internationale braune Haufen
von der Front-National aus Frankreich. Als Herr Seselj noch in Serbien
weilte (bis März 2003), machte er munter Propaganda für das Regime von
Saddam im Irak. Seselj war Gast in Bagdad und empfing öfter offizielle
Delegationen aus dem Irak in Serbien.
Die serbischen
"Radikalen" nannten und nennen sich "Antiimperialisten", wobei ihr
"Antiimperialismus" wie bei allen faschistischen Parteien in Europa auf die
USA zentriert ist. Innerhalb der europäischen Rechten weiß man, was man an
der SRS hat. Bewußt stellt sich die SRS in die Tradition der Tschetniks, die
im zweiten Weltkrieg mit den Nazis gegen die jugoslawischen Partisanen
kämpften. In der Parteizeitung ("Groß-Serbien") befaßte sich die SRS bereits
im November 1995 in einem Leitartikel "mit der nötigen Vertreibung der
Albaner aus Kosovo." Während der Kriege in Bosnien und Kroatien in den
neunziger Jahren hinterließen die "modernen" Tschetniks eine Blutspur. Zudem
betätigten sie sich als Raubtierökonomen. Bis 1995 war Jugoslawien auf dem
Balkan der größte Exporteur von gebrauchter Unterhaltungselektronik. Die
Exporterlöse waren eng mit dem Frontverlauf verbunden. Ihre letzten groß
angelegten Mord- und Raubaktionen führten die paramilitärischen Verbände von
Seselj in Kosova/Kosovo durch.
In dem gültigen
Programm der SRS ist von Großserbien die Rede, wozu Kosova, Mazedonien,
Bosnien und weite Teile Kroatiens gehören sollen. Die Propaganda der
Tschetniks ist primitiv und rassistisch. Gegenwärtig spüren diesen Rassismus
tausende Roma, die gezwungen sind, auf einer Müllhalde nahe Belgrad zu
leben. Selbstverständlich findet der Wahlerfolg einer solchen Partei in
Deutschland, vom " Kampfbund deutscher Sozialisten" über die Nationalzeitung
bis zur NPD, begeisterten Widerhall. Aber leider nicht nur dort, es gibt
Zeitungen und Vereine, die sich nicht entblöden als sogenannte "Linke",
Seselj und Milosevic anzuhimmeln. Besondere Erwähnung muß hier die "Junge
Welt" finden.
Pirker und
Seselj
Der aus Wien
stammende Werner Pirker ist Balkan und Nahost- Chefkommentator der
Tageszeitung "Junge Welt". Dieser "Spezialist" ließ es sich nicht nehmen,
den Wahlerfolg der SRS entsprechend abzufeiern. Er schreibt: "Beide,
Milosevic und Seselj, sind Dissidenten der neoliberalen Globalisierung. Bei
allen weltanschaulichen Unterschieden haben Sie gegenüber dieser Weltordnung
die gleichen Anschauungen (Junge Welt 30.12.03)." Für Pirker sind Seselj und
Milosevic natürlich positive Gestalten und er bejubelt den Wahlerfolg der
serbischen Faschisten als "Protestwahl". Anschließend attackiert Pirker eine
Linke, die mit Seselj und Milosevic Probleme hat. Das ist bei Herrn Pirker
nicht verwunderlich, denn die "Junge Welt" steckt nicht nur finanziell in
der Krise.
Zunehmend wird
von fortschrittlichen Kräften in Deutschland der krude und stupide
"Antiimperialismus" der "Jungen Welt" angegriffen. Gegenwärtig wird in dem
Blatt nicht nur für Seselj geworben, sondern auch für die Spendenkampagne
der AIK aus Wien. Jene wirbt um finanzielle Unterstützung "für den
irakischen Widerstand". Dagegen wandte sich die DFG/VK (Deutsche
Friedensgesellschaft- Vereinigte Kriegsdienstgegner), aber auch die
Kommunistische Arbeiterpartei des Iraks, in öffentlichen Erklärungen. Die
irakischen Kommunisten warnen von dem "Widerstand" als "islamisch-
fundamentalistisch und faschistisch". All das ficht die "Junge Welt" nicht
an, die Leute haben kein Problem damit, die in Serbien praktizierte
"rotbraune" Querfront zu internationalisieren.
hagalil.com
06-01-2004 |