"Gefilte Fish":
Ein Leckerbissen für die Freunde jiddischer Musik
Von Max Brym
Der Gefilte
Fish ist der Inbegriff jüdischer Küche und darf bei keinem Festmahl fehlen.
Nach der talmudischen Überlieferung ist der Fisch ein Symbol für
Fruchtbarkeit und Unsterblichkeit.
In München
präsentiert am 8. Februar im Gasteig die Musikgruppe "Gefilte Fish"
jiddische Lieder, Geschichten von Liebe und Leid, von Überlebenskampf und
Lebenslust. Das Programm der Gruppe bietet vom Lied "Papirossen" über
"Massel" und "Glig" viel von dem, wofür jiddische Musik stand und steht. Die
Lieder erzählen Geschichte und Geschichten.
Da die
Geschichte des jüdischen Volkes wie keine andere durch Leid und Verfolgung
geprägt ist, sind auch die Lieder oft gekennzeichnet von tiefem Ernst und
weicher Zärtlichkeit. Was nicht heißt, dass die jüdische Musik nicht auch
reich an spritziger Lebensfreude und witziger Ironie wäre. Diese
einzigartige Mischung ist einer der Gründe, warum sich "Gefilte Fish" der
jüdischen Musik verschrieben hat.
Die Gruppe ist
nämlich keine jüdische Gruppe. Sie besteht aus fünf Mitgliedern mit
unterschiedlicher nationaler Herkunft. Die deutsche Sängerin Andrea Giani
ist in Köln geboren und Konzertpianistin. Gegenwärtig ist sie Dozentin für
Gesang an der Bayerischen Theaterakademie in München. Ihr Repertoire umfaßt
neben der klassischen Musik auch französische Chansons, spanische und
neapolitianische Lieder, Songs von Friedrich Hollaender, B. Brecht und Kurt
Weil. Die Violine spielt der in London geborene Joe Rappaport. In London und
Wien studierte Rappaport klassische Musik. Als Violinist beim Chamber
Orchestra of Europe nahm Rappaport an internationalen Tourneen u.a. mit
Claudio Abbadu und Luciano Pavarotti teil. Der Gittarist der Gruppe ist der
Deutsch-Inder Roman J. Chowdhury. Chowdhury studierte in Boston, USA,
Gitarre, Arrangement und Komposition. Er komponiert für Film und Theater und
spielte u.a. mit den Weather Girls und dem indischen Sarod- Virtuosen
Rangjit Sengupata. Tobias Schwarz (Kontrabass) studierte in Bosten, USA, E-
Bass, Kontrabass und Arrangement. Zusammen mit Roman Chowdhury bildet er ein
lang erprobtes Team. Angeliki Koufou (Akkordeon) geboren auf Rhodos,
Griechenland, studierte dort Musik an der Ionischen Universität.
Warum sie sich
ausgerechnet mit jiddischer Musik beschäftigen, beantworten die Mitglieder
von "Gefilte Fish" kurz und prägnant: "Uns gefällt die jiddische Musik,
deshalb spielen wir sie". Außerdem sind die Künstler davon überzeugt, "dass
nicht nur Juden jiddische Musik machen können". In den Texten sehen sie
Unterhaltsames und historisch wichtiges. Zudem wollen die Mitglieder des
Ensembles ein deutliches Zeichen gegen den aktuellen Antisemitismus setzen.
Dazu begeben sie sich nicht nur in Konzertsäle, sondern auch in Schulen, so
am 13. Februar 04 vormittags in das Gymnasium Tutzing bei München. Anhand
der Texte soll mit den Schülern über jüdische Geschichte, jüdisch-deutsche
Geschichte und die Barbarei des Nazismus gesprochen werden.
Auf den 8.
Februar 04 im kleinen Konzertsaal des Gasteigs kann man sich freuen. Am 8.
August 2003 schrieb die Süddeutsche Zeitung nach einem Auftritt von "Gefilte
Fish" in Dachau: "Musik über alle Generationen hinweg" und "Leuchtende
Augen" bezogen auf die älteren jüdischen Konzertbesucher.
Termin
"Gefilte Fish" Sonntag 8. Februar Gasteig München, Kleiner Konzertsaal.
Beginn 20 Uhr Karten an der Abendkasse oder Vorbestellung VHS Gasteig
hagalil.com
28-01-2004 |