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Vor seinem Einzug
in den Bundestag war CDU-Abgeordneter Hohmann der Bürgermeister von
Neuhof bei Fulda. |
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Dort hielt er am 3.
Oktober seine umstrittene Rede, in der er die Juden als "Tätervolk"
bezeichnet. |
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Im Bundestag hatte
Hohmann bereits zuvor mit Kritik an Homosexuellen und dem
Holocaust-Gedenken auf sich aufmerksam gemacht. |
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Der hessische
SPD-Generalsekretär Norbert Schmitt fordert Hohmann aus der
CDU-Fraktion auszuschließen.. |
Weitere Infos
Martin
Hohmanns Rede im Originaltext (inzwischen gelöscht)
Internetseite der
CDU-Neuhof
Internetseite von
Martin Hohmann, MdB CDU-Hessen
Schwusos-Hessen kritisieren Hohmann-Äußerung zur "Denaturierung des
Leitbildes der Familie" durch Adoptionsrecht für Homosexuelle
Hohmann-Interview mit der Jungen Freiheit: "Wir sind als CDU jetzt
wieder da"
[FORUM]
"Gerechtigkeit für Deutschland":
Martin Hohmann zum
Nationalfeiertag
Vor gut einem Jahr berichtete das ARD-Magazin
Panorama über Rechtsradikale in der CDU, über Mitglieder, die in
rechtsradikalen Vereinen sprechen, in rechten Verlagen publizieren,
sich in Kreisen bewegen, die vom Verfassungsschutz eindeutig als
rechtradikal eingestuft und entsprechend beobachtet werden.
CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer wusste damals von nichts, bat aber
um Übermittlung von Fakten, um gegebenenfalls handeln zu können. Die
genannten Personen sind weiterhin CDU-Mitglieder - und recht
aktiv... |
"Die nationale Karte,
vernünftig und moderat gespielt, hat gestochen und den Sieg gebracht.
Das ist für die CDU eine neue Erfahrung. Daraus sollte sie lernen",
sagte Martin Hohmann 1999 nach der hessischen Landtagswahl in einem
Interview mit der deutsch-nationalen Wochenzeitung "Junge Freiheit".
Was Hohmann unter "vernünftig und moderat" versteht, geht aus seiner
jetzt bekannt gewordenen Rede zum Tag der Deutschen Einheit am 3.
Oktober 2003 hervor.
"Mutzerstörung im nationalen Selbstbewußtsein"
Vor geladenen Gästen in Neuhof bei Fulda äußerte der ehemalige
Terrorismusbekämpfer im Bundeskriminalamt, dass "nicht die braunen
Horden" Anlass zur Sorge wären. "Schwere Sorgen" mache sich Hohmann,
wegen einer "allgegenwärtigen Mutzerstörung im nationalen
Selbstbewußtsein". Sie resultiere aus "verhängnisvollen zwölf Jahren
NS-Diktatur". Könne nach Hohmanns Ansicht aber "entgegen der
volkspädagogischen Erwartung in einen innere Abwehrhaltung umschlagen".
Schon Ford habe Juden als "Weltbolschewisten" angeprangert
In diesem Zusammenhang stellte Hohmann in der Rede die Frage: "... waren
Juden ausschließlich die Opfer, die Leidtragenden?" Er zititierte zur
Beantwortung seiner rhetorischen Frage des amerikanischen Autohersteller
Henry Ford. Dieser habe bereits 1920 in einem seinm Buch "The
International Jew" die Juden als "Weltbolschewisten" angeprangert.
Hohmann führte weiter aus, dass "an der Wiege des Kommunismus jüdische
Denker standen". So stamme "Karl Marx über beide Eltern von Rabbinern
ab". Im siebenköpfigen Politbüro der Bolschewisten waren nach Hohmanns
Recherche 1917 gar vier Juden. Auch der russische Zar sei auf Anordnung
eines Juden ermordert worden. Danach ging Hohmann in seiner Rede auf
Verbrechen "kommunistischer jüdischer Revolutionäre" ein.
"Gottlose Verbrecher mit gottlosen Ideologien"
Zum Schluss seiner Rede erklärte Hohmann, die jüdisch-stämmigen
Bolschewisten hätten ihre "religiösen Bindungen" zuvor gekappt.
"Ähnliches galt für die Nationalsozialisten" behauptete Hohmann weiter.
Vom Elternhaus her christliche Nationalsozialisten und jüdisch-stämmige
Bolschewisten hätten "ihre Religion abgelegt". Daraus zog Hohmann den
Schluss, dass weder "die Deutschen, noch die Juden" ein Tätervolk seien.
Schuld an den Verbrechen seien "die Gottlosen mit ihren gottlosen
Ideologien".
Hohmann forderte: "Gerechtigkeit für Deutsche"
Hohmann kam deshalb zu dem Fazit, dass der Vorwurf an die Deutschen ein
"Tätervolk zu sein, an der Sache vorbeigehe". Daher rief er seine
Zuhöhrer auf, nach dem Motto zu leben: "Gerechtigkeit für Deutschland,
Gerechtigkeit für Deutsche".
Antisemitismus im Bundestag
In einer ersten Reaktion zeigte sich Dieter Graumann von der jüdischen
Gemeinde Frankfurt angewidert von Hohmanns Äußerungen. "Der
Antisemitismus in Deutschland ist über die Stammtische hinweggewandert
und im Deutschen Bundestags angekommen", sagte Graumann.
Ausschluss Hohmanns aus CDU-Fraktion gefordert
Für die hessische SPD forderte Generalsekretär Norbert Schmitt den
Ausschluss Hohmanns aus der CDU-Bundestagsfraktion. Mit dem Vorwurf des
Antisemitismus konfrontiert erklärte der CDU-Bundestagsabgeordnete es
sei ein schreckliches Jahrhundert mit Leid auf beiden Seiten gewesen.
"Dieses Leid sollten wir auf beiden Seiten gleichermaßem anerkennen",
rechtfertigte Hohmann seine Äußerungen.
Laurenz Meyer forderte Entschuldigung Hohmanns
CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer kündigte in der Sendung an, die Partei
werde mit Hohmann reden. Hohmanns Äußerungen bezeichnete Meyer als
"unerträglich" und forderte den CDU-Bundestagsabgeordneten auf, sich für
seine Äußerungen öffentlich zu entschuldigen.
Nicht die erste umstrittene Äußerung Hohmanns
Bereits in der Vergangenheit hatte Hohmann deutsch-nationale,
homosexuellenfeindliche und extreme christliche Positionen öffentlich
geäußert. Vor rund einem Jahr bezeichnete er ein Adoptionsrecht für
Homosexuelle als "Denaturierung des Leitbildes der Familie", dem man
"mit aktiver Zivilcourage" begegnen müsse. Im Bundestag äußerte Hohmann
im November 2000 während einer Zwischenfrage, dass "drei großen
monotheistischen Religionen ein klares Unwerturteil über Homosexualität"
fällen würden.
Fast drei Generationen Bußzeit sei genug
Bei der namentlichen Abstimmung im Bundestag stimmte Hohmann gegen das
Holocaust-Denkmal in Berlin. In seiner Rede kritisierte er, dass die
Bußzeit für zwölf Jahre Nationalsozialismus bereits "fast drei
Generationen" andauere. "Es sollten nicht sechs oder sieben werden",
forderte Hohmann. Folglich sei das Mahnmal nach seiner Auffassung ein
"monumentaler Ausdruck der Unfähigkeit, uns selbst zu verzeihen". |