In der Öffentlichkeit wurde der NS-Angriff auf die KZ-Gedenkstätte
Dachau kaum beachtet. In der Presse waren lediglich kurze und ungenaue
Meldungen zu lesen. Es gab keinen Aufschrei und kein Politiker kam nach
Dachau. Die Bedeutung dieses Anschlags wird massiv verharmlost. Die
Ermittlung der Täter scheint nur halbherzig betrieben zu werden.
Im Rahmen der Jahrestagung kamen im Oktober 2001 Mitglieder der
Lagergemeinschaft Ravensbrück in die KZ-Gedenkstätte Dachau. Wir
erhielten folgenden Bericht: "Mit Entsetzen haben wir das Ausmaß der
antisemitischen Schmierereien gesehen, die in der Nacht auf
den 16. September dort angebracht worden waren. Es handelt sich hierbei
um den schlimmsten Angriff auf eine KZ-Gedenkstätte seit dem
Brandanschlag auf die ehemaligen jüdischen Baracken in Sachsenhausen im
Jahre 1991.
Mit greller roter Farbe wurden antisemitische und antiamerikanische
Parolen auf die kompletten Rückseiten und Seitenwände der beiden
rekonstruierten Häftlingsbaracken des ehemaligen Konzentrationslagers
Dachau geschmiert. In diesen Parolen werden Repräsentanten des
Zentralrats der Juden in Deutschland beschimpft und gezielt bedroht.
Diese furchtbare Tat ist ein Angriff auf das Gedenken an die Opfer des
deutschen Faschismus. Aus diesem Angriff spricht ein fortwährender Hass
gegen die Verfolgten des Nationalsozialismus.
Die Täter demonstrierten mit der Schändung der KZ- Gedenkstätte ihre
offene Unterstützung für den Terroranschlag gegen das World Trade
Center. Diese Reaktion verdeutlicht vor allem die in der deutschen
Öffentlichkeit beschwiegene antisemitische Dimension dieses Attentats.
Die deutschen Neonazis wissen sich in ihrem antisemitischen und
antiamerikanischen Hass einig mit den Attentätern.
In den Schmierereien werden die USA hasserfüllt als ein von Juden
regierter Staat beschimpft. Solche Parolen auf dem Gelände des
ehemaligen Konzentrationslagers Dachau, das von US-Truppen befreit
wurde, sind nicht nur antisemitisch, sondern auch ein Versuch der
Diffamierung der damaligen Befreier und verdrehen somit die deutsche
Geschichte.
Die entsetzliche Aggressivität gegen die Opfer des Nationalsozialismus und
das Ausmaß des Antisemitismus, die sich in diesen Schmierereien zeigen,
ist beängstigend.
Wir verurteilen die Schändung der KZ-Gedenkstätte Dachau und fordern die
Ermittlung und Verurteilung der Täter.