| NACH EINER REDE VON RABBINER M. 
		MELCHIOR, STELLVERTRETENDER ISRAELISCHER AUSSENMINISTER, VOR DEM 
		DIPLOMATISCHEN KORPS. ANWESEND WAR AUCH DER DIREKTOR DER 
		ANTIDIFFAMIERUNGSLIGA (ADL) ABE FOXMAN. Jerusalem, 25. Juli 2001 - 
		Anlässlich der Vorbereitungen zur 
		UN-Konferenz gegen Rassismus. Der Staat Israel und der Antisemitismus
 Der Staat Israel hat als Staat des jüdischen Volkes eine 
		besondere Verpflichtung gegenüber dem Weltjudentum, der Geschichte des 
		jüdischen Volkes, seiner eigenen Zukunft und auch gegenüber der 
		Menschheit, über das älteste Vorurteil zu sprechen, das Vorurteil, das 
		von allen Vorurteilen das bösartigste ist – den Antisemitismus, den wir 
		während der letzten mindestens 2.500 Jahre schon in so vielen 
		Verkleidungen gesehen haben. Antisemitismus im Wandel der Zeit Wenn ich über die Verkleidungen spreche, ist es 
		interessant, die Entwicklung des Antisemitismus zu verfolgen und zu 
		sehen, dass in jedem Zeitalter, in jedem Zeitabschnitt der 
		Antisemitismus auf verschiedene Weise zum Ausdruck gekommen ist, aber 
		das zentrale Motiv – der Hass auf Juden – ist immer dasselbe gewesen. Es 
		wurde stets so dargestellt, dass der Identitätsmittelpunkt der Menschen 
		zur jeweiligen Zeit angesprochen wurde. In den Zeiten, in denen das Christentum die Quelle der 
		Legitimation war, gab es den christlichen Antisemitismus, der sich darin 
		widerspiegelte, den Juden als Antichristen zu betrachten oder als 
		denjenigen, der verantwortlich war für die Kreuzigung von Jesus, und das 
		war das zentrale Motiv des Antisemitismus jener Zeit. Es gab andere 
		Zeiten, zu denen die Menschen weniger an die Religion glaubten und das 
		zentrale Motiv der Jude als religiöse Person war, während die Welt um 
		ihn herum aus Agnostikern oder Atheisten bestand. Es gab Zeiten, zu 
		denen der Nationalismus das wesentliche Identitätsmotiv war und die 
		Juden diejenigen waren, die nicht nationalistisch waren, die 
		kosmopolitisch waren. Und auf der anderen Seite gab es Zeiten, als der 
		Internationalismus das Codewort der Identität war und die Juden die 
		Nationalisten waren und nicht diejenigen, die an den Internationalismus 
		glaubten. Auf diese Weise kann man von Gesellschaft zu 
		Gesellschaft gehen und sehen, wie die Identität dieser Gesellschaft 
		aussah und wie sie ihren Hass auf das jüdische Volk dargestellt hat. Es 
		gab Zeiten der rassistischen Diskriminierung, wie zum Beispiel die Zeit 
		der Nazis. Es gab Zeiten und Länder, in denen es überhaupt keine Juden 
		gab, aber in diesen Ländern war der Antisemitismus häufig anzutreffen. 
		Es gab Länder mit einem sehr hohen jüdischen Bevölkerungsanteil, in 
		denen der Antisemitismus stark vertreten war. Jean Paul Sartre, der 
		berühmte französische Philosoph, kam, nachdem er all die verschiedenen 
		Gründe für den Antisemitismus untersucht hat – die psychologischen, die 
		soziologischen Gründe usw., all das, was in sämtlichen Zeitaltern der 
		Fall war – am Ende zu dem Schluss, dass der Antisemitismus etwas 
		Erklärbares sei, und er erläuterte es einfach als ein metaphysisches 
		Phänomen der Menschheit. Leider ist das, was ich Ihnen heute erzählen will, eine 
		Situation, die heute offenkundig ist, in der wir den Antisemitismus in 
		allen verschiedenen Aspekten durch alle Zeiten der Geschichte hindurch 
		heute in einer neuen, bösartigen Form ausgedrückt sehen, die sich seit 
		Beginn der Intifada im letzten Jahr sehr verstärkt hat. Ich denke, wir 
		müssen dies auf normale Weise zur Kenntnis nehmen, aber auch 
		dementsprechend handeln. Ich will hier ein paar der ernstesten Erscheinungen 
		beschreiben, die ich in dieser Situation sehe, und wie diese mit der 
		anstehenden Konferenz gegen Rassismus und 
		Fremdenfeindlichkeit in Durban, Südafrika, zusammenhängen. Was mich am meisten nervös macht, ist das, was heute in 
		der arabischen Welt geschieht. Ich muss Ihnen sagen, dass der arabische 
		Antisemitismus, der moslemische Antisemitismus sich meines Erachtens 
		traditionell sehr stark vom europäischen Antisemitismus unterscheidet. 
		Juden waren in moslemischen Ländern wie Christen tolerierte Minderheiten 
		und wir haben beinahe durch die ganze Geschichte hindurch keinen 
		Antisemitismus der traditionellen Art erlebt, wie er in erster Linie in 
		Europa zu finden war. In den moslemischen und arabischen Ländern der 
		arabischen Welt gab es nicht viele Formen dieser Art des Antisemitismus. 
		Natürlich gibt es ganz bekannte Ausnahmen und Ausdrucksformen von 
		Antisemitismus und Massakern gegen Juden, aber das war nicht die 
		traditionelle Tagesordnung der moslemischen Welt. Das gilt auch für die 
		letzten 50 Jahre. Ich denke, wenn mich irgendjemand letztes Jahr gefragt 
		hätte, ob es der Antisemitismus in den arabischen Ländern weit 
		verbreitet sei, hätte ich geantwortet: „Nein, überhaupt nicht.“ Arabischer Antisemitismus Ich möchte eine Unterscheidung zwischen dem 
		Antisemitismus und dem Teil eines politischen Konflikts zwischen den 
		arabischen Ländern und dem Staat Israel treffen. Es handelt sich um 
		einen politischen Konflikt, wegen dem ich persönlich in die Politik 
		gegangen bin, um ihn - leider ohne großen Erfolg - zu beenden. Aber wir 
		werden nicht aufgeben, um diesem Konflikt ein Ende zu setzen. Aber 
		Israel zu kritisieren, die israelische Regierung zu kritisieren, wird 
		nicht, wurde nicht und darf niemals als Antisemitismus bezeichnet 
		werden.  Es ist absolut legitim, die israelische Regierung zu 
		kritisieren, genauso wie man die ägyptische Regierung, die amerikanische 
		Regierung oder sogar die norwegische Regierung kritisiert. Jede 
		Regierung kann kritisiert werden, und die Kritik an der israelische 
		Regierung ist eine Aufgabe, der ich persönlich seit vielen Jahre 
		nachgehe. Es ist in meiner derzeitigen Position etwas schwieriger, aber 
		es ist innerhalb eines demokratischen Rahmens absolut legitim, 
		Regierungen zu kritisieren. Selbst scharfe Kritik und harte Worte haben 
		nichts mit Antisemitismus zu tun. Wir müssen sehr vorsichtig sein, wenn 
		es darum geht, Personen, Dinge oder Erklärungen als antisemitisch 
		abzustempeln. Aber es gibt eine rote Linie und diese rote Linie wurde 
		in den letzten Jahren, insbesondere während des letzten Jahres, sehr 
		deutlich überschritten. Um es noch einmal zu sagen, hätten Sie mich vor 
		einem Jahr gefragt, ob es den Antisemitismus in den arabischen Ländern 
		als zentrale, vorherrschende Erscheinung gäbe, hätte ich dies verneint. 
		Aber wenn Sie mich heute fragen, weiß ich die Antwort wirklich nicht. 
		Ich kenne die Antwort nicht, weil ein Tornado des Hasses, der 
		Aufhetzung, der antisemitischen Propaganda gewütet hat, der alle 
		klassischen Phänomene des Antisemitismus benutzt hat, alle, die wir 
		kennen, einschließlich einiger neuer Phänomene in dieser Kampagne, die 
		durch die ganze arabische Welt gezogen ist und die von der modernen 
		Technologie noch verstärkt wurde – hauptsächlich vom kommerziellen 
		Fernsehen. Heute gibt es 30 arabische Fernsehsender – einige dieser 
		Sender machen ausgezeichnetes Fernsehen, anders als das 
		Propagandafernsehen der Vergangenheit, als jeder in der arabischen Welt 
		einfach irgendeinen Kanal eingeschaltet hat. Heutzutage haben wir es mit 
		Qualitätsfernsehen zu tun. Wir finden ihn auch in den Zeitungen, auf eine ganz 
		andere Art und Weise. Es gab früher auch die klassischen Ausdrucksformen 
		des Antisemitismus – vor dem Frieden mit Ägypten beispielsweise – sogar 
		unter führenden Journalisten, aber nicht in der Intensität, mit der wir 
		es heute zu tun haben. Es geht heute nicht darum, ein Beispiel zu 
		finden. Die Beispiele werden an jedem einzelnen Tag, zu jeder einzelnen 
		Stunde, in den meisten Zeitungen, in den Leitartikeln geliefert von den 
		Hauptautoren der Zeitungen und des Fernsehens. Man sieht darin wieder 
		eine klassische Form des Antisemitismus, die der arabischen Welt fremd 
		ist, die aber die arabische Welt heute von Europa und von anderen Orten 
		übernommen hat. „Die Juden sind an allem schuld“ Sie kennen den alten Vorwurf gegen die Juden, dass 
		die Juden zum Beispiel die Brunnen vergiften würden, ein Vorwurf aus dem 
		Mittelalter. Wollten die Anführer die Aufmerksamkeit von ihrem Versagen 
		ablenken, sagten sie: „Die Juden sind der Grund für all unsere 
		Schwierigkeiten, wisst ihr, sie vergiften die Brunnen,“ als der 
		Hygienestandard nicht so war wie er sein sollte. Dieses alte antisemitische Motiv kommt heute in der 
		arabischen Welt, in einem Artikel nach dem anderen, in 
		Fernsehprogrammen, auf viele verschiedene Arten wieder ins Spiel: die 
		Israelis bringen Drogen in Umlauf; die Israelis stellen einen besonderen 
		Kaugummi her, der die arabische Bevölkerung langsam schwächt; die 
		Israelis benutzen Giftgas; die Israelis ermutigen die arabischen 
		Nationen zum Glücksspiel; die Israelis vergiften die Nahrung und das 
		Wasser, um der palästinensischen Bevölkerung Krankheit und einen 
		langsamen Tod zu bringen. Sie werden Arafat nie darüber reden hören, dass die 
		Israelis die Palästinenser erschießen; er wird immer sagen, dass die 
		Israelis Uranmunition verschießen, um daraus nicht nur einen Kampf zu 
		machen, sondern ein Verbrechen gegen die Menschheit. Sie werden in der 
		palästinensischen Presse hören, dass die israelischen Hubschrauber 
		Schokolade für die jungen Palästinenser abwerfen, so dass sie von dieser 
		Schokolade vergiftet werden; dass die Israelis Gürtel sehr billig 
		verkaufen, für nur ein paar Schekel. Warum? Weil diese Gürtel 
		radioaktives Material enthalten, das die arabische Bevölkerung vom 
		Gürtel abwärts schwächt, so dass die nächste Generation, die in der 
		arabischen Welt geboren wird, eine schwache Generation sein wird, nicht 
		in der Lage, sich gegen die Juden aufzulehnen. Und wieder haben wir es 
		mit einem Vorwurf zu tun, einem klassischen antisemitischen Motiv, und 
		es wiederholt sich immer und immer wieder in allen Formen. Die Gier und die Weltverschwörung Religiöser Antisemitismus ist ein anderes Thema, das 
		in vielen Formen in der arabischen Presse auftaucht. Es gibt ein Motiv, 
		dass die Juden nicht an das Leben nach dem Tod glauben und daher so 
		gierig sind. Darum müssen sie die Welt kontrollieren, sie müssen die 
		Weltpresse kontrollieren, sie müssen die Regierungen der Welt 
		kontrollieren. Man hat das Motiv, wie das Protokoll der Ältesten von 
		Zion, das heutzutage in der arabischen Welt als gültiges Dokument 
		angesehen wird. Jeder, der es vom historischen Standpunkt aus untersucht 
		hat, weiß natürlich, dass dies eine diffamierende Fälschung ist, aber in 
		der arabischen Welt wird es heute leider als eine als authentische 
		Hauptquelle akzeptiert, und alle darin enthaltenen Beschuldigungen 
		werden verbreitet. Außerdem gibt es alle traditionellen Bilder der Juden, 
		des hässlichen Juden, des satanischen Juden, des Juden mit Hörnern, des 
		gerissenen Juden, des gierigen Juden – all diese Bilder sieht man wieder 
		und wieder, und heute gibt es keine Unterscheidung zwischen den 
		einzelnen Juden: manchmal ist es ein Jude ohne Gesicht, manchmal trägt 
		er das Gesicht von Sharon, manchmal das von Peres oder von Barak. In 
		diesem Zusammenhang gibt es keine Unterscheidung zwischen rechts und 
		links. Das Leugnen des Holocaust Noch gravierender ist der Einsatz des Holocaust. Das 
		ist sehr interessant. Das Leugnen des Holocaust existierte in der 
		arabischen Welt überhaupt nicht. Es ist ein Phänomen der westlichen Welt, das sich mit 
		vielen Hassgedanken der westlichen Welt ausbreitet, da man, vor dem 
		Hintergrund dessen, was während des Holocaust geschah, heute nicht neue 
		Verbrechen gegen die Menschheit vorbereiten oder Rassismus praktizieren 
		kann. Darum muss man zuallererst den Holocaust leugnen bzw. wenn man den 
		Holocaust nicht leugnet, ihn zumindest zu etwas Belanglosem machen, ihn 
		bagatellisieren, minimieren oder relativieren, ehe man die eigene 
		Bevölkerung auf neue Verbrechen gegen irgendjemanden vorbereiten kann, 
		gegen Juden, Schwarze oder Moslems oder gegen irgendjemanden sonst. Es 
		handelt sich dabei um ein Phänomen, das man an verschiedenen Orten in 
		der westlichen Welt finden kann, und ich weiß, dass dies eines der 
		Motive ist, die z.B. Abe Foxman (ADL) sehr genau untersucht hat. Heute wurde dies in der arabischen Welt übersetzt. Es 
		wurde in der arabischen Welt hauptsächlich übersetzt, so glaube ich, 
		weil die arabische Welt eine Interpretation der Gründung des Staates 
		Israel angenommen hat, von der ich glaube, dass sie absolut falsch ist, 
		aber diese Theorie besagt, dass die Gründung des Staates Israel aufgrund 
		des schlechten Gewissens der Europäer nach dem Holocaust erfolgte. Kann 
		man daher den Holocaust leugnen und sagen, dass er entweder nicht 
		stattfand oder dass er, falls er stattfand, eine von so vielen Episoden 
		der Geschichte ist, ein Detail in der Geschichte, und den Holocaust 
		bagatellisieren; wenn man das machen kann, nimmt man dem jüdischen Volk 
		und der Suche des jüdischen Volkes nach seiner Selbstbestimmung den 
		letzten Funken Legitimation. Leider sind diese Ausdrucksformen, die für viele viele 
		Jahre lang nur sporadisch auftraten, sehr viel konzentrierter geworden, 
		sogar in Ländern wie Jordanien, in dem es bisher keinen offiziellen 
		Antisemitismus gab. Heute kann man sie in der jordanischen Presse finden 
		und viele dieser Artikel erscheinen in Ländern wie Ägypten und Syrien. 
		In einigen dieser Länder wird man keine dieser Ausdrucksformen bei 
		Staatsoberhäuptern finden, in anderen Ländern, insbesondere Syrien und 
		in den verbrecherischen Ländern Irak, Iran, Libyen usw. hört man, wie 
		selbst die Staatsoberhäupter diese antisemitischen Äußerungen von sich 
		geben. Ich möchte Ihnen nur ein paar der berühmten Beispiele 
		aus Syrien geben. Als 
      Bashar Assad 
		vor kurzem den Papst empfing, am 5. Mai, sagte er, die Israelis würden 
		versuchen, alle Prinzipien der monotheistischen Religionen abzuschaffen. 
		Es sei die gleiche Art von Mentalität, die sie dazu brachte, Jesus zu 
		verraten und ihn zu foltern, und es sei die gleiche Mentalität, mit der 
		sie versuchten, den Propheten Mohammed zu töten. Es gibt viele solcher 
		Äußerungen. Ich gebe Ihnen nur sehr wenige Beispiele. Da gibt es den 
		Ausspruch des Verteidigungsministers, der ein notorischer Antisemit ist 
		und sogar Bücher darüber geschrieben hat. Er sagte zum Beispiel am 6. 
		Mai im syrischen Fernsehen: „Das israelische Problem hat wirklich keine 
		Priorität, wenn jeder Araber nur einen Juden tötet, wird es keine Juden 
		mehr geben. Also gibt es kein Problem.“ Das sagt der 
		Verteidigungsminister eines Landes, das Mitglied des Sicherheitsrates 
		der Vereinten Nationen sein will. Er sagte, dass er der erste sein 
		möchte. „Wenn mir ein Jude gegenübersteht, werde ich der erste sein, 
		diesen Schritt zu unternehmen und den Juden töten.“ Das sagt er 
		öffentlich im Fernsehen und niemand ficht das an. Meine Sorge ist, dass dieser Hass und diese Aufhetzung 
		etwas sind, das heute in der arabischen Welt eine neue Bewegung gründet, 
		an der viele der arabischen Führer selber kein Interesse haben. Ich bin 
		sicher, dass die Staatsoberhäupter solcher Länder wie Marokko oder 
		Ägypten, Jordanien und Saudi-Arabien an Stabilität interessiert sind, 
		und ich bin der Meinung, dass sie daran interessiert sind, Lösungen zu 
		finden, aber gleichzeitig lassen sie dies geschehen. Dadurch entsteht 
		eine neue Situation aufgrund der Tatsache, dass ein tiefer Hass unter 
		den Menschen, die dies tagtäglich sehen, gesät wird. Es sind nicht nur 
		Worte, es ist etwas, das Wirklichkeiten verändert. Auch Auschwitz begann mit Propaganda Sie müssen wissen, dass all der Hass mit Worten 
		begann, aber mit Handlungen fortgesetzt wurde. Auschwitz begann mit 
		Worten, aber fuhr fort mit Handlungen. Auschwitz begann nicht in 
		Auschwitz. Auschwitz hatte vor dem Hintergrund von so viel Hass und 
		Aufhetzung eine Legitimation. Wir wissen aus unserer Erfahrung, wie gefährlich das 
		ist, und um es noch einmal zu sagen, dies geschieht sehr oft in Ländern, 
		in denen man nie irgendeine andere Meinung darüber hören kann. Man kann natürlich auch Beispiele in der demokratischen 
		Welt finden, auch in Israel, schreckliche Beispiele und Ausdrucksformen 
		von Hass. Man wird sie auch hier bei uns finden. Sogar einige unserer 
		führenden Politiker und einige unserer Verantwortlichen, bei denen man 
		davon ausgeht, dass sie verantwortungsbewusste Menschen sind – religiöse 
		Führer, führende Politiker, können mit denselben Äußerungen des Hasses 
		aufwarten.  Der Unterschied besteht darin, dass man, wenn dies in 
		einem demokratischen Land geschieht, wenn es in einem Land wie Israel 
		geschieht, eine Bevölkerung hat, Meinungsmacher hat, andere führende 
		Politiker hat, die an die Öffentlichkeit treten und dies mit der ganzen 
		Kraft dessen, was richtig und vernünftig ist, verurteilen. Ich befürchte, dass dies so weitergehen wird, es wird 
		sich entwickeln und es wird einen völlig veränderten Mittleren Osten 
		schaffen. Ich befürchte, dass dies, auch wenn wir praktische Lösungen 
		für unseren Konflikt mit den Palästinensern finden können, den Konflikt 
		von einem territorialen Konflikt zwischen zwei Völkern, die dasselbe 
		Gebiet als das ihrige beanspruchen, was wir mit territorialen Mitteln 
		lösen können – ich hoffe, ich gehe davon aus, dass wir ihn lösen können, 
		in dem wir uns an den Verhandlungstisch setzen, so wie es anfing mit dem 
		Besuch des Präsidenten Sadat hier und mit dem Frieden mit Jordanien und 
		mit dem Osloer Abkommen und mit den Vorschlägen von Camp David – auf 
		einen religiösen Konflikt ausweiten wird.  Man kann an einem Tisch sitzen und man kann den Konflikt 
		lösen, indem man teilt oder aufteilt. Man kann politische Lösungen für 
		politische, für territoriale Fragen finden. Aber wenn man den Konflikt 
		zu einem religiösen Konflikt macht, in dem es um meinen Gott gegen 
		deinen Gott geht - in dem es nur so sein kann, wie es der Mufti von 
		Jerusalem kurz nach dem Beginn der Intifada ausdrückte: „Dies ist ein 
		existentieller Kampf zwischen dem Judentum und dem Islam,“ wenn man es 
		zu dem macht und man weiterhin sagt, dass es nur einen Überlebenden in 
		diesem Kampf geben kann, dann macht man ihn zu einem existentiellen 
		Kampf, in dem wir nicht gemeinsam existieren können. Es kann keinen 
		Friedensprozess geben, wenn es sich hier um einen existentiellen Kampf 
		gegen ein absolutes Böses in der Welt handelt. Der Weg nach Durban Genau dies geschieht auch bei den Vorbereitungen für 
		Durban. Unter Initiative der regionalen Konferenz, abgehalten in 
		Teheran, wurden Vorschläge zurück nach Genf gebracht, die den Konflikt 
		hier als einen Konflikt gegen das jüdische Volk definierten. Nach diesen Vorschlägen, die jetzt in Genf zur Debatte 
		stehen, und die unter Umständen in Durban akzeptiert werden, wird Israel 
		das einzige Land der Welt sein, das gegen die Prinzipien des Weltrechts 
		verstößt und den Rassismus praktiziert, das den Völkermord praktiziert, 
		das ethnische Säuberung praktiziert, das eine neue Apartheid 
		praktiziert, wenn wir es nicht schaffen, diesbezüglich etwas zu 
		unternehmen. Es wäre das einzige Land der Welt. Sicherlich haben wir in Israel einige Probleme und wir 
		gehen sie an, aber man kann auch zur Debatte stellen, was in allen 
		anderen Ländern passiert. Ich denke, es gibt einige andere Länder, die 
		auch einige Probleme haben. Aber nicht nur das, diese Probleme werden 
		aus dem Zusammenhang gerissen. Man nehme ein Thema wie die Siedlungen. 
		Ich spreche absichtlich das umstrittenste Thema an. Man kann gut und 
		gerne behaupten, die Siedlungen seien ein Hindernis für den Frieden. Man 
		kann gut und gerne sagen, die Siedlungen seien ein Verstoß gegen die 
		vierte Genfer Konvention. Darüber lässt sich streiten. Aber es ist 
		rechtmäßig als Teil einer politischen Debatte.   Dies entspricht aber nicht dem, was in Durban gesagt 
		wird. Was in der Vorbereitung für Durban gesagt wird, ist, dass die 
		Siedelungen ethnischen Säuberungen gleichkommen, Völkermord sind und 
		absolut teuflisch für die Menschheit. Eine Wohnung in Gilo zu haben, 
		heißt Völkermord zu betreiben. Zionismus – die Gründung des Staates 
		Israel, ist auf Sünde gebaut. Die ethnische Säuberung des 
		palästinensischen Volkes. Und wieder wird alles zu einer absolut 
		existentiellen Bedrohung der Menschheit gemacht, zu einer absoluten 
		Dämonisierung Israels und des israelischen Volkes. Um das Bild zu vervollständigen: Dasselbe wird auch mit 
		der jüdischen Vergangenheit gemacht. Man nehme ein Thema wie den 
		Holocaust und sage: „Es ist nicht DER Holocaust, es gibt viele 
		Holocausts“ – nicht der EINE, sondern einer von vielen. Man 
		bagatellisiert DEN Holocaust, und dann fährt man fort, indem man sagt, 
		dass der wirkliche Holocaust nicht der Holocaust gegen das jüdische Volk 
		war, es ist der Holocaust, der gegen das palästinensische Volk geht. 
		Wenn die Juden so sind, dass sie den Holocaust gegen das 
		palästinensische Volk verüben können, dann bringt das zum Ausdruck, dass 
		sie auch den gegen sie gerichteten Holocaust verdient haben, weil sie 
		das absolut Böse der Menschheit praktizieren. Wortspielerei und absurdes Theater Der Antisemitismus, das älteste, hartnäckigste und 
		gefährlichste Vorurteil, das die Menschheit kennt, wird zu einer Farce. 
		In den Genfer Vorschlägen ist Antisemitismus das Phänomen, dessen 
		Hauptausdruck der Antisemitismus der Zionisten gegen die 
		palästinensischen Semiten ist. Das ist natürlich eine absolute 
		Verzerrung der Wahrheit und nimmt dem Wort Antisemitismus – ein Wort, 
		das vor ca. 130 Jahren in Mitteleuropa aufkam, als es nicht angebracht 
		war anti-jüdisch zu sein, aber man es anständig machen wollte. Man erfand damals ein neues Wort für anti-jüdisch, indem 
		man es anti-semitisch nannte, und das war schon damals eine sehr 
		schickliche Einstellung, die man in den größten und schönsten 
		Versammlungen Mitteleuropas haben konnte. Daher kommt die ursprüngliche 
		Bedeutung, das ist der Hintergrund des Wortes Antisemitismus. Jeder 
		weiß, dass dies das historische Phänomen des Judenhasses ist. 
		Diejenigen, die mit Wörtern spielen wollen, können natürlich sagen, dass 
		die Semiten nicht nur Juden sind, sondern Völker, die zu allen 
		semitischen Sprachgruppen gehören, einschließlich natürlich den 
		Palästinensern. Hier ist die Absurdität in eine neue Wahrheit verwandelt 
		worden. Der wirkliche Antisemitismus ist das, was die Juden gegen die 
		palästinensischen Semiten machen. Sie verspotten die jüdische 
		Vergangenheit, verspotten das jüdische Leiden und verspotten auch jede 
		moralische Lektion, die aus diesen Vorurteilen gelernt werden kann, die 
		aus dem Holocaust gelernt werden kann. Dies zielt nicht nur gegen das 
		jüdische Volk, sondern nutzt jedem, der solch ein Verbrechen gegen die 
		Menschheit vorbereitet. Das Verbrechen beginnt mit Spott. Wenn man 
		verspottet, bereitet man den Boden für die Möglichkeit, die Menschheit 
		in unserer Zeit wieder anzugreifen. Wenn das, was nun für Durban vorbereitet wurde, Erfolg 
		hat, wird es meiner Meinung nach vier Hauptopfer geben. Ein Opfer wird 
		das jüdische Volk sein. Das jüdische Volk wird auch das noch irgendwie 
		überleben. Wir kennen das seit ewigen Zeiten und wir greifen auf 
		Traditionen zurück, wie wir diese Art von Phänomen überleben. Ich möchte 
		Sie nur daran erinnern, was Präsident Sadat sagte, als er im November 
		1977 nach Israel kam und von Abba Eban gefragt wurde, warum er jetzt 
		nach Israel käme. Abba Eban war etwas verärgert, dass er kam, als der 
		Likud an der Macht war, und nicht kam, als Abba Eban Außenminister des 
		Staates Israel war. Sadat gab folgende Antwort: „Nun, ich versuchte 
		während des Krieges, das zurückzubekommen, was mein war. Ich habe es 
		nicht geschafft. Ich versuchte, es durch internationale Abkommen 
		zurückzubekommen.“ Wie Sie sich erinnern werden, fanden damals die 
		Konferenzen in Genf zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion 
		statt, um den Versuch zu unternehmen, ein internationales 
		Friedensabkommen anzuordnen – ohne Erfolg. „Ich versuchte, es 
		zurückzubekommen, indem ich die automatische Mehrheit in der UN und 
		anderen internationalen Versammlungen zur Verurteilung Israels nutzte. 
		Es funktionierte nicht. Nun, als ich kam und mich direkt von Angesicht 
		zu Angesicht mit den Israelis traf, bekam ich alles, was ich wollte.“ Das sage ich auch als Empfehlung für arabische Staaten, 
		die mit uns Frieden schließen wollen. Sie werden mit diesen 
		Verurteilungen keinen Erfolg haben. Das jüdische Volk ist an diese 
		Verurteilungen und an diese Art der internationalen Heuchelei gewöhnt. 
		Wir werden es also überleben. Aber es gibt stattdessen andere Opfer. Opfer ist der Kampf gegen den Rassismus Ein weiteres Opfer ist der Kampf gegen den Rassismus. 
		Wieder verdreht man das, was ein wichtiger Kampf gegen den Rassismus 
		sein soll, indem man den Sieg über die Apartheid in Südafrika feiert und 
		zum ersten Mal innerhalb von 18 Jahren die Konferenz gegen Rassismus 
		abhält, um die ganze Welt gegen dieses wirklich absolute Übel zu 
		mobilisieren. Für jedes vernünftige menschliche Wesen, für jedes 
		gläubige menschliche Wesen, jedes humanistische menschliche Wesen, für 
		jeden, der auch nur ein Funke von Gottes Abbild ist und der weiß, dass 
		über „niedere“ und „höhere Rassen“ und Rechte für bestimmte, aber nicht 
		für andere Rassen, zu sprechen widerlich ist, ist der Rassismus das 
		widerlichste aller Phänomene. Die geplanten Verdrehung machen aus dieser 
		Erkenntnis ein Israel-Bashing, einen Schlag gegen Israel, einen Schlag 
		gegen die Juden, wobei jeder den wahren Grund der Handlungen vergessen 
		wird – den Kampf gegen den Rassismus.  Nicht nur das, sondern im wesentlichen, indem man sagt, 
		dass alles Rassismus ist und alles Apartheid ist und alles ethnische 
		Säuberung ist, gibt es keine moralischen Werte im Kampf gegen den 
		Rassismus und der ethnischen Säuberung. Die absoluten Gräueltaten werden 
		relativiert und darum verlieren sie jede Art von moralischem Wert. Die Arbeit der UN wird zur Farce Das dritte Opfer davon wären die Vereinten Nationen. 
		Die Arbeit der Vereinten Nationen wird zu einer absoluten Farce. Was 
		während der letzten zwei Jahre auch mehr und mehr geschehen ist – wir 
		kennen es aus den siebziger und den achtziger Jahren – und alles zu 
		einer absoluten Farce machte. Man kann keine UN-Konferenz über irgendein Thema 
		abhalten, in der das zentrale Motiv nicht der Schlag gegen Israel ist. 
		Wir reden davon, eine Konferenz über Kinder abzuhalten, also wird nicht 
		über die Problematik der Kinder geredet, die durch AIDS zu Waisen 
		wurden, es wird nicht über die Kinder geredet, die Teil der 
		Sklavenindustrie der Welt oder der Sexindustrie der Welt sind. Es wird 
		nur von den palästinensischen Kindern gesprochen. Auf diese Weise kämpft 
		die UN als Organisation tatsächlich nicht für die, wie ich glaube, 
		wesentlichen Werte der Menschheit, die Arbeit wird neutralisiert, wird 
		zerstört, indem man wieder alles zu einer Anti-Israeli-Feier macht. Ein Schlag gegen den Friedensprozess Schließlich wird der letzte Schlag, wenn er 
		eintrifft, ein Schlag gegen die Möglichkeit eines Friedensprozesses 
		sein. Denn um es noch einmal zu sagen: Es geht beim Friedensprozess um 
		einen Kampf, einen Streit zwischen Nationen über territoriale Fragen, es 
		ist dies also ein Friedensprozess, der weitergeführt werden kann. Wenn 
		jedoch dieser Friedensprozess, wie dort vorgestellt, ein Kampf gegen das 
		absolute Böse ist, gegen das große Übel dieser Welt, wie schließt man 
		dann Frieden mit dem großen Teufel dieser Welt, der in Sünde geboren ist 
		und alle Verbrechen gegen die Menschheit verübt? Wie schließt man Frieden mit so einer Nation? Wie 
		schließt man Frieden mit so einem Land? Das kann man nicht machen. Dann 
		ist es eine Frage des Überlebens. Und dann legitimiert man die Gewalt 
		gegen das jüdische Volk, den Terror gegen das jüdische Volk, weil man 
		über das absolute Böse spricht. Ich sage dies mit großem Schmerz, weil ich glaube, dass 
		wir auf dieser Region keine andere Möglichkeit haben, als zum 
		Friedensprozess zurückzufinden. Wir haben keine anderen Möglichkeiten, 
		weil wir 5,9 Millionen Menschen sind, die zwischen dem Mittelmeer und 
		dem Jordan leben, in einem sehr kleinen Gebiet. Ich glaube, wenn sie, 
		die Palästinenser, in Zukunft keinen Frieden und keine Würde und keine 
		Selbstbestimmung haben werden, dann werden auch wir als jüdisches Volk 
		des Staates Israel das nicht haben. Alle Bemühungen sollten in diese 
		Richtung gelenkt werden. Aber wenn man dämonisiert, wenn man die 
		existentiellen Begriffe allen Übels benutzt, und Israel und das 
		israelische Volk mit in diese Schublade steckt, dann wird das nicht 
		möglich sein. Ich denke, das ist der Punkt, an dem die Weltethik 
		einsetzen sollte. Ich hoffe, wir werden Erfolg haben. Ich hoffe, dass 
		alle Länder dieser Erde, in denen eine Form der Demokratie, des 
		Anstands, der Gerechtigkeit oder der Bereitschaft zur Suche nach Frieden 
		herrscht, dass sich alle Länder der Welt um andere Resolutionen bemühen 
		werden, damit die Konferenz von Durban auf das zurückgeführt werden 
		kann, was sie sein soll: die Konferenz gegen den Rassismus und 
		Fremdenfeindlichkeit, und damit die Konferenz nicht zu einem neuen 
		Codewort für die Rassistenkonferenz gegen das jüdische Volk wird. Vielen 
      Dank.
 
        
          
            |  | 
			Rabbi Michael Melchior was born in 1954 in Denmark. He received 
			his rabbinical ordination from Yeshivat Hakotel in Jerusalem. 
			From a long line of Scandanavian rabbis, he has served as rabbi of a 
			Jerusalem congregation since 1986, and also holds the title of Chief 
			Rabbi of Norway (since 1980). Melchior is International Director of 
			the Elie Wiesel Foundation as well as an administrator of varous 
			human rights, immigration and educational organizations. Among his many awards are the 
			Norwegian Nobel Institute's Prize for Tolerance and Bridge-Building, 
			and Yeshivat Hakotel's Award for Work in the Diaspora 
			Rabbinate. Melchior has written numerous articles published in the 
			Israeli and foreign press. Since 1996, Rabbi Melchior has been 
			the chairman of Meimad, a modern-Orthodox party, which in 1999 
			became a faction of One Israel. He was elected to the Knesset in May 
			1999. From August 1999 until March 2001, Melchior served as Minister 
			in the Office of the Prime Minister, responsible for Diaspora and 
			social affairs. In March 2001 Michael Melchior was 
			appointed Deputy Minister of Foreign Affairs. Meimad:Das Licht 
			Israels - Ein Kraft mit der zu rechnen ist
 Aussenministerium, Jerusalem:  |  haGalil onLine 10-08-2001 |