Die beste Show in der Stadt?
Den Bogen überspannt
- von Wagner bis Mitchell
In Jerusalem wurde das 40.
Israelfestival eröffnet, in dessen Rahmen fast 60 Aufführungen
stattfinden werden. Trotz der Sicherheitslage und des öffentlichen
Sturms um das Wagner-Konzert, ist die Hälfte der Karten bereits
verkauft.
Bei einer Pressekonferenz
teilte die Festivalleitung gestern mit, dass bisher von den 80.000
Karten, die zum Verkauf angeboten wurden, 40.000 verkauft wurden.
Für das Konzert mit einem
Werk des antisemitischen Komponisten Richard Wagner, unter Leitung
von Daniel Barenboim, wurden bisher 1000 von den 2700 angebotenen
Karten verkauft. Es steht jedoch noch nicht fest, ob das umstrittene
Konzert letzten Endes stattfinden wird.
Kultusminister Matan Wilna’i
sagte gestern: "Ich hoffe, dass Wagner nicht in Jerusalem gespielt
werden wird".
haZofeh, das rechtsgerichtete
Blatt der national-religiösen Bewegung schlägt einen Bogen von
Wagner zu Mitchell und bringt Barenboim, den Dirigenten, gegen
Beilin und Sarid in Stellung:
"Zwei ernste Fragen bleiben
derzeit hartnäckig an der öffentlichen Tagesordnung: Der
Mitchell-Report und seine Konsequenzen, und die Frage, ob Wagner in
Israel gespielt werden sollte.
Die Diskussion um eine
Aufführung Wagners ist die Spitze (und eigentlich das Ende) des
historischen, gesellschaftlichen und nationalen Eisbergs. Vor 50
Jahren fanden hier noch Diskussionen darüber statt, ob überhaupt
Verhandlungen mit dem „neuen Deutschland“ geführt werden sollen, und
viele, vielleicht sogar die Mehrheit, lehnten dies mit Nachdruck ab
und wollten es verhindern. Die politischen Manipulationen behielten
die Oberhand, und der Rest ist bekannt. Das Land wurde von „Käfern“
überflutet, jeder hat deutsche Elektrogeräte zu Hause, und Berlin
und München fehlen auf kaum einer Reiseroute.
Nur Wagner blieb übrig. Der letzte Mohikaner. Das fast exklusive
Symbol für die israelische Abscheu vor dem Nazismus und dem, was er
repräsentiert.
Man muss zugeben, dass es
etwas Unlogisches an sich hat, sich an diesem letzten Symbol
festzuklammern. Wodurch unterscheidet sich Wagner zum Beispiel von
Nietzsche, dessen Ideen die Ideologie der Nazis ebenfalls in großem
Maße beeinflusst haben. Wenn man boykottiert, verabscheut und dies
auch zum Ausdruck bringt, dann sollte man nicht diskriminieren.
Wodurch unterscheidet sich Wagner von anderen antisemitischen
Künstlern und Schriftstellern?
Wagner ist ein Mythos, und
Mythen müssen nicht rational erklärt werden. Das ist allem Anschein
nach die Scheinheiligkeit, die sich die Israelis, bewusst oder
unbewusst, selbst liefern.
Der Mitchell-Report hat die Einstellung der palästinensischen Gewalt
von der Einstellung des israelischen Siedlungsbaus abhängig gemacht.
Jedes Kind im Nahen Osten
weiß heute bereits, dass das eine nichts mit dem anderen zu tun hat.
Die Palästinenser schießen doch auf alles Israelische, das sich
bewegt. Aber Beilin und Sarid und andere Überreste des
Friedenslagers (Frieden mit wem?) lassen es nicht zu, dass man ihnen
Fakten vorlegt, und aus ihrer Sicht befinden wir uns noch immer im
heißen Sommer (heiß von dem unablässigen Flirten Baraks, Ben Amis
und Beilins mit dem Friedensnobelpreisträger Arafat) des Jahres
2000.
Der Frieden ist ein Mythos,
und wie gesagt müssen Mythen nicht rational erklärt werden. Und wem
das nicht passt, der kann, wie es der große Barenboim gesagt hat, zu
Hause bleiben und sich "die beste Show in der Stadt" nicht
angucken".
haGalil onLine
25-05-2001
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