Der Nahost-Konflikt diktiert die Politik für Israel und die palästinensische
Autonomiebehörde. Andere Themen finden fast keinen Raum mehr. Erst wenn der Müll
die Straßen verstopft, werden die Politiker auf die Forderung der streikenden
Gewerkschaft aufmerksam. Innenpolitische Entscheidungen werden auf die lange
Bank geschoben. Und nicht anders ergeht es der Umweltproblematik.
Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) hat nun unlängst die
Untersuchung möglicher Gefährdungen der Umwelt in den palästinensischen
Autonomiegebieten und den israelisch besetzten Territorien durch eine
Untersuchungskommission beschlossen. Die US-Delegation, die als einzigste
dagegen stimmte, nannte die Entscheidung „hoch politisch“ und warnte die UNEP
vor einer Überziehung ihres Mandats.
In Israel fehlt es an vielem, vor allem aber an einem Verständnis für
Umweltprobleme. Seit Jahren benutzt man dieselbe Mülldeponie vor den Toren Tel
Avivs, die solche Dimensionen angenommen hat, dass sie den Anflug auf den
Ben-Gurion-Flughafen ernsthaft gefährdet. Aber niemand macht sich darüber
Gedanken, wie man Müll vermeiden könnte, stattdessen plant man eine neue Deponie
im Negev.
Nur in 13 Städten, die an einem Pilotprojekt teilnehmen, gibt es
Recyclingbehälter. Ansonsten wandern die Unmengen an Plastikflaschen einfach in
den Müll. Fast alle Getränke werden in Plastikflaschen verkauft. Jerusalem geht
dabei mit schlechtem Beispiel voran. Die wenigen Recyclingtonnen, die man finden
kann, sind auf private Initiative hin aufgestellt worden. Das Recyclingprogramm
von Jerusalem hätte schon 1999 starten sollen, bis heute ist nichts passiert.
Nicht, daß es in Israel keine Möglichkeiten des Recyclings gäbe. Die einzige
Firma des Landes, Aviv Plastics, stellt aus altem Plastik Gartenmöbel her.
Allerdings muß sie derzeit Plastikmüll aus Europa importieren, weil in Israel
noch nicht genug recycelt wird. Und das obwohl 25 % des Mülls Plastik ist.
Probleme, mit denen sich kein Politiker beschäftigt und beschäftigen kann. Der
Nahostkonflikt steht im Vordergrund. Es wird wohl Generationen dauern bis sich
ein grundständiges Umweltverständnis bilden kann. Organisationen, die dafür
arbeiten, werden durch die neue Intifada empfindlich eingeschränkt.
So beispielsweise auch das Avara Institut für Umwelterziehung. Das Institut
unterrichtet Juden und Araber aus Israel, Ägypten, Jordanien und den besetzten
Gebieten, aber auch Europäer und Nordamerikaner. Durch enge regionale
Zusammenarbeit soll eine Kooperation im Umweltbereich entstehen.
Seit letzten Oktober hat das Institut, das sich in der Nähe von Eilat befindet,
aber deutlich weniger arabische Studenten. Kurse mussten gestrichen werden,
andere konnten nicht stattfinden, weil die arabischen Studenten, die nicht aus
Israel kommen, die Grenze nicht überqueren konnten. Die Direktorin überlegt
jetzt, das ganze Institut zu schließen, denn man will keine exklusiven
Veranstaltungen für Amerikaner und Israelis abhalten.
haGalil onLine 12-02-2001
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