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Belastungszeuge: G'tt
Horst Mahler und die neuesten Mutationen 
des Rechtsextremismus

Von Richard Herzinger

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Der Anschlag auf die Düsseldorfer Synagoge, der Gerhard Schröder zu der Parole vom "Aufstand der Anständigen" inspirierte, scheint nicht auf das Konto neonazistischer Gewalttäter zu gehen. Er wurde offenbar von arabischen Unterstützern der palästinensischen Mobilmachung gegen Israel verübt. Wurde die Gefahr des Rechtsextremismus am Ende doch überschätzt?

Weit gefehlt. Die antijüdischen Ausschreitungen in deutschen Städten im Zusammenhang mit den pro-palästinensischen Solidaritätsdemonstrationen vom Herbst des vergangenen Jahres werfen ein Schlaglicht auf eine brisante, bisher viel zu wenig wahrgenommene Liaison. Verfassungsschützer warnen vor dem immer engeren Zusammenwirken von deutschen Rechtsradikalen und islamistischen Extremisten.

Die liberale Weltverschwörung

Die Basis für diese unheimliche Koalition bildet ein verschwörungstheoretischer Antisemitismus, der in den Juden die Drahtzieher einer völkermörderischen Weltherrschaft und in Amerika deren willigen Vollstrecker sieht. Der Universalismus des Judentums ist dabei das Synonym für alle vermeintlichen Zersetzungskräfte der liberalen Moderne. Für diese Thesen haben die deutschen Neonazis inzwischen einen eloquenten Propagandisten gefunden - einen alten Bekannten auf dem Gebiet entfesselter politischer Paranoia: Horst Mahler, einst Apo -Anwalt und später Mitbegründer der so genannten Roten Armee Fraktion, der sich jetzt als Chefideologe des radikalsten Flügels der NPD zu profilieren versucht.

In einer Fernsehdokumentation erklärte Mahler kürzlich seelenruhig, die "jüdische" amerikanische Ostküste und Israel bildeten heute die Herrschaftszentren der Welt. Das deutsche und das palästinensische Volk seien die bevorzugten Opfer der völkervernichtenden Machenschaften dieser geheimen Weltregierung. Daraus ergebe sich der notwendige Schulterschluss zwischen deutschem und palästinensischem nationalen Widerstand ganz von selbst. Auf NPD-Versammlungen putscht Mahler sein vor Begeisterung johlendes Publikum mit Zitaten aus dem Alten Testament auf, aus denen hervorgehen soll, G'tt selbst habe seinem auserwählten Volk befohlen, zur Durchsetzung seiner Weltherrschaft fremde Völker auszurotten.

Dieses giftige Gebräu aus religiösem und politischem Antisemitismus ist im Kern nichts Neues. Es handelt sich um einen Neuaufguss judenfeindlicher Propaganda, deren Grundzüge schon in den notorischen, an der Wende zum vergangenen Jahrhundert entstandenen, "Protokollen der Weisen von Zion" niedergelegt wurden - einer perfiden Hetzschrift, die heute sowohl in rechtsradikalen als auch in islamistisch-fundamentalistischen Kreisen wieder hoch gehandelt wird. Auch die Verbindung zwischen deutschen und palästinensischen Judenfeinden kann eine lange Tradition vorweisen: So war der Großmufti von Palästina einst mit Adolf Hitler verbündet. Nicht einmal der Judenhass Horst Mahlers ist im Grunde neu. Als linksradikaler Terrorist wurde er einst in Ausbildungslagern der palästinensischen Befreiungsfront für den weltrevolutionären Einsatz im "antiimperialistischen Kampf" ausgebildet. Damals firmierte sein Feldzug gegen Israel freilich noch unter dem Label des revolutionären "Antizionismus", den deutsche Linke feinsinnig vom ordinären rechten Antisemitismus zu unterscheiden wussten.

Mag man Mahler auch schlicht für einen pathologischen Fall halten: Sein Übertritt in die rechtsextremistische Szene markiert eine Art Intellektualisierung des deutschen Neonazismus. Mahler brüllt und plärrt nicht, er gibt im Unterschied zu seiner neuen Klientel keine bloßen rassistischen Affektlaute von sich. Ins rechte Lager bringt er jenen hybriden, objektivistischen Tonfall pseudoanalytischer Überlegenheit ein, der für die ideologischen Wortführer der Achtundsechziger-Bewegung charakteristisch war. Die wähnten die Gesetzmäßigkeit der historischen Dialektik auf ihrer Seite. Mahler, der ihren selbstgewissen Sound noch drauf hat, gießt jetzt die dumpfen Hassreflexe der äußersten Rechten in die geschliffene Form geschichts- und religionsphilosophischer Theoriesprache. Damit steht er nicht ganz allein. Zusammen mit zwei ehemaligen Funktionären des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes verfasste er vor Jahresfrist eine "Kanonische Erklärung" über die wahre Bedeutung der Revolte von 1968. Der SDS erscheint hier als Avantgarde einer "nationalen Erhebung" gegen die Überfremdung der deutschen Nation durch die westlichen Siegermächte des Zweiten Weltkriegs. Die Erben dieses "nationalen Befreiungskampfes" der linken Studenten seien heute die rechten Nationalrevolutionäre.

Rechts, wo der Anwalt steht

Die gewalttätige Energie, die in diesem ressentimentgeladenen Links-Rechts-Mutantentum steckt, darf nicht unterschätzt werden. Was das Phänomen Mahler besonders unheimlich macht, ist der biografische Wiederholungszwang, der sich in seinen jüngsten Umtrieben offenbart. Mahler macht alles nochmal wie damals: Der anfänglichen passive Sympathie mit der Apo als einer angeblich ausgegrenzten und diffamierten politischen Minderheit, der er seinen rechtsanwaltlichen Beistand zur Verfügung stellte, folgte die Identifikation mit den ideologischen Zielen des Linksradikalismus. Die Überzeugung, den Fürsprechern der Ausgebeuteten und Unterdrückten könne auf rechtsstaatlichem Wege keine Gerechtigkeit zu Teil werden, führte dann zu seinem Abgleiten in den Terrorismus. Heute befindet sich Mahler, der nach überstandener Haft seinen alten Beruf als Rechtsanwalt wieder aufgenommen hat und die NPD im bevorstehenden Verbotsverfahren verteidigen will, erneut auf Stufe zwei dieser Eskalationslogik - nunmehr rechtsherum gedreht. Bliebe er weiterhin konsequent, müsste er nach erfolgtem NPD-Verbot zum Gründer einer "Braunen Armee Fraktion" avancieren.

SZ vom 03.01.2001 Feuilleton

haGalil onLine 04-02-2001

 

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