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Im Jahre 2000
gaben die Palästinenser neue Lehrbücher heraus, die die alten
Lehrbücher ersetzten, die von den jordanischen Behörden in der West
Bank und den ägyptischen Behörden in Gaza vor dem Beginn der
Friedensverhandlungen herausgegeben worden waren. Diese alten Bücher
wurden auch während der israelischen Verwaltung in den Gebieten
benutzt, nachdem die Anstoß erregenden anti-jüdischen und
anti-israelischen Textstellen entfernt worden waren.
Die
palästinensische Autonomiebehörde (PA) zog jedoch diese geänderten
Lehrbücher zurück und setzte die alten Lehrbücher mit ihren Anstoß
erregenden Textstellen wieder ein. Nach Beschwerden seitens Israels,
den Vereinigten Staaten und europäischer Länder (einschließlich der
Parteien, die die PR-Aktivitäten im Erziehungsbereich finanzierten),
behaupteten die Palästinenser, dass die Lehrbücher nicht von der PA,
sondern von den ägyptischen und jordanischen Behörden herausgegeben
wurden. Die Palästinenser erklärten, dass sie ihre eigenen
Lehrbücher herausgeben und dann auch bereit wären, sich mit
Beschwerden zu befassen, falls Textmaterial vorhanden wäre, das mit
dem Friedensprozess unvereinbar wäre.
Die erste Reihe dieser Lehrbücher wird tatsächlich schon verwendet,
einschließlich 14 Büchern für die Klassen 1 und 6. Im Vergleich zu den früheren
Büchern, die noch für alle anderen Klassen im Einsatz sind, werden zwei Dinge
klar:
i. Die stark anti-jüdischen Ausdrücke und der offene Aufruf für die Vernichtung
Israels wurden entfernt.
ii. Das Daseinsrecht von Israel wird immer noch nicht erwähnt und es gibt keine
Anerkennung Israels. Die Ungerechtigkeit gegenüber den Palästinensern infolge
der Gründung Israels wird hervorgehoben. Auf den Frieden mit Israel wird nicht
verwiesen.
Welche Schlussfolgerungen können wir daraus ziehen? Es gibt Personen, die sagen
werden, dass es noch zu früh ist, um zu urteilen. Wir haben hier eine begrenzte
Anzahl von Büchern aus einer neuen Reihe, die noch nicht vollständig ist. Man
kann davon ausgehen, dass sich der Inhalt dieser Bücher ändern wird,
insbesondere, wenn es politische Entwicklungen in der Region gibt, die zu einer
Einigung zwischen Israel und den Palästinensern führen.
Auf der anderen Seite kann man argumentieren, dass, wenn die neuen Bücher die
wichtigen Entwicklungen in den israelisch-palästinensischen Beziehungen der
letzten sieben Jahre nicht widerspiegeln, wir keine wesentlichen Veränderungen
erwarten können, auch wenn eine Einigung erreicht wird.
Ich möchte jedoch diese Frage getrennt von den laufenden politischen Änderungen
betrachten, so wichtig diese auch sein mögen. Ich möchte die Logik untersuchen
und analysieren, auf der diese palästinensischen Lehrbücher beruhen, mich dabei
auf die neuen Bücher konzentrieren, unter Berücksichtigung der besonderen Rolle
der Lehrbücher in der palästinensischen Gesellschaft.
In der Gesellschaft kommt Lehrbücher im Allgemeinen eine Sozialisierungsaufgabe
zu – dies insbesondere in Grundschulen, im Geiste der in der entsprechenden
Gesellschaft vorherrschenden Werte. Lehrbücher dienen auch anderen Zwecken. In
nicht demokratischen Gesellschaften werden sie z.B. von den führenden Personen
dazu verwendet, um von ihnen als wichtig eingestufte Werte zu vermitteln, und
auch dazu, um die Verbindungen zwischen den regierenden Autoritäten und den
Bürgern zu stärken. In unserem besonderen Fall spielen die Lehrbücher infolge
der historischen Situation der Palästinenser jedoch eine viel wichtigere Rolle.
Die Palästinenser sind ein relativ junges Volk, das seine nationale Identität
bewusst zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts erworben hat. Tatsächlich bildet
sich seine nationale Identität immer noch aus. In dieser historischen Phase des
Lebens des palästinensischen Volkes spielen die Lehrbücher ein besonders
wichtige Rolle bei der Bildung und Einimpfung eines nationalen Ethos. Was ist
dieser Ethos?
Die Erfahrung des palästinensischen Volkes dreht sich hauptsächlich um den Kampf
vor 1948 gegen den Zionismus, den gescheiterten Krieg, den die Palästinenser und
die arabischen Staaten 1947-1948 gegen Israel führten, die Kontrolle der Juden
über den Großteil des Landes in diesem Krieg, den Flüchtlingsstatus vieler
Palästinenser infolge des Krieges und die Einnahme des restlichen Gebiets durch
Israel in 1967, und den palästinensischen Kampf gegen diese Besetzung.
Wenn die Lehrbücher der palästinensischen Behörden dazu ausgelegt sind den
Nationalethos der Palästinenser einzuimpfen und wenn wir die Bezugnahmen auf den
Kampf gegen Zionismus, Juden und Israel entfernen, was wird dann bleiben? Was
wird dann den Kindern vermittelt werden? Wird ihnen gesagt werden, dass ihre
Vorfahren Fehler gemacht haben, als sie sich weigerten, die Juden als ihre
Brüder zu akzeptieren und das Land mit ihnen zu teilen? Ein nationaler Ethos
baut vor allem nicht auf Fehler auf, sonder eher auf „Rechten“, „Gerechtigkeit“,
„Kampf“ und eine „Mission“.
Des weiteren kann ein bestehender Ethos nicht so schnell geändert werden und
hängt nicht von aktuellen politischen Entwicklungen ab. In der Politik kann ein
Kompromiss erzielt werden, dies ist bei einem nationalen Ethos aber nicht der
Fall. Es gibt einen enormen Unterschied zwischen der Akzeptanz einer politischen
Kompromisslösung wie der Oslo-Vereinbarung und der Zerstörung eines
jahrzehntealten Mythos, auf dem der palästinensische Nationalismus heute beruht.
Dies ist sicherlich nicht so einfach. Der palästinensische Nationalismus müsste
von Grund auf geändert werden und müsste auf einer gänzlich anderen Grundlage
beruhen, wie z.B. auf einer historischen Partnerschaft mit dem jüdischen Volk.
Es scheint, dass die Palästinenser für eine solche Veränderung noch nicht ganz
bereit sind und es ist nicht klar, ob sie sich jemals einer solchen Veränderung
stellen werden können.
Daher werden palästinensische Kinder, auch noch heute nach Oslo, mit der
Botschaft indoktriniert, dass Palästina ihren Vorfahren von Besatzern von außen
gestohlen wurde, die kein Recht auf das Land hatten, und dass viele
Palästinenser somit als Flüchtlinge leben. Im Gegensatz zu den früheren Büchern
gibt es keinen expliziten Aufruf zur Vernichtung von Israel. Gleichzeitig wird
jedoch die Erfordernis eines Friedens mit Israel nicht erwähnt. Im Gegenteil, es
gibt Lob für die Verteidigung „jedes gestohlenen Teils des Heimatlandes“. Da
sich „Heimatland“ eindeutig auf ganz Palästina bezieht und nicht nur auf Gaza
und die West Bank, wird dem Schüler deutlich vermittelt, dass der Krieg der
totalen Befreiung noch nicht vorbei ist.
Die Nichtanerkennung Israels und seiner Grenzen, wie deutlich aus jeder
Landkarte in den Lehrbüchern hervorgeht, und die Bezeichnung des gesamten Landes
als Palästina, passt in diese Logik. Man könnte argumentieren, dass sie die
Geographie von „Palästina“ in seinen natürlichen Grenzen lehren würden, so wie
wir in unserem Geographieunterricht Informationen über Judäa, Samaria, den
Gaza-Streifen und sogar das östliche Transjordanien gelernt haben. Im Gegensatz
zu den Palästinensern haben wir jedoch „realistische Geographie“ gelernt – wir
erfuhren etwas über die arabische Bevölkerung in diesen Gebieten. Die
Palästinenser lernen „illusorische Geographie“ – sie erfahren nur etwas über die
Palästinenser. So wird zum Beispiel in einer Übersicht über die Einwohner des
heutigen Palästina im Lehrbuch für die sechste Klasse „Unsere Schöne Sprache“
(Seite 11) auf die Anzahl der arabischen Bewohner der West Bank, von Gaza und
„interne“ Bewohner Bezug genommen (mit anderen Worten Israel vor 1967), und
sogar die Palästinenser der Diaspora werden gezählt. Angaben zu Juden, die an
denselben Orten leben, erfolgen jedoch nicht.
Mit anderen Worten ignorieren sie nicht nur Israel als Land, sondern sie
ignorieren auch die fünf Millionen jüdischer Bewohner, deren Zahl größer ist als
die der Palästinenser im ganzen Land. Da die Juden als Bewohner dieses Landes
ignoriert werden, werden sie auch im Toleranzunterricht in der Schule nicht
genannt. Dieser Unterricht bezieht sich nur auf die Beziehungen zwischen Moslems
und Christen (da die christliche Minorität, die Bestandteil der
palästinensischen Gesellschaft ist, berücksichtigt werden muss). Dies ist ein
wichtiger Punkt bei jedem Versuch, die Wahrnehmung des Konflikts durch die
Palästinenser zu verstehen, mit all ihren Implikationen für die Zukunft der
Beziehungen zwischen den beiden Völkern in diesem Land.
Als wäre dies nicht genug sind die wenigen verbleibenden Bezugnahmen auf Juden
und Israel in den Lehrbüchern (nach der Entfernung der stark anti-jüdischen
Bezugnahmen) nicht ermutigend. Mit Ausnahme einer positiven und zwei neutralen
Bezugnahmen auf Juden des Mittelalters enthalten die neuen Lehrbücher eher
ungünstige Portraits dar, ob nun direkt als Juden oder Israelis dargestellt. Des
weiteren wird kein Versuch unternommen, die heutigen Juden als menschliche Wesen
darzustellen. Offensichtlich würden positive Bilder von Juden und Israelis das
Selbstbild der Palästinenser im Rahmen des Gesamtethos, das alle Aspekte als
„gut-schlecht“ und schwarz und weiß behandelt, untergraben. Die Juden spielen
eine eindimensionale und klar definierte historische Rolle in den neuen
palästinensischen Lehrbüchern: Sie dienen als Antithese zum aufkommenden
palästinensischen Nationalismus.
Angesichts dessen scheint es unwahrscheinlich, dass sich die Darstellung von
Juden und Israelis in den palästinensischen Lehrbüchern in naher Zukunft
wesentlich über die schon ergriffenen Maßnahmen hinaus ändern wird. Es werden
vielleicht auf Druck internationaler Institutionen kosmetische Änderungen
vorgenommen. So ist es z.B. möglich, dass vielleicht negative Bezugnahmen auf
Juden aus früheren Zeiten der Geschichte entfernt werden und der Fokus wird
vielleicht statt dessen nur auf ihrer Verdammung während der „zionistischen Ära“
liegen. Die Palästinenser werden vielleicht positive Portraits von einzelnen
Juden aufnehmen, die sich mit dem palästinensischen Kampf identifizieren. Es
können positive Bezugnahmen auf zu erreichende Vereinbarungen aufgenommen
werden, mit Unterstreichung ihrer Vorteile für die nationalen Ziele der
Palästinenser. Wie werden aber vielleicht lange warten müssen, bis ihre
Lehrbücher bezüglich der Darstellung der anderen Seite mit den israelischen
Lehrbüchern übereinstimmen. Der
Vortrag wurde als Pressemitteilung der
Presse- und Informationsabteilung der Botschaft des Staates Israel
in der Bundesrepublik Deutschland veröffentlicht.
haGalil onLine 01-02-2001
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