|
|
|
|
|
|
Die Monster verfallen regelmäßig am Schabbat in einen Tiefschlaf, 25 Stunden und
eine Minute lang. Zurzeit beginnt der heilige Ruhetag freitags um 16. 31 Uhr und
endet samstags um 17. 32 Uhr. Gott sei dank also sieht und hört und riecht man
in diesen Stunden die Monster nicht. Mit dem Untergang der Sonne kehrt Frieden
ein am Mittelmeer, wobei das natürlich maßlos übertrieben ist.
Aber außer, dass es diesen nicht gibt, sind in Jerusalem, Tel Aviv, Haifa und in
Eilat die Omnibusse das wahre Grauen im Nahen Osten. Sie stammen aus den
siebziger Jahren, aus einer Zeit also, in der TÜV-Normen noch gar nicht
existierten und man in Israel schon froh war, dass überhaupt Busse fuhren und
keine Panzer. Bis heute hat man in Israel vor lauter Suche nach Frieden keine
Zeit für Umweltfragen: Für jede Briefmarke bekommt man eine Plastiktüte, und
irgendwie haben sich auch die Monster-Busse in die heutige Zeit hinübergerettet.
Wer auf einer Vespa hinter einem Auspuff jener Busse sitzt, muss mit der
nächsten Ambulanz in eine Notaufnahme gefahren werden: Aus den Auspuffen werden
schwarze Wolken verbrannten Diesels gepustet. Wer neben einem Bus wartet, der
gerade anfährt, dem platzt das Trommelfell. Auf jeden Fall fragen einen die
Leute, mit denen man gerade auf dem Handy spricht, ob man neben einem startenden
Jumbo Jet steht. Die Busse sind überhaupt der wahre Grund, weshalb Israelis
selbst bedeutungslose Sätze brüllen, als verkündeten sie den Landeanflug des
Messias. In Israel sind alle taub, und die Busmotoren sind daran schuld.
Manchmal auch die Palästinenser der Hamas. Denn manchmal platzieren sie Bomben
in die hinteren Sitzreihen und zünden diese fern. Erst vor einer Woche ist ein
Bus 500 Meter von meinem Schreibtisch in die Luft geflogen – getötet wurde dabei
diesmal niemand, verletzt 14 Menschen. Kurz darauf brechen alle drei
Mobilfunknetze zusammen, weil jeder wissen will, ob Bekannte in dem Bus saßen.
Manche rufen aus Pragmatismus an, Alon etwa, der sich sonst für nichts Irdisches
interessiert, außer für Goa. Er will wissen, welcher Bus gerade in die Luft
flog, weil er weiß, dass ich immer alles wissen muss. "Der 51er", sage ich und
Alon sagt: "Auf der 51 liegt jetzt ein schlechtes Karma."
Die Busse verpesten Jerusalem und Tel Aviv, machen schwerhörig und explodieren
mitunter, sie gehören verbannt. Die Stadtverwaltungen aber laborieren seit 20
Jahren an Plänen, U-Bahnen zu bauen. Mal ist Jerusalem zu hügelig oder der
Küstenboden unter Tel Aviv zu weich, dann fehlen Geld oder Sicherheit: Wie
leicht könnte man eine Bombe im Untergrund detonieren lassen und so Hunderte von
Menschen einer Falle aussetzen. Derweil ersticken die Bürgermeister von
Jerusalem (Ehud Olmert) und Tel Aviv (Ron Huldai) ihre Klientel und üben sich in
Placebo-Handlungen: Huldai unterschrieb letzte Woche eine "Absichtserklärung"
für eine U-Bahn. Ob das die Monster ausrottet, ist fraglich: Erst vor einem Jahr
wurde die Bahnstrecke Jerusalem-Tel Aviv stillgelegt.
haGalil onLine
15-01-2001
|