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Freitag, 5. Januar 2001

'Arafat spricht mit gespaltener Zunge'

Efraim Sneh: Der Palästinenserpräsident hätte den Flüchtlingen 
längst sagen müssen, dass sie niemals zurückkehren werden

Nach Meinung von Israels stellvertretendem Verteidigungsminister
Efraim Sneh sind Clintons Friedensvorschläge eine einmalige historische
Gelegenheit. 'Es sieht so aus, als verstünde Arafat nicht, was auf dem
Spiel steht'.

 

 

 

Manarah

 

Der 56 Jahre alte Efraim Sneh ist seit August 1999 stellvertretender Verteidigungsminister und einer der wenigen Minister im Kabinett Ehud Baraks, die geblieben sind. Sneh blickt wie viele israelische Politiker auf eine jahrzehntelange militärische Laufbahn zurück. Zwar gilt er als mild im Auftreten, sein Amt aber versieht er in militärischer Strenge. Ganz wie sein Vorgesetzter Verteidigungsminister Barak, mit dem ihn eine enge Freundschaft verbindet. Thorsten Schmitz sprach mit Sneh im Verteidigungsministerium in Tel Aviv.

SZ: Angeblich akzeptiert Palästinenserpräsident Jassir Arafat unter Vorbehalten den US-Friedensplan von Bill Clinton. Soll man das glauben?

Efraim Sneh: Vorsicht! Wenn Arafat zu irgendetwas Ja sagt, ist das stets an ein 'aber' gekoppelt. Das habe ich aus seinem oft undurchschaubaren Verhalten gelernt: Jedes Ja ist in Wahrheit ein Nein, das Arafat in Bedingungen tütet, die Israel nicht akzeptieren kann. Wir müssen also sicherstellen, dass alles, wofür Arafat sich nach dem arabischen Gipfel ausspricht, nicht wieder ein als Ja getarntes Nein ist. Unabhängig davon: Wenn Clinton sagt, dass Arafats Antwort positiv ausfällt, muss Barak die Verhandlungen wieder aufnehmen. 

SZ: Welches Spiel spielt Arafat? 

Sneh: Wir verstehen ihn selbst nicht mehr. Es sieht so aus, als verstünde er nicht, was auf dem Spiel steht. Es geht hier nicht um den günstigen Kauf eines Gebrauchtwagens und darum, ob der Wagen für 20 000 Dollar verkauft werden soll oder für 19 000. Wir verhandeln hier über das Schicksal zweier Nationen . . . 

SZ: . . . zum letzten Mal? 

Sneh: Ja, der Clinton-Plan ist die letzte Chance. Arafat kann nicht mehr spielen. Wenn er sein Ja an Bedingungen knüpft, von denen er weiß, dass Israel sie nicht erfüllen kann, zeigt das, dass ihm nicht ernsthaft an Frieden gelegen ist. Dies ist eine einmalige historische Gelegenheit. Arafat wird nie wieder eine bessere Chance angeboten bekommen als die, die jetzt auf dem Tisch liegt. 

SZ: Und wenn er sie nicht erkennt? 

Sneh: Dann sind die Verhandlungen gescheitert und als Folge setzt sich die Spirale der Gewalt fort. Das wird verheerende Folgen haben. 

SZ: Barak spricht von Krieg. 

Sneh: Er wird wissen, wovon er spricht. 

SZ: Wenn selbst Barak an Arafat scheitern sollte - wer kann es dann? 

Sneh: Wenn wir scheitern, wird es vielleicht niemand mehr versuchen. 

SZ: Eine von Arafats wichtigsten Bedingungen ist das Recht der Rückkehr palästinensischer Flüchtlinge in das Gebiet, das seit 52 Jahren Israel ist. 

Sneh: Wir können diesem Recht nicht zustimmen, weil dies das Ende des jüdischen Staates bedeuten würde. Arafat weiß das, und fordert es trotzdem. 

SZ: Weil er sich in eine Sackgasse manövriert hat: Verzichtet er auf das Rückkehrrecht, wird ihm das eigene Volk die Hölle heiß machen. Besteht er darauf, werden die USA und die EU die Geduld verlieren und die Palästinenser als uneinsichtig betrachten. Wie soll Arafat aus dieser Situation herauskommen? 

Sneh: Arafat spricht mit gespaltener Zunge. In Washington redet er über Kompromisse, doch wenn er nach Gaza zurückkehrt, bestärkt er seine Landsleute, sie würden bald die Flagge hissen über dem Tempelberg und nach Israel zurückkehren. Statt zu lügen, hätte Arafat seinem Volk die Wahrheit beibringen müssen: Dass die Palästinenser nie zurückkehren werden nach Haifa, Ramla, Jaffa und Akko, dafür aber einen Staat haben werden, der ihr eigener wäre, zum ersten Mal in der Geschichte des palästinensischen Volkes. Dazu hatte Arafat nie den Mut, denn in Wahrheit fürchtet er einen modernen Staat - ihn könnte er als ungelernter Demokrat nie regieren. Ein Führer muss seinem Volk die Wahrheit sagen. Arafat führt ein Doppelleben. 

SZ: Die Palästinenser waren bislang regiert von Türken, Briten, Ägypten, Jordanien und Israel. Sie stehen kurz vor einem unabhängigen eigenen Staat - warum ergreift Arafat nicht die Gelegenheit und sucht in Verhandlungen, Palästinas Dasein zu verbessern, anstatt auf die Erfüllung aller Forderungen zu pochen? 

Sneh: Aus westlicher pragmatischer Sicht ist das Verhalten der Palästinenser unverständlich. Wir müssen uns womöglich eingestehen, dass wir einer Illusion erlegen sind: Arafat verhält sich eben nicht nach vernünftigen Maßstäben. Bei ihm ist es immer alles oder nichts, und wenn er nicht weiter weiß, greift er zum Mittel der Gewalt. 

SZ: Ist ihm die Kontrolle entglitten? 

Sneh: Wir beobachten, dass die Kämpfe gegen Israel auch die Autorität von Arafats Regierung unterhöhlen. Die Befehlsgewalt ist regionalen Kriegsherren wie Fatah-Führer Marwan Barguti übertragen worden, was wiederum Arafat in Gaza schwächt. Wir haben es mit einem Zusammenschluss von Banden zu tun, die Arafat nicht kontrolliert. 

SZ: Was macht Clinton und Barak so sicher, sie könnten mit Arafat eine Übereinkunft in existenziellen Fragen wie Jerusalem und Flüchtlingen binnen zwei Wochen erzielen - wenn dasselbe in den letzten sieben Jahren nicht geglückt ist? 

Sneh: Wir werden in zwei Wochen nicht einen umfassenden Friedensplan erstellen. Wir könnten uns allerdings auf Rahmenbedingungen einigen. 

SZ: Worauf beruht Baraks Annahme, er werde von der Mehrheit der Israelis bei einem Friedensschluss unterstützt. Hört nicht spätestens bei der Kontrolle über den Tempelberg selbst beim linkesten Israeli die Friedensliebe auf? 

Sneh: Alle Umfragen zeigen, dass mehr als 60 Prozent der Israelis für ein Friedensabkommen sind. Wir müssen nur garantieren, dass die Sicherheit Israels gewährleistet bleibt und dass wir keine Kompromisse in vitalen Interessen eingehen. Die Esplanade des Tempelbergs zählt nicht zu den existenziellen Orten Israels. Ich bin auch nicht sicher, dass ich einem Friedensschluss unter allen Umständen zustimmen würde. Aber ich weiß, was ich aufzugeben bereit bin und was nicht. 

SZ: Israel setzt nach Beobachtungen von Menschenrechtsgruppen 'exzessive Gewalt' bei der Bekämpfung der Unruhen ein. Anstatt Demonstranten mit nicht-tödlichen Mitteln wie Wasserwerfern und Tränengas auseinander zu treiben, lautet der Vorwurf, schieße die israelische Armee scharf und gezielt und exekutiere Fatah-Führer. 

Sneh: Was Sie nicht-tödlich nennen, ist nicht effektiv im Kampf gegen diese Intifada. Die Art der Angriffe und Ausschreitungen, mit der unsere Soldaten konfrontiert sind, verbietet es, nur mit nicht-tödlichen Waffen zu reagieren. Und die Fatah-Aktivisten haben Anschläge organisiert, bei denen bislang mehr als 40 Israelis getötet wurden. 

SZ: Die meisten der etwa 300 palästinensischen Opfer starben durch Schusswunden im oberen Körperbereich. Warum zielen die israelischen Soldaten nicht auf die Beine? 

Sneh: Das tun sie in den meisten Fällen auch. Unsere Soldaten dürfen nur dann tödliche Schüsse abfeuern, wenn ihr Leben in Gefahr ist. Es ist einfach, durch Fernsehbilder ein Bild von den Kämpfen zu suggerieren, in dem zwei palästinensische Jugendliche Steine auf zehn Soldaten werfen. Was die Kamera nicht zeigt, sind die palästinensischen Scharfschützen auf Hausdächern und Toreinfahrten, die nicht im Bild sind. 

SZ: Wird es Frieden geben? 

Sneh: Ich glaube an dessen Notwendigkeit. Es gibt keine Alternative dazu, selbst wenn wir uns bekämpfen: Am Ende wird doch wieder verhandelt werden. Ich glaube an das Potenzial israelisch-palästinensischer Synergien. Heute habe ich israelische Unternehmer getroffen, die einen Plan für ein gemeinsames israelisch-palästinensisches Projekt aus Industrieparks und Erholungszonen in Israel und im Westjordanland entwickeln. Deutsche Firmen und die Bundesregierung sponsern das Projekt. Jeder Israeli würde mich für verrückt halten, aber ich glaube, Frieden und wirtschaftliche Zusammenarbeit sind die Zukunft. 

SZ: Gleichzeitig entwickeln Sie Pläne, wie Israel die Abtrennung von den Palästinensergebieten vollziehen kann. 

Sneh: Israel muss auf den schlimmsten Fall vorbereitet sein. Arafat weiß sehr wohl, dass wir 100 000 Palästinensern verbieten können, in Israel zu arbeiten. Das bedeutete einen Einkommensverlust von 35 Prozent und eine Zunahme an Armut in den Palästinensergebieten. Das würde letztlich auf Arafat zurückfallen. Die Zukunft heißt Koexistenz. 

SZ: Und wie sähe die Zukunft aus mit Ariel Scharon als Premierminister? 

Sneh: Düster und voller Gräber. Blicken Sie doch zurück ins Jahr 1982: Wer hat damals den katastrophalen Libanon-Einmarsch initiiert? Scharon.

haGalil onLine 05-01-2001

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