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Eine neue Form des Judentums:
Jüdische Kultur in der Weimarer Republik

Von Andrea Übelhack


Michael Brenner
Jüdische Kultur in der Weimarer Republik
C.H. Beck, München 2000
ISBN 3-406-46121-2
Euro 34,90

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"Bis zu diesem bemerkenswerten Buch hatten wir nur eine vage Vorstellung von der vibrierenden und vielschichtigen, spezifisch jüdischen Kultur, die die Juden der Weimarer Zeit hervorgebracht haben. Michael Brenner zeigt uns, daß das Weimarer Judentum sich weit stärker mit seinem jüdischen Erbe auseinander setzte, als wir bislang gewußt haben. Sein gründlich recherchiertes, überzeugend argumentierendes und angenehm lesbar geschriebenes Buch wird Historiker wie interessierte Leser gleichermaßen beeindrucken." Michael M. Meyer

Endlich ist dieses Buch in deutscher Übersetzung erschienen, nachdem es bereits 1996 unter dem englischen Orginaltitel "The Renaissance of Jewish Culture in Weimar Germany" publiziert wurde. Bis dahin gab es noch keine entsprechende Überblicksdarstellung zur jüdischen Kultur in der Weimarer Republik, lediglich Untersuchungen zu einzelnen Juden und ihrem kulturellem Beitrag.

Michael Brenner, Professor für jüdische Geschichte und Kultur an der Universität München, räumt darin mit dem herkömmliche Bild der Juden in der Weimarer Zeit gründlich auf. Das Bild vom "Judentum ohne Juden", also Juden, die komplett assimiliert sind, keine eigenständige Kultur schaffen, sondern ihren Beitrag zur deutschen Kultur leisten, hat sich auch hartnäckig in der Historiographie gehalten, wie bereits Fritz Stern kritisierte.

Tatsächlich gab es sehr wohl eine eigenständige jüdische Kultur in der Weimarer Republik, was Michael Brenner eindrucksvoll darlegt. Es bildete sich das, was Franz Rosenzweig als "selbständige jüdische Sphäre" bezeichnete, also ein kultureller Bereich, der den Fortbestand der eigenen jüdischen Identität in einer nicht-jüdischen Umwelt erlaubte.

Die Folge war, dass Juden oft mit mehreren Identitäten lebten, "ein und derselbe Schriftsteller bezog seine Inspiration aus deutschen Heldensagen und aus chassidischen Geschichten, ein und derselbe Pädagoge war in der Erwachsenenbildung der deutschen Volkshochschule und in der des jüdischen Lehrhauses tätig, ein und derselbe Maler bildete deutsche Soldaten und Ostjuden ab, ein und derselbe Architekt baute Warenhäuser und Synagogen." (S. 12)

An dieser speziellen Kultursphäre beteiligte sich allerdings nicht der überwiegende Teil der deutschen Juden, vielmehr handelte es sich um eine singuläre Leistung, die beeinflußt waren von den unterschiedlichen kulturellen und politischen Identifikationen in der Weimarer Zeit, wie zum Beispiel dem Centralverein oder dem Zionismus.

Mit der rechtlichen Gleichstellung von 1871 hatte die große Mehrheit der deutschen Juden bereits die deutsche Kultur übernommen, nur noch eine immer kleiner werdende orthodoxe Minderheit beschäftigte sich mit dem Studium der hebräischen Quellen. Um die Jahrhundertwende kam es dann aber zu einer "Jüdischen Renaissance" - den Begriff prägte Martin Buber.

Die Frage nach dem Wesen des eigenen Jüdischseins stellte in der modernen Welt große Probleme, denn die Religion allein ist eine schwierige Definition für eine stark säkularisierte jüdische Gesellschaft: "Jene Juden, die sowohl die Ansicht verwarfen, das Judentum könne rein religiös definiert werden, als auch der Auffassung widersprachen, die Juden sollten sich vollständig an die deutsche Gesellschaft assimilieren, sahen sich also mit dem zentralen Problem jüdischer Existenz in der modernen säkularen Gesellschaft konfrontiert: Wie war eine neue Form des Judentums zu schaffen, und mit welchem Inhalt sollte diese gefüllt werden?" (S. 14)

Eine Form der Lösung findet man in der Weimarer Zeit. Denn jüdische Kultur war weder ein radikaler Bruch mit der eigenen Vergangenheit noch die Rückkehr dazu. Vielmehr bildet sie eine Mischform, die bestimmte Teile der jüdischen Kultur in modernem zeitgenössischem Geschmack präsentierte: "Was den Anschein des Authentischen erwecken mochte, war in Wirklichkeit moderne Innovation." (S. 15)

Michael Brenner untersucht alle literarischen, künstlerischen und wissenschaftlichen "Orte", die kollektive Identität stiften wollten, also Theater, Clubs, Vereine, Verlage und Schulen. Dabei entschied er sich dafür, die Vielfältigkeit der jüdischen Kultur in der Weimarer Republik zu zeigen, nicht einzelne Institutionen oder Personen, sondern das gesamtes Spektrum der jüdischen Kultursphäre. Wenn auf diese Weise auch sicherlich nicht alle Aspekte behandelt werden können, ist doch das Wichtigste enthalten.

haGalil onLine 28-12-2000

 

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