Der
aufsehenerregende Erfolg des Führers der neofaschistischen Partei
Groß-Rumänien, Corneliu Vadim Tudor bei den Präsidentschafts- und
Parlamentswahlen ist das Ergebnis des Versagens der politischen
Elite, der zivilen Gesellschaft und der Intellektuellen Rumäniens.
Die Symptome
eines voraussehbaren Rechtstrucks wurden totgeschwiegen, der Flirt
mit rechtsradikalem Gedankengut ging weiter, so dass sich im letzten
Jahrzehnt so etwas wie ein parteiübergreifender Nationalismus
entwickeln konnte. Sowohl Intellektuelle als auch Politiker
unterstützten die politische Rehabilitierung antidemokratischer
historischer Persönlichkeiten, förderten den Kult des früheren
militärfaschistischen Diktators Ion Antonescu und verbreiteten die
kompromittierten faschistischen Schriften von Autoren wie Mircea
Eliade, Emil Cioran oder Constantin Noica.
Rechtsextremistische Gruppierungen - wie beispielsweise die
groß-rumänische Partei - wurden einfach zu Linksextremisten
umgedeutet. Antisemitische, rassistische und minderheitenfeindliche
Äußerungen wurden nicht nur von den groß-rumänischen Zeitungen
verbreitet, sondern auch von "demokratischen" Publikationen.
Das Schweigen
der Intellektuellen machte den rechtsextremen Nationalismus,
Rassismus und Antisemitismus wieder salonfähig in Rumänien. Von
dieser zweifelhaften Haltung profitierte Corneliu Vadim Tudor. Im
Unterschied zu den anderen in Rumänien existierenden, zerstrittenen
Rechtsparteien, gelang es der Partei Tudors die latenten
rechtsextremen Vorstellungen zu bündeln und politisch
auszuschlachten.
Die
großrumänische Partei ist nach den gestrigen Wahlen zur stärksten
rechtsextremen Partei in Europa geworden. Den Rechtsruck bewirkten
junge Wähler, die für die großrumänische Partei stimmten.
Vorläufige
Ergebnisse der Präsidentschafswahlen:
Gyorgy Frunda (UDMR)5,8%
Ion Iliescu (PDSR)36,6%
Mugur Isarescu (Unabhängiger Kandidat)10,5%
Teodor Melescanu (ApR)1,9%
Petre Roman (PD)2,7%
Theodor Stolojan (PNL)12,9%
Corneliu Vadim Tudor (PRM) 27,5%
haGalil onLine
27-11-2000
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