Deutsche und polnische Juden:
Am Vorabend des Holocaust
Das Leben der West- und
der Ostjuden hätte kaum unterschiedlicher sein können. Als Archetypen der beiden
Richtungen des europäischen Judentums zeichnet die israelische Historikerin
Yfaat Weiss die Unterschiede der deutschen und der polnischen Juden vor dem
Holocaust nach.
Auf der einen Seite die assimilierten
Westjuden, die den Status des gleichberechtigten Staatsbürgers als zentralen
Punkt ihres Selbstverständnisses sahen. Und auf der anderen Seite die Ostjuden,
die sich als ethnische Minderheit sahen und ein stark von der übrigen
Gesellschaft getrenntes Leben führten.
Weiss trägt mit ihrer Studie zum
Verständnis der Facetten des europäischen Judentums bei und wirkt damit der nach
dem Holocaust stark verbreiteten Wahrnehmung der Juden als grauer,
undifferenzierter Masse von Opfern entgegen. Sie untersucht nicht nur die
religiöse und soziale Ebene, sondern auch die Politik internationaler jüdischer
Organisationen und zionistische Bestrebungen. Zugleich erschließt sie den Wandel
spezifischer jüdischer Identitäten in den Jahren unmittelbar vor dem Holocaust.
Das Werk ist jetzt als Band 81 der
Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte im Oldenbourg
Wissenschaftsverlag erschienen. Zeitgleich erscheint es in Israel auf Hebräisch.
Es ist damit eines der wenigen Bücher zum Thema, die auch der deutschen
Forschung zugänglich sind. Damit leistet die Autorin einen wichtigen Beitrag zum
isrealisch-deutschen Dialog dar.
Yfaat
Weiss, Deutsche und polnische Juden vor dem Holocaust
Jüdische Identität zwischen
Staatsbürgerschaft und Ethnizität 1933–1940
2000. 252 S., DM 40,– ISBN 3-486-64581-1
Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Band 81.
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haGalil onLine
16-10-2000 |