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Angriffe auf Aus- und
Inländer gibt es nicht erst seit den Sommerferien, bisher hüllte
sich die Politik dieses Landes jedoch in Schweigen.
Inzwischen versuchen sich auch die Parteien im Bundestag zu
profilieren und so jagt ein effekthascherisches Konzept das nächste.
Wie ehrlich dies alles gemeint sein kann, lässt sich aus Hunderten
von Fällen schließen, die kaum kommentiert und kaum verfolgt wurden.
Die Heuchelei dieser Aktivitäten lässt sich auch daran ablesen, dass
keine einzige der Initiativen, welche sich seit Jahren gegen die
Flut der Nazipropaganda stellen, bisher in irgendeines der
diskutierten Konzepte einbezogen wurde.
Zivilcourage wird in diesem Land nur gefördert, wenn sie von oben
kommt, und die Bedeutung der Couragierten wird nach der Anzahl ihrer
Bodyguards gemessen. Prominenz geht vor Kompetenz.
Die Nachrichtenagentur AP stellte eine Auswahl der Fälle des ersten
Halbjahres 2000 zusammen. Haben Sie je von diesen Fällen gehört? Hat
je einer dieser Ge- und Erschlagenen so viele Schlagzeilen erhalten
wie Frau Däubler-Gmelin, wenn sie mal wieder betont, Mord sei in
Deutschland verboten und versichert, man denke inzwischen u.U.
darüber nach, Mörder in Zukunft evtl. sogar zu bestrafen?
- 14. Januar - Der iranische
Schauspieler Shabbaz wird im Bahnhof von Meiningen in Thüringen
von einem 19-Jährigen zusammengeschlagen.
- 16. Januar - Bei einem
Angriff betrunkener Skinheads wird in Koblenz ein
Schwarzafrikaner verletzt.
- 10. Februar - Zwei
Jugendliche prügeln in Sperenberg auf einen türkischen
Imbissbetreiber ein. - In Perleberg bewerfen sieben Jugendliche
einen dunkelhäutigen Mann mit Steinen. Das Opfer kann unverletzt
fliehen. Drei Rechtsextremisten im Alter von 15 bis 18 Jahren
werden vier Tage später verhaftet.
- 21. Februar - Gegen fünf
reche Gewalttäter, die im August 1999 im vorpommerschen Eggesin
zwei Vietnamesen zusammengeschlagen und lebensbedrohlich
verletzt hatten, beginnt in Stralsund der Prozess.
- 22. Februar - Rechte
Jugendliche schlagen in der thüringischen Stadt Gotha aus
fremdenfeindlichen Motiven einen Ausländer zusammen. Der
30-Jährige aus Kuwait wird mit einer Armfraktur, Verdacht auf
Schädelhirntrauma und erheblichen Prellungen und Abschürfungen
ins Krankenhaus eingeliefert.
- 25. Februar - Die
rheinland-pfälzische Polizei nimmt zwei Männer und eine Frau aus
Rheinhessen fest, die im August 1999 die Wormser Synagoge und
den jüdischen Friedhof in Alsheim geschändet haben sollen.
- 3. März - Die Polizei
nimmt zwei Jugendliche wegen nazistischer und fremdenfeindlicher
Schmierereien an der Russischen Gedächtniskirche in Leipzig
fest.
- 4. März - Das Denkmal für
den zu Tode gehetzten Algerier Omar Ben Noui im
brandenburgischen Guben wird erneut geschändet. Unbekannte
stehlen die Gedenkplatte.
- 10. März - Rechtsextreme
veranstalten in der brandenburgischen Kleinstadt Wriezen eine
Hetzjagd auf linksgerichtete Jugendliche und verletzen dabei
einen 14-Jährigen lebensgefährlich.
- 15. März - Eine Gruppe
Jugendlicher beschimpft im Harzort Wernigerode in Sachsen-Anhalt
zwei Männer aus der Türkei mit ausländerfeindlichen Parolen und
beschießt sie aus Schreckschusswaffen.
- 16. März - Sieben
Skinheads werden in Essen nach einem Angriff auf einen
15-jährigen Schwarzafrikaner und einen gleichaltrigen Türken von
der Polizei dingfest gemacht.
- 17. März - Im
brandenburgischen Guben schänden Rechtsextreme den jüdische
Friedhof der Stadt.
- 30. März - Ein 16-jähriger
Jugendlicher schlägt und beschimpft in Mögelin zwei
Asylbewerber.
- 10. April - Gegen drei
Jugendliche wird Haftbefehl erlassen, weil sie im Bahnhof von
Ditzingen bei Stuttgart einen alkoholisierten 34-jährigen
Asylbewerber aus Sri Lanka niedergeschlagen und auf ein Gleis
geworfen haben sollen.
- 11. April - Die fünf
rechten Schläger, die im August 1999 zwei Vietnamesen im
vorpommerschen Eggesin zusammengeschlugen und einen
lebensgefährlich verletzten, werden zu Freiheitsstrafen zwischen
vier und sechs Jahren verurteilt.
- 15. April - Nach einem
Brandanschlag auf ein Ausländer- und Armenwohnheim in Dorfen bei
München werden acht rechtsradikale Jugendliche gefasst und dem
Haftrichter vorgeführt. Den 17 bis 19 Jahre alten Jungen und
Mädchen drohen Freiheitsstrafen wegen versuchten Mordes und
schwerer Brandstiftung.
- 21. April - Auf die
Erfurter Synagoge wird ein Brandanschlag verübt. Als
tatverdächtig gelten Rechtsextreme, die zuvor in der Nähe des
jüdischen Gotteshauses Hitlers Geburtstag gefeiert hatten.
- 29. April - Neun
Vietnamesen werden bei einer Feier am Kiessee Waschow von einer
etwa 15-köpfigen Gruppe im Alter zwischen 17 und 22 Jahren
angegriffen.
- 7. Mai - Vier Männer
werfen einen Brandsatz in die Wohnung einer vietnamesischen
Familie.
- 1. Juni - Ein Afrikaner
aus Togo wird in Rostock angegriffen, geschlagen und beraubt.
- 2. Juni - Ein 24-jähriger
Student aus Sudan wird in Greifswald von zwei jungen Männern mit
Fäusten und Fußtritten traktiert.
- 11. Juni - Ein 39 Jahre
alter Mosambikaner erliegt im Städtischen Klinikum von Dessau
vier Tage nach einem Überfall rechtsextremer Schläger seinen
schweren Verletzungen. Der seit den 80er Jahren in Deutschland
lebende Vater von drei kleinen Kinder war von drei 16, 17 und 25
Jahre alten Männern im Dessauer Stadtpark überfallen und
niedergeschlagen worden.
- 26. Juni - Ein 15-jähriger
Asylbewerber aus Irak wird im mecklenburgischen Friedland
angegriffen und geschlagen.
- 28. Juni - Vier Männer im
Alter zwischen 18 und 26 Jahren schlagen mit einem Ziegelstein
die Fensterscheibe eines islamischen Gebetshauses ein. Der
18-jährige Hauptbeschuldigte ist eine Führungsfigur der
NPD-Nahen rechtsextremistischen «Kameradschaft Gera».
- Ende Juni - Zwei junge
Männer und eine Frau erschlagen in Greifswald einen 47-Jährigen.
- 2. Juli - Bei
ausländerfeindlichen Ausschreitungen auf einem Volksfest in
Malchow im mecklenburgischen Müritzkreis werden zwei Iraker, ein
Türke sowie drei Deutsche verletzt.
- 3. Juli - Vier Potsdamer
werden nach «Heil Hitler»- und «Sieg Heil»-Rufen an einer
Bushaltestelle in der Landeshauptstadt festgenommen. - In Golßen
im Landkreis Dahme-Spreewald wird ein Haus mit Hakenkreuzen und
SS-Runen besprüht. - An einem See bei Trebbin im Landkreis
Teltow-Fläming beschlagnahmt die Mobile Einsatzgruppe gegen
Gewalt und Ausländerfeindlichkeit ein T-Shirt mit Symbolen der
1995 verbotenen Neonazi-Organisation «Deutsche Alternative».
- 4. Juli - In Düsseldorf
werden zwei Ausländer von sieben rechten jungen Deutschen brutal
überfallen - In Bochum wird ein 35 Jahre alter geistig
behinderter Mann bei einem Überfall schwer verletzt. - In
Wuppertal wird ein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus
mit rechtsradikalen Parolen und Symbolen beschmiert.
- 9. Juli - Skinheads
überfallen am KZ-Mahnmal Kemna in Wuppertal-Beyenburg rund 20
Angehörige linker Gruppen, die dort der Nazi-Opfer gedachten. -
In Wismar prügeln und treten fünf Jugendliche einen 52-jährigen
Obdachlosen zu Tode.
- 24. Juli - Rechtsradikale
schlagen einen 51-jährigen Obdachlosen im Seebad Ahlbeck tot.
- 25. Juli - Zwei Kinder von
Asylbewerbern werden in einer Potsdamer Straßenbahn angegriffen
und leicht verletzt. Etwa fünf junge Deutsche stoßen einen
14-jährigen Kenianer an einer Haltestelle aus der Bahn und
attackierten einen 13-jährigen Kongolesen mit Schlägen und
Tritten.
- 29. Juli - Zwei Afrikaner
aus Togo und Sudan entkommen in Eisenach am Bahnhof nur knapp
einer Horde gewalttätiger Neonazis. Sie werden von vier Tätern
bis in die Stadt verfolgt.
haGalil onLine
22-08-2000
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