Eingegraben
in die Seelen der Kinder:
Narben die nicht verheilen
"Das Kind das für sich
weint, für sich allein,
hat niemanden, der es tröstet. Es rechnet
mit niemandem.
Davor habe ich am meisten Angst."
Oliver
Viest
Narben die nicht verheilen. Krieg und Vernichtung,
die sich tief in die Seelen der Kinder eingegraben haben. Robert Bober erzählt
von der Zeit danach und von dem, was verschwunden ist.
"Berg und Beck", ein Roman mit autobiografischen
Zügen, nimmt die Perspektive eines jüdischen Erziehers im Nachkriegs-Frankreich
ein, der selbst zu den glücklichen Überlebenden dieser dunklen Zeit gehört.
Sein Nachbar und Kinderfreund, Berg, hatte dieses
Glück nicht und wurde irgendwo in Europa mit seiner Familie ermordet.
Kindheitserinnerungen vermischen sich mit Briefen an den Verschollenen.
Und doch spielt dieser Roman in der Gegenwart,
berichtet von den Wunden der überlebenden Kinder in einem Heim. Nicht in
düsterem Licht erscheinen die Geschichten, sondern fröhlich, zwischen der Tour
de France und Jazzmusik, zwischen Fotografie und Kinderspielen. Bober schreibt
im Jetzt. Aber dass seine Protagonisten so sind wie sie sind hat natürlich mit
ihrer Vergangenheit zu tun.
Was bleibt einem Kind, das zwar mit dem Leben
davongekommen ist, dem sonst aber alles genommen wurde? Es sind die kleinen
Anekdoten, die auf die Schrecken von Auschwitz und die Schrecken vom Krieg
deuten: Die kleine Laura, die ihre Puppe zu Ihrer Mutter umfunktioniert, Nathan,
der in einem Schuhladen die Schuhe zu einem hohen Haufen dekoriert, wie er es in
Birkenau gesehen hat.
Ähnlich wie schon in Bobers Erstlingswerk "Was
gibt's Neues vom Krieg" werden die Schrecken vom Krieg nie ans grelle Licht
gezerrt, liegt das Große in den kleinen Dingen und steht doch ein warmes Licht
am Ende.
Dass es irgendwie weitergeht, weil es irgendwie
weitergehen muss klingt tröstlich und grausam banal.
Waren die Kinder in Bobers erstem Roman ein
wichtiger Bestandteil seines Romans, werden sie hier zu zentralen Figuren. An
die Tiefe und Lebendigkeit seines Erstlingswerkes kommt Bobers "Berg und Beck"
allerdings nicht heran. Was auch nicht ganz einfach ist, gehörte dieser doch zu
der Handvoll Romanen, die man auf immer in sein Herz schließt.
Bober, Robert: