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Absagen Elie Wiesels sowie
Boykottaufrufen verschiedener Opferverbände zum Trotz werden die Wiener
Philharmoniker am 7. Mai Beethovens Neunte Symphonie in der Gedenkstätte des
ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen zur Aufführung bringen.
Das bekräftigten die Wiener
Philharmoniker bei einer Pressekonferenz letzten Montag. Allerdings, so Leon
Zelman vom Wiener "Jewish Welcome Service" und einer der Hauptinitiatoren, möge
sich die neue österreichische Regierung darüber bewusst sein, dass sie die
Finanzierung des Projekts – wie von der alten Regierung zugesagt – übernehmen,
der Veranstaltung selbst allerdings fernbleiben möge. Die Regierungsmitglieder
sollten selbst einsehen, dass sie "dort nicht hin gehören", so Zelman, der das
Konzert als Signal an Österreich, Europa und die heutige Jugend bezeichnete.
Philharmoniker-Geschäftsführer Clemens
Hellsburg sieht dieses Signal einerseits als "Demut vor den Opfern und Würdigung
ihres Leidensweges", andererseits als "Aufbruch in eine menschenwürdigere
Zukunft". Mauthausen stünde als Symbol dafür, wozu Menschen fähig seien, so
Hellsburg. Er betonte zudem, dass die Philharmoniker kein Honorar für die
Aufführung und etwaige Nutzungsrechte verlangten und wies darauf hin, dass das
weltberühmte 158 Jahre alte Orchester mit diesem Konzert auch seine eigene
Geschichte "bespielt", waren doch während des Nationalsozialismus
überproportionale 42 Prozent der Orchestermusiker Mitglieder der NSDAP. Das
Konzert wird vom österreichischen Fernsehen gefilmt und weltweit ausgestrahlt
werden.
Anton Legerer, Jr. für hagalil online
anton@hagalil.com
haGalil onLine 10-03-2000
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